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Baumeister: das Architektur-Magazin — 23.1925

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Heft 9
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Kempen, Wilhelm van: Das Kreishaus II und Finanzamt zu Bernburg in Anhalt
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https://doi.org/10.11588/diglit.70021#0212

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82

DER BAUMEISTER □ 1925, SEPTEMBER

Obergeschosses in deralten
Form erhalten werden, weil
dieserTeil den Sitzungssaal
des Kreistages birgt und
die drei alten Fenster im
Oberstock der Empore Licht
zuführen. Die stärkste Fas-
sadenänderung ist der Hof-
seite zuteilgeworden. Hier
ist — abgesehen von der
Fensterumwandlung — vor
allem das Vestibül als stark
wirkendes Mittelrisalit als
neuer Faktor hinzugetreten,
desgleichen die Fensterzone
im Dachgeschoß. Das ge-
samte Aeußere des Kreis-
hauses und Finanzamtes ist
als eine von feinem künst-
lerischen Gefühl und liebe-
vollem Anpassungsvermö-
gen geleitete Anlage zu be-
werten. Ein Vergleich des
Mittelrisalites im alten und
im neuen Zustande läßt dies
noch besonders in die Er-
scheinung treten, wobei der
Wirkung des Ganzen we-
sentlich die Fortnahme aller
•häßlichen Zutaten späterer
Zeit, wie sichtbare Regen-
rohre, Briefkasten, Laterne,
Hydrantenschilder, dienlich
ist. Modernes baukünstle-
risches Empfinden und
denkmalpflegerischer Kon-
servativismus haben an die-


* Das Kreishaus II und Finanzamt in Bernburg Ansicht vor dem Umbau
*Arch. Reg.- u. Baurat Dipl.-Ing. H. Wendler - Bernburg

sem Bauwerk und seiner
Fassade gleich glücklichen
Anteil.
Für die Gestaltung des
Inneren waren völlig andere
Maßstäbe maßgebend. Hier
brauchte in keiner Weise
auf Altes Rücksicht genom-
men zu werden — allein die
alte Achsengliederung war
einzuhalten—, hier konnte
modernes Empfinden sich
rückhaltlos aussprechen.
Der Plan der beiden Ge-
schosse überrascht und er-
freut durch die vorzügliche
klare und übersichtliche
Raumverteilung, die durch-
aus einfach gehalten, doch
nicht knauserig mit dem
Raume verfährt, sondern in
Vestibül und Sitzungssaal
einen gewissen, aber durch-
aus zu rechtfertigenden
Raumluxus sich gestattet.
Die Formen der Archi-
tektur des Inneren halten
sich gleich entfernt von ir-
gendwelcher Kopie 18. Jahr-
hunderts wie von über-
starker Betonung des Mo-
dernen. Damit ist zwischen
der Außenansicht und der
Gestaltung des Innern eine
wohltuend empfundene Ver-
bindung hergestellt. Der
Bau erstand in den Jahren


*Ansicht nach dem Umbau
 
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