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Baumeister: das Architektur-Magazin — 23.1925

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Beilage zu Heft 1
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Langenberger, Robert: Karm abu Mina
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https://doi.org/10.11588/diglit.70021#0029

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=~ DER BAUMEISTER

— MONATSHEFTE -
FÜR ARCHITEKTUR
UND BAUPRAXIS


Saal in der Flucht der Repräsentationsräume der Menas-Koinobien

KARM ABU MINA
Der mächtige Eindruck, den das alte Wunderland Aegyp-
ten mit seiner sagenumwobenen Geschichte und seinen mär-
chenhaften Schätzen wiederum auf die gesamte Kulturwelt
seit der Entdeckung des Königsgrabes Tut-ench-amuns aus-
wirkte, lassen einen Hinweis auf eine deutsche Expedition
rechtfertigen, die gleich der Carnavon’schen, von seltenem
Glück begünstigt, ein überaus reiches Ergebnis zeitigte: Die
Expedition Professor Kaufmanns und die Entdeckung des
grossen Menasheilig-
tumes am Karm abu
Mina. — Zahlreiche
nubische und äthiopi-
sche Texte, wie z. B.
die von Sir Wallis
Budge im Britischen
Museum entdeckte
Menashandschrift, be-
richteten von einer
mächtigen christlichen
Siedlung in der heu-
tigen Mareotiswüste,
einem hervorragen-
denWallfahrtsorte mit
schier unermesslichen
Reichtümern. — Die
christliche Legende
lässt Sankt Menas,
dessen Fest die ka-
tholische Kirche am
11. November begeht,
im Jahre 296 den Mär-
tyrertod sterben und
seinen Leichnam von
Christen bergen, die
ihn seiner ägyptischen
Heimat zuführen und

dort bestatten wollten. In der Westwüste der mareotischen
Landschaft weigerten sich die Lasttiere weiterzuziehen; eine
Offenbarung bestimmte die begleitenden Christen, den Leich-
nam hier zu bestatten und eine Kirche über dem Grabe zu
errichten. Die Erde rings um die Gruft erhält nun heilende
Kraft, Menschen suchen und finden Gesundung, selbst Toten-
erweckungen werden berichtet, eine Tochter des Kaisers
von Konstantinopel findet Genesung von ihrem Leiden und
der dankbare Kaiser lässt eine prunkvolle Kirche errichten,
seine Notabein einladend, sich dorten Häuser zu bauen. —
Das ist die Geschichte
des Menasheiligtumes
und zugleich des Me-
naskultes, der sich über
die ganzen Christen-
lande und-völker aus-
breitet. Karm abu Mi-
na, die Heilige Stadt
der Wüste, aber wird
das Lourdes des Alter-
tumes. — Ihre Blüte-
zeit sieht die Stadt im
fünften und sechsten
Jahrhundert. Mächtige
Koinobialbauten mit
Arkaden und Ueber-
fluss an kostbarstem
Marmor erhoben sich
neben den Sakralbau-
ten und man schätzt
dieEinwohnerzahlund
ihre Dependenzen auf
viele Tausende, die
Pilgerscharen unge-
rechnet, die nach tau-
senden das ganze Jahr
hindurch zu dem
Grabe des Heiligen


Nordwestecke des Arkadiusbaues. — Rechts hinter dem Zeichentisch Abstieg zur Menasgruft
 
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