Baumeister: das Architektur-Magazin — 23.1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.70021#0314
DOI Heft:
Heft 12
DOI Artikel:Neue Bauten der deutschen Reichspost
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DER BAUMEISTER □ 1925, DEZEMBER
113
Postscheckamt Nürnberg — Haupteingang
bestimmen dürfe. — Auch von dem gegensätzlichen Extrem,
der sklavischen Kopie der alten Ueberlieferung, innerhalb des
umgebenden Rahmens sich loszulösen, bleibt Ziel und Streben
einer neuen Formempfindung. Auf dem goldenen Mittel zwischen
diesen beiden Extremen fußen die neuen Postbauten Bayerns.
Kühle Sachlichkeit spricht aus der Fassade des Oberpost-
direktionsgebäudes zu München. Eine ernste Herbe ersteht
aus straffer Gliederung, ein ruhiger und gleichmäßiger Rhyth-
mus zieht durch die horizontalen Fensterreihen. Die Eck-
punkte der großzügigen Anlage flankieren vier in ihrem Aus-
drucke von monumentalem Ernste gehaltene Türme, steigern
das Bild zum Spiegel der Zeit, in der sie entstanden. Es fehlt
der Ueberschwang früherer Monumentalbauten, es fehlt das
Zwecksfremde, das früher so gerne mit dem Schlagworte der
Repräsentanz in Formen des Barocks oder in eine Verklebung
der Fassaden mit Putten und klassizistischen Säulenkopien
eingekleidet wurde. Der ganze Bautenkomplex in seiner
mächtigen Ausdehnung ist Zwecksverkörperung, Stimmungs-
malerei mit den einfachsten Mitteln, einzig wirkend durch die
Proportion der Maße und Massen. Die letzte Abrundung gibt
das Wechselspiel der Farben, zum dunklen Schieferdach das
Betongrün der Fassaden, in diesem weiße Fenster, umrahmt
von einem schmalen Bande blauroter Eisenklinker.
Anschließend an das Oberpostdirektionsgebäude ersteht,
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Postscheckamt Nürnberg — Haupteingang
bestimmen dürfe. — Auch von dem gegensätzlichen Extrem,
der sklavischen Kopie der alten Ueberlieferung, innerhalb des
umgebenden Rahmens sich loszulösen, bleibt Ziel und Streben
einer neuen Formempfindung. Auf dem goldenen Mittel zwischen
diesen beiden Extremen fußen die neuen Postbauten Bayerns.
Kühle Sachlichkeit spricht aus der Fassade des Oberpost-
direktionsgebäudes zu München. Eine ernste Herbe ersteht
aus straffer Gliederung, ein ruhiger und gleichmäßiger Rhyth-
mus zieht durch die horizontalen Fensterreihen. Die Eck-
punkte der großzügigen Anlage flankieren vier in ihrem Aus-
drucke von monumentalem Ernste gehaltene Türme, steigern
das Bild zum Spiegel der Zeit, in der sie entstanden. Es fehlt
der Ueberschwang früherer Monumentalbauten, es fehlt das
Zwecksfremde, das früher so gerne mit dem Schlagworte der
Repräsentanz in Formen des Barocks oder in eine Verklebung
der Fassaden mit Putten und klassizistischen Säulenkopien
eingekleidet wurde. Der ganze Bautenkomplex in seiner
mächtigen Ausdehnung ist Zwecksverkörperung, Stimmungs-
malerei mit den einfachsten Mitteln, einzig wirkend durch die
Proportion der Maße und Massen. Die letzte Abrundung gibt
das Wechselspiel der Farben, zum dunklen Schieferdach das
Betongrün der Fassaden, in diesem weiße Fenster, umrahmt
von einem schmalen Bande blauroter Eisenklinker.
Anschließend an das Oberpostdirektionsgebäude ersteht,