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Baumeister: das Architektur-Magazin — 23.1925

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Beilage zu Heft 7
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XXII. Bundestag des B.D.A. in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.70021#0167

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B 52

DER BAUMEISTER . 1925, JULI « BEILAGE

HEFT 7

Stellung. Der nächste Tag diente Besichtigungen des Deut-
schen Museums, der Technischen Hochschule uud der Ver-
kehrsausstellung. —
Mußte die Münchener Tagung des B.D.A. mehr als Zusam-
menkunft zu fruchtbarer Arbeit betrachtet werden, so einten
sich in der anschließenden Bundesfahrt nach Wien wissen-
schaftlicher und geselliger Teil zu einem selten fröhlichen
und launigen Ganzen. Vor allem muß hier der großartigen
Hingabe und Sorgfalt gedacht werden, mit der die Zentral-
vereinigung der Architekten Oesterreichs Z.V. sich der Zu-
sammenstellung des abwechslungsreichen Programmes be-
fleißigte, der offenen und überaus herzlichen Gastfreundschaft
der österreichischen Kollegen, die mit liebenswürdiger Fein-
heit von Beginn der Fahrt an jedes Gefühl der Fremdheit zu
bannen verstand. Eine besondere Note aber verlieh noch
weiterhin die offizielle Beteiligung der österreichischen Behörden
beim Empfange der Fahrtteilnehmer, die sich über den Rahmen
einer Bundesfahrt hinaus als nationales Einigkeitsbewußtsein

tiefgründige Kenntnis des Donaugebietes überraschte, und der
liebenswürdigen Frau Architekt Baumgarten für ihre rastlose
Fürsorge und Bemühungen um die Fahrtgäste.
Wien, die alte, lachende Kaiserstadt, die irrigerweise auch
„das sterbende Wien“ genannt wird, lebt heute immer noch
in der unbekümmerten, lustigen Wiener Art, in der sprühenden
und biegsamen Eleganz, wie sie sich dem Fremden in Strauß-
sehen Melodien verkörpert. Die Wiener Kollegen hatten der-
artige Vorbereitungen getroffen, daß die ankommenden Gäste
ohne weiteres in bereitgehaltenen Autoomnibussen und Auto-
droschken auf kürzestem Wege in sausender Fahrt in die für
sie vorherbestimmten Hotels gelangen und gegen 9 Uhr be-
reits wieder im Marmorsaal des Kursalons zum gemeinsamen
Abendessen sich zusammenfinden konnten. Seine besondere
Weihe empfing dieser Abend durch die Begrüßung der hiebei
vertretenen Deutschen Gesandtschaft, des österreichischen
Handelsministeriums, der Niederösterreichischen Ingenieur-
Kammer, der Künstlerdelegation und anderer Korporationen,


Teilnehmer an derTagung
mit dem bedeutungsvollen Motto: „Tor auf nach Deutschland“
deuten und vereinbaren ließ.
Für die im Sonderzug von München nach Passau gekom-
menen Teilnehmer war für die Weiterfahrt auf der Donau
der Sonderdampfer „Franz Schubert“ in schmucker Flaggen-
gala zur Verfügung gestellt, auf dem die Fahrtgäste eine
vorzügliche Bewirtung erfuhren. In Linz wurde die Fahrt erst-
mals unterbrochen. Gegen 7 Uhr abends angekommen und
durch die Vertretung des Vereins der Ingenieure in Ober-
österreich auf das herzlichste begrüßt, konnten sämtliche
Teilnehmer dank der vortrefflichen Vorbereitung durch die
österreichischen Kollegen in bereitgestellten Sonderwagen
raschest in die vorherbestimmten Hotels gebracht werden, um
bereits eine halbe Stunde später schon in den zu ihrer Be-
förderung bereitgestellten Sonderwagen der Bergbahn die
Fahrt auf den 537 m hohen Pöstlingberg anzutreten. Auf der
aussichtsreichen Bergterrasse, deren Tische in reichem Rosen-
schmucke prangten, wurde unter den Klängen einer originellen
Tafelmusik das gemeinsame Abendessen eingenommen. Ver-
treterder Landesregierung und der Stadtverwaltung widmeten
den deutschen Gästen herzliche Begrüßungsworte.
Am nächsten Morgen um 7 Uhr 30 erfolgte die Weiterfahrt
auf dem „Franz Schubert“ nach Kloster Melk, dessen Kirche
und Bibliothek —- Glanzstücke aus der Barockzeit — besichtigt
wurden, und von hier nach Wien, das nach eindrucksvoller
Fahrt abends gegen 7 Uhr erreicht wurde. Besonderen Dank
und Anerkennung für ihre Verdienste an dem harmonischen und
glücklichen Gelingen der Donaufahrt gebührt dem unermüd-
lichen Präsidenten der Z.V., Baurat Professor Theiss, für seine
vorbereitende Tätigkeit, Professor Othmar von Leixner, der in
seinen Vorträgen und Erklärungen stets aufs neue durch seine

vor dem Rathaus in Wien
wie auch durch die Anwesenheit prominenter Gäste aus
Amsterdam und Prag. Den Höhepunkt des Abends bildete
die Ehrung von Geh. Regierungsrat Professor Dr. Gurlitt, den die
Z.V. zu ihrem Ehrenmitglied ernannte. Ein interessanter Vor-
trag von Professor Dr. D. Frey über die Entwicklung der
Stadt Wien beschloß den Abend.
Am 25. Juni, vormittags 9 Uhr 30, versammelten sich die
Fahrtteilnehmer, einer Einladung des amtsführenden Stadtrats
folgend, im Festsaale des Rathauses, wo sie durch den Ver-
treter der Stadtverwaltung begrüßt wurden. In seinen ebenso
gehaltvollen wie ungezwungenen Ausführungen brachte er
den Anschlußwillen an das große deutsche Mutterland zum
Ausdruck, die Hoffnungauf die endliche Vereinigung mit Groß-
deutschland und wies auf die hervorragende Bedeutung Wiens
als Bollwerk deutscher Kultur hin, die es aufs neue zu bewähren
bereit sei. — Dieser Begrüßung folgte unmittelbar die Er-
öffnung der anläßlich dieser Tagung im Rathause veranstal-
teten Architekturausstellung über die Bautätigkeit der Gemeinde
Wien, die ein glänzendes Zeugnis für die weitblickenden Lei-
stungen der Stadtgemeinde auf dem Gebiete der Wohnungs-
fürsorge darstellte, ein ebenso beredtes Zeugnis aber auch
gleichzeitig für die überraschenden Leistungen der Wiener
Architektenschaft darstellte. Die Wiener Arbeitsweisen und
Arbeitsleistungen auf diesem Gebiete könnten auch maßge-
benden deutschen Staats- wie Kommunalbehörden als Vorbild
dienlich sein!
Der Veranstaltungsausschuß, der unter der Leitung des Kol-
legen C. Poppovits so Ersprießliches leistete, mochte wohl vor-
ausgesehen haben, daß bei allen, die Gelegenheit hatten, die
Ausstellung im Rathaus zu besichtigen, der Wunsch wach-
gerufen werden mußte, die in Lichtbildern und Zeichnungen
 
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