PA PR RA LJ AA E I ST F R pu”?Trchitektur
1925 APRIL H.4 1—^ L/lV 2 Y 1 ▼ > 1—/ > 1 L>1\ UND BAU PRAXIS
Blick von der Peterskuppel auf Rom
BILDER AUS ROM (Siehe auch Ta fei 32)
Von jeherwarRom, das ewigeRom, das Ziel nordischerSehn-
sucht. Die Nennung seines Namens erfüllte mit dem Gefühl des
Wunsches oder der Erinnerung, zauberte vor das geistige Auge
das Phantasiebild eines tiefblauen Himmels und leuchtender
Marmorruinen, ein ideal romantisches Bild des Zerfalles und
der Vergänglichkeit. Rom fesselt in den Bann seiner Geschichte
gewaltigen Menschenringens um Macht und Vorherrschaft, um
Macht, Glanz und Gold, die mit Strömen von Blut errungen
werden mußten, um wieder verloren zu gehen, die mit
brutaler Gewalt und List, mit Klugheit und Meuchelmord,
mit allen Mitteln, deren Menschengeist fähig ist, zu erhalten
gesucht wurden und doch nicht gehalten werden konnten.
Von all der Pracht in Stein und Erz gebannt, ist wenig nur
erhalten geblieben, in weite fremdwirkende Museumssäle ver-
dammt oder als trauernde Trümmer inmitten der Zeugen
einer neuen Zeit auf alten Plätzen verblieben. In diesen Ruinen
aber liegt hauptsächlich die Poesie des antiken Roms. Die
mächtigen Ueberreste einer hochentwickelten Kunst und
Kultur verleiten zu stillem Träumen in eine Zeit, da jene
Blöcke machtvoll zusammengefügt als herrliche und glanz-
volle Baumaie der Spiegel einer der glanzvollsten Zeiten der
Weltgeschichte waren. Wer könnte sich auf dem Wege von
Rom nach Fratocchie dem gewaltigen Eindrücke entziehen,
den die in den Jahren 1850/53 von Canina freigelegte und
wiederausgegrabene Via appia mit ihren imposanten Trümmer-
resten ausüben muß. Diese größte und prächtigste Straße
des alten Italiens ist eine der besterhaltenen Zeugen des
großartigen Kolonisationsgeistes des Oppidum. Sind doch
heute noch, nach über zweitausend Jahren, Ueberbleibsel
der römischen Straße in Benützung. Ihr erster Erbauer war
der Zensor Appius Claudius Cäcus, 312 vor Christi Geburt,
der sie von der Porta Capena in Rom über Aricia, Terra-
cina, Fundi, Minturna und Suessa bis Capua führen liess.
Als sie nach Trajan vollendet war, betrug ihre Länge über
450 Kilometer und verband die Weltstadt mit Brundusium,
dem Ueberfahrtshafen nach Griechenland. Ihre Grundlage
besteht aus grobem, festgestampftem Kies und kleinen Feld-
steinen, die von glatten und genau ineinandergefügten Quader-
steinen bedeckt waren. Zu beiden Seiten befanden sich 70
Zentimeter hohe, steinerne Einfassungen, Ruhebänke und
Meilensteine, hinter denen sich zahlreiche prächtige Grab-
monumente aneinanderreihten. Unschwer kann sich die Phan-
tasie ein ergänzendes Bild aus den noch erhaltenen Resten
vorstellen, ein Bild, das das treibende laute Leben mit den
prunkenden Malen des allgewaltigen Todes auf das engste
verbindet. — Rund ein halbes Jahrtausend später führt ein
zweites, nicht minder eindrucksvolles Bild, die Engelsburg.
Rom steht noch immer auf der Höhe seiner Macht, wenn-
gleich an seinen Grenzen bereits Gegner erstanden, die seine
Macht bedrohten und deren rohe, barbarische Tapferkeit das
alte Rom erzittern ließ. Was sich heute noch den Blicken
der Besucher bietet, ist nichts weiter, als eine gewaltige Ruine
mit einer Zwecksbestimmung, die im Laufe der Jahrhunderte
eine merkwürdige Wandlung erfahren hatte. Kaiser Hadrian
hatte sie im Jahre 136 nach Chr. Geb. als Mausoleum auf
dem rechten Tiberufer und gleichsam als Abschluß der zwei
Jahre vorher von ihm errichteten Pons Aelius erbaut. Auf
einem gewaltigen viereckigen Unterbau von je 90 Meter
Seitenlänge und einer Höhe von 31 Meter, mehr als zur
Hälfte unter dem Boden, erhob sich ein mächtiger Rundbau,
ganz mit Marmor bekleidet und mit vielen Statuen geschmückt.
Ein spiralförmiger Gang führt zu der viereckigen Grabkammer
des Kaiserhauses, in der noch vier Nischen für Graburnen
sichtbar sind, während Hadrian selbst im Mittelpunkte in
einem prunkendenPorphyrsarg ruhte. Die ursprüngliche Herr-
lichkeit und Pracht ist heute verschwunden. Das Mausoleum
wurde im Jahre 537 als Festungsturm gegen den Ansturm
der Goten benützt, seine kostbaren Statuen als Schleuder-
geschosse gegen den Feind verwendet. Von nun an bleibt
das ehemalige Grabmal Festung, Stützpunkt der weltlichen
Macht des Papsttums, das in den oberen Stockwerken völlig
lichtlose Gefängniszellen und päpstliche Gemächer einrichtet.
1925 APRIL H.4 1—^ L/lV 2 Y 1 ▼ > 1—/ > 1 L>1\ UND BAU PRAXIS
Blick von der Peterskuppel auf Rom
BILDER AUS ROM (Siehe auch Ta fei 32)
Von jeherwarRom, das ewigeRom, das Ziel nordischerSehn-
sucht. Die Nennung seines Namens erfüllte mit dem Gefühl des
Wunsches oder der Erinnerung, zauberte vor das geistige Auge
das Phantasiebild eines tiefblauen Himmels und leuchtender
Marmorruinen, ein ideal romantisches Bild des Zerfalles und
der Vergänglichkeit. Rom fesselt in den Bann seiner Geschichte
gewaltigen Menschenringens um Macht und Vorherrschaft, um
Macht, Glanz und Gold, die mit Strömen von Blut errungen
werden mußten, um wieder verloren zu gehen, die mit
brutaler Gewalt und List, mit Klugheit und Meuchelmord,
mit allen Mitteln, deren Menschengeist fähig ist, zu erhalten
gesucht wurden und doch nicht gehalten werden konnten.
Von all der Pracht in Stein und Erz gebannt, ist wenig nur
erhalten geblieben, in weite fremdwirkende Museumssäle ver-
dammt oder als trauernde Trümmer inmitten der Zeugen
einer neuen Zeit auf alten Plätzen verblieben. In diesen Ruinen
aber liegt hauptsächlich die Poesie des antiken Roms. Die
mächtigen Ueberreste einer hochentwickelten Kunst und
Kultur verleiten zu stillem Träumen in eine Zeit, da jene
Blöcke machtvoll zusammengefügt als herrliche und glanz-
volle Baumaie der Spiegel einer der glanzvollsten Zeiten der
Weltgeschichte waren. Wer könnte sich auf dem Wege von
Rom nach Fratocchie dem gewaltigen Eindrücke entziehen,
den die in den Jahren 1850/53 von Canina freigelegte und
wiederausgegrabene Via appia mit ihren imposanten Trümmer-
resten ausüben muß. Diese größte und prächtigste Straße
des alten Italiens ist eine der besterhaltenen Zeugen des
großartigen Kolonisationsgeistes des Oppidum. Sind doch
heute noch, nach über zweitausend Jahren, Ueberbleibsel
der römischen Straße in Benützung. Ihr erster Erbauer war
der Zensor Appius Claudius Cäcus, 312 vor Christi Geburt,
der sie von der Porta Capena in Rom über Aricia, Terra-
cina, Fundi, Minturna und Suessa bis Capua führen liess.
Als sie nach Trajan vollendet war, betrug ihre Länge über
450 Kilometer und verband die Weltstadt mit Brundusium,
dem Ueberfahrtshafen nach Griechenland. Ihre Grundlage
besteht aus grobem, festgestampftem Kies und kleinen Feld-
steinen, die von glatten und genau ineinandergefügten Quader-
steinen bedeckt waren. Zu beiden Seiten befanden sich 70
Zentimeter hohe, steinerne Einfassungen, Ruhebänke und
Meilensteine, hinter denen sich zahlreiche prächtige Grab-
monumente aneinanderreihten. Unschwer kann sich die Phan-
tasie ein ergänzendes Bild aus den noch erhaltenen Resten
vorstellen, ein Bild, das das treibende laute Leben mit den
prunkenden Malen des allgewaltigen Todes auf das engste
verbindet. — Rund ein halbes Jahrtausend später führt ein
zweites, nicht minder eindrucksvolles Bild, die Engelsburg.
Rom steht noch immer auf der Höhe seiner Macht, wenn-
gleich an seinen Grenzen bereits Gegner erstanden, die seine
Macht bedrohten und deren rohe, barbarische Tapferkeit das
alte Rom erzittern ließ. Was sich heute noch den Blicken
der Besucher bietet, ist nichts weiter, als eine gewaltige Ruine
mit einer Zwecksbestimmung, die im Laufe der Jahrhunderte
eine merkwürdige Wandlung erfahren hatte. Kaiser Hadrian
hatte sie im Jahre 136 nach Chr. Geb. als Mausoleum auf
dem rechten Tiberufer und gleichsam als Abschluß der zwei
Jahre vorher von ihm errichteten Pons Aelius erbaut. Auf
einem gewaltigen viereckigen Unterbau von je 90 Meter
Seitenlänge und einer Höhe von 31 Meter, mehr als zur
Hälfte unter dem Boden, erhob sich ein mächtiger Rundbau,
ganz mit Marmor bekleidet und mit vielen Statuen geschmückt.
Ein spiralförmiger Gang führt zu der viereckigen Grabkammer
des Kaiserhauses, in der noch vier Nischen für Graburnen
sichtbar sind, während Hadrian selbst im Mittelpunkte in
einem prunkendenPorphyrsarg ruhte. Die ursprüngliche Herr-
lichkeit und Pracht ist heute verschwunden. Das Mausoleum
wurde im Jahre 537 als Festungsturm gegen den Ansturm
der Goten benützt, seine kostbaren Statuen als Schleuder-
geschosse gegen den Feind verwendet. Von nun an bleibt
das ehemalige Grabmal Festung, Stützpunkt der weltlichen
Macht des Papsttums, das in den oberen Stockwerken völlig
lichtlose Gefängniszellen und päpstliche Gemächer einrichtet.