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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 1.1922

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Pazaurek, Gustav Edmund: Die Transparentmalerei von Mohn und Genossen
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https://doi.org/10.11588/diglit.52117#0034

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DIE TRANSPARENTMALEREI
VON MOHN UND GENOSSEN
GUSTAV E. PAZAUREK

Die mehr oder weniger pastös aufliegende Emailfarbenmalerei, vorwiegend
auf durchsichtigem Glase, deren Blütezeit hauptsächlich vor den
Dreißigjährigen Krieg fällt, war im Laufe der Zeit, namentlich während
des 18. Jahrhunderts, immer tiefer gesunken und schließlich ganz zu unge-
lenken, in ewigen Wiederholungen langweilig gewordenen Kleckpinseleien
erstarrt, denen eine fortgeerbte handwerklich-bäuerische Technik mitunter
vielleicht den Reiz naiver Stilisierungen gerettet haben mag, deren Ausläufer
im 19. Jahrhundert — z. B. auf rohen Branntweinflaschen oder Wirtshaus-
gläsern — sich aber doch in einer Umwelt differenzierter europäischer Kultur
nicht mehr zu behaupten vermochten. Leider trat aber damit, weil sich die
seit dem 17. Jahrhundert wiederholten Bestrebungen, die alte Emailmalerei
höfisch zu verfeinern, gegenüber dem beliebteren Schliff- und Schnittglas nicht
durchzusetzen vermochten, und schließlich auch die dem Porzellan abge-
lauschten Genredekore in Watteau-Art vorwiegend zum Bierglas abschwenkten,
der alte Grundsatz, daß für Hohlgläser die Malerei im auffallenden Lichte
die wirkungsvollere sein müsse, immer mehr in den Hintergrund. Während
man namentlich im 17. und 18. Jahrhundert ungeschickterweise Fenster-
scheiben so gerne auch mit undurchsichtigen Emailfarben schmücken zu
dürfen glaubt, erinnert nun das Hohlglas daran, daß schon in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts Tafelglasmaler neben Schwarzlot auch durch-
sichtige Farben, in erster Reihe Silbergelb nebst etwas schmutzigem Rot,
Grün und Blau, auf Hohlgläser anwandten. In einer Zeit, die in romanti-
scher Schwärmerei mittelalterliche Kirchenfensterherrlichkeit zu neuem
Leben erwecken wollte und dies auch allmählich durchsetzte, dürfen wir uns
nicht wundern, die Transparentmalerei auch auf Hohlglas zur großen
Mode werden zu sehen.
Aber nicht Tafelglasmaler, wie im 17. Jahrhundert besonders ein Johannes
Schaper in Nürnberg (tätig 1655—1670) oder sein Zeitgenosse Wolfgang
Spengler in Konstanz (tätig um 1624—1678), haben diesen Schritt in der
Empirezeit eingeleitet. Die Befruchtung geschieht vielmehr von Seiten der
Keramik, der ja Schaper auch einige der schönsten Leistungen zu ver-
danken hat. Seit dem Aufkommen des Muffelbrandes sind es ja vielfach die-
selben Meister, die einerseits Gläser, anderseits Keramik, zunächst Fayencen,
dann Porzellan gleichzeitig und nebeneinander schmückten. Namentlich die
deutschen Porzellan-Hausmaler, in erster Reihe der Bildhauer Preußler, haben
im 18. Jahrhundert zahllose Gläser, und zwar keineswegs nur Biergläser, mit

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