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Baumeister: das Architektur-Magazin — 23.1925

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Beilage zu Heft 1
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Langenberger, Robert: Karm abu Mina
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https://doi.org/10.11588/diglit.70021#0030

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B 4

DER BAUMEISTER - 1925, JANUAR ° BEILAGE

HEFT 1


Detail vom heiligen Bade: Die Dreizellenkammer (cella trichora)

bauten des Menas-
klosters mit herrlichen
Repräsentationsräumen
undTablinum. Mehrere
Fried hole, wie dasNord-
coemeterium und seine
Basilika, die Südnekro-
pole und der Ostfried-
hof konnten leider nur
teilweise blossgelegt
werden. .-— Wesentlich
aber haben die Ausgra-
bungen von Karm abu
Mina zur Vermehrung
unserer Kenntnisse über
den frühchristlichenPri-
vatbau, über Zisternen
und Bewässerungs-An-
lagen und Keltereien
beigetragen.
Es wäre zu wün-
schen, dass der deut-
schen Wissenschaft,
dass deutschen Gelehr-
ten in Bälde wiederum
sich die gleiche freie
Möglichkeit wissen-
schaftlicher Forschungs-
arbeit in jenen Gebieten
geben möchte, wie sie
in Friedenszeiten ge-
botenwar. Deutschland
ist wohl durch den Krieg
und die Nachkriegszeit
arm an materiellen Gü-

wallfahrten, die 12000 Mann starke Garnison ungerechnet, die
ihr Kaiser Zeno zum Schutze lieh. Einer der zahlreichen
Christenverfolgungen des neunten Jahrhunderts — Kaufmann
nimmt an, den Mordbrennern alexandrinischer Sakralbauten

fern geworden, nicht aber arm an geistigem Besitz und geisti-
gen Fähigkeiten.
Eine Fülle von Material wurde gehoben und gesammelt
eine Fülle harrt wohl noch ihrer Hebung. Genauere Kennt-

unter dem ersten Schenute — fiel das Heilig-
tum zum Opfer, nachdem es schon vorher
unter den innerkirchlichen Streitigkeiten zwi-
schen Jakobiten und Melkiten sehr zu leiden
gehabt hatte.
Das ist in grossen Umrisslinien die Ge-
schichte dieser frühchristlichen Stadt. Was
dazwischenliegt, ist legendenverwobene Text-
überlieferung, die meist der objektiven Be-
richterstattung entbehrt und mit Vorsicht auf-
genommen werden muss.
Es darf bei der nachhaltigen Plünderung
der Stadt durch den fanatischen Muslim nicht
verwundern, dass die Ausgrabungen in Karm
abu Mina nicht überaus reiche Ergebnisse be-
züglich der Hebung von Schmuck- oderWert-
gegenständen zeitigten; um so reichhaltiger
sind dagegen die Funde auf architektonischem
Gebiete zu nennen. Herrliche Kapitelle und
Ornamente wurden aus dem Trümmerfeld ge-
borgen, interessante Aufschlüsse über den
frühchristlichen Basilikenbau gewonnen, ein
überraschender Einblick in die Kulturentwick-
lung und Bedürfnisse jener christlichen Be-
wohner. Grandiose unterirdische Anlagen, die
unter Berücksichtigung der damals zur Ver-
fügung stehenden primitiven technischen Hilfs-
mittel geradezu als kühn in ihrer Konstruk-
tion bezeichnet zu werden verdienen, ein
mächtiger Kryptoportikus, schliesslich die
Gruft des Märtyrers selbst vermitteln einen
Einblick in die bautechnischen Anforderungen,
die der frühchristliche Totenkult im Südosten
stellte.
Von überraschenden Dimensionen sind die
Sakralbauten, wie die Gruftbasilika oder die
Basilika des Kaisers Arkadius, die ein Glanz-
stück unter den Marmorbauten gewesen sein
musste. Ebenso gross im Massstabe wie im
Prunke ihrer Ausstattung sind die Bäder-
basilika und dieThermenanlagen. EineBasilika
mit Gegenchören fällt besonders augenschein-
lich auf. Einen eigenen Abschnitt in der Aus-
grabung bilden die Koinobien und Neben-


Beispiele von Kapitellen aus dem Menaskloster
 
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