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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 1.1922

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Pazaurek, Gustav Edmund: Die Transparentmalerei von Mohn und Genossen
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https://doi.org/10.11588/diglit.52117#0037

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ihm in der Silhouettenkunst wetteiferte. Am 5. Juli 1810 kommt er — gleich-
zeitig mit seinem Bruder Ludwig — an die Akademie in Dresden zum Zeichen-
meister Linder, wobei er ausdrücklich Glasmaler und Emailleur genannt wird;
aber schon im Mai 1811 (im gleichen Jahre wie Julius Schnorr) reist er nach
Wien, wo sich ihm dank der Unterstützung durch den kunstsinnigen Herzog
Albert von Sachsen-Teschen (f 1822) ein größeres Betätigungsfeld eröffnet;
er ist für den Kaiser Franz, für den Erzherzog Johann wie für Wiener Kirchen
tätig, setzt bei Prof. Scholz vom Polytechnischen Institut seine farbenchemi-
schen Studien fort, betreibt auch mit dem Glashüttendirektor Schletz in Tür-
nitz (Steiermark) weitere erfolgreiche farbentechnische Versuche und gewinnt
auch — ohne in ein AnstellungsVerhältnis zu treten — Fühlung mit der
kaiserlichen Porzellanmanufaktur, wo sich ihm A. Kothgasser anschließt. Im
Jahre 1824 tritt er zum katholischen Glauben über, wird „Schloßmaler“ in
Laxenburg, verehelicht sich, stirbt aber — mit Hinterlassung zweier Kinder
— bereits am 2. November 1825 in Laxenburg, zwei Tage vor seinem 37. Ge-
burtstag, trotz seiner Jugend bereits von allen Seiten gefeiert.
Beide Mohn, Vater und Sohn, fingen als Porzellan-Hausmaler an, und zwar
mit einfachen, aber sicher auf die weiße Glasur gesetzten Silhouetten —
einzelne Köpfe, Paare oder Gruppen von Familienköpfen —, zunächst ganz
ohne Rahmen, dann mit einem schlichten Blumengewinde, schließlich in einem
Medaillon vom übrigen, oft rosa gehaltenen Grunde abgehoben. Je nach dem
Aufenthaltsorte handelt es sich gewöhnlich um Berliner Porzellan (antik-glatte,
konisch-glatte oder „kampanische“ Form), später um Zylindertassen von
Meißner Marcolini-Porzellan; wenn dies nicht gerade zur Hand war, wurde
auch sonstiges Porzellan, z. B. von der Pariser Privat-Manufaktur Nast1,
herangezogen. Da verschiedene, besonders ältere Stücke nur die Signatur
„Mohn F.“ nebst Jahreszahl (1803, 1804, 1805, 1808) ohne Vornamen2 auf-
weisen, ist die genaue Aufteilung der in verschiedenen öffentlichen und pri-
vaten Sammlungen nicht gerade seltenen Mohn-Tassen zwischen Vater und
Sohn nicht möglich; der Vater bezeichnet sich auf der interessanten rosa
1 Eine rosa Zylindertasse (mit abgebrochenem Henkel, ohne Untertasse) mit zwei männlichen Silhouettenköpfen
in radiertem Goldrahmen bei Prof. Dr. Rudolf Wolkan in Wien trägt die Marke „Nast a Paris“ und die
Künstlersignatur: S. Mohn px: Leipzig 1807. Aus demselben Jahre stammt auch die Mohn-Tasse auf Nast-Por-
zellan mit den Silhouetten des Bankiers C. G. Vetter und seiner Frau bei Alexander Schulz-Schwabe in
Leipzig.
2 Auch die konisch-glatte Berliner Tasse mit dem männlichen Silhouettenbrustbild von 1805 in der Samm-
lung I. Mühsam-Berlin weist noch keinen Vornamen auf. — Ob die Signatur „I. Mohn fec“ auf zwei Marco-
lini-Tassen vom 15. April 1815 mit den Silhouetten des Generals von Dobschitz und seiner Frau in der Samm-
lung Curt von Schweingel-Dresden (Berlin, Lepke-Auktion 1904, Nr. 205) stimmt, habe ich selbst nicht unter-
sucht. Schon die üblichen Bezeichnungen „S“ oder „G“ sind in dem kleinen Maßstab nicht immer deutlich
zu unterscheiden. — Bereits 1802 sind von Halle aus „neue Rahme mit Silhouetten“ von Mohn bei der Kunst-
ausstellung der Berliner Akademie (nach E. Lemberger, Meisterminiaturen aus fünf Jahrhunderten; Lexikon,
S. 67) ausgestellt, wobei wohl doch zunächst an den Vater gedacht werden mag, obwohl auch der Sohn schon
in Halle in dieser Richtung tätig war.

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