WILHELM SUI DA
Aus dem Stifte St. Florian ist der kleine Votivaltar des Propstes Leonhard vom Jahre 1485
mit der Trinität im Mittelfelde ausgestellt worden. Eine Apostelfolge mit den Sprüchen
des Credo, in St. Florian und Linz verteilt, schließt sich an. Wieder finden wir auf einer
der Tafeln die Buchstaben S. H. Die Kehrseiten der Linzer Tafeln zeigen die Werke der
Barmherzigkeit. Dann existieren Teile eines großen Marienaltares mit Szenen des Marien-
lebens an den Innenseiten, je drei Apostel mit Spruchbändern des Credo an den Außenseiten
der Flügel: Tod Mariä und drei Apostel in Linz, Pfingstfest und drei Apostel vor Jahren im
Kunsthandel. Endlich gehört demselben Künstler noch eine "Tafel mit der Enthauptung
Johannes des Täufers in der Stiftsgalerie von Kremsmünster (Nr. 25) an. Nach der Abbil-
dung scheint Meister S. H. auch der Autor einer "Tafel des Marientodes, welche 1917 mit
der Sammlung A. Kolesinski -Warschau in Berlin bei Lepke versteigert wurde (Maß 102X75).
Von den Tirolern ist zu jenem Arbeitsgenossen des Michael Pacher, den ich vor Jahren
(Belvedere, 1922, I. B.) als den Meister der Uttenheimer Tafel herausschälen konnte, ein
Beitrag zu geben. Es haben sich von den acht, ursprünglich wohl sicher vorauszusetzenden
Bildern der Flügel eines umfangreichen Altares vier, und zwar eines von den Außen-,
drei von den Innenseiten, wieder auffinden lassen. Innen war das Marienleben dargestellt:
1. Geburt der Maria, im Germanischen Museum Nürnberg (Neuerwerbung).
2. Verkündigung, Bayrisches Nationalmuseum in München.
5. Tod Mariä, Alte Pinakothek, München.
Von den Außenbildern ist vorläufig nur das Gebet Christi am Ölberg auf Burg Kreuzen-
stein, N.-Ö., bekannt. Der gleiche Stilcharakter und die fast genau gleichen Maße beweisen
die ursprüngliche Zusammengehörigkeit dieser Bilder.
Zum Schlüsse dieser kurzen Mitteilungen möchte ich auf ein Flügelaltärchen des Kaiser
Friedrich-Museums in Berlin hin weisen (Abb. 1 2), das im Schreine die Rundfiguren eines
Apostels und des hl. Georg, auf den Innenseiten der beweglichen Flügel die gemalten Gestal-
ten der hl. Martin von Tours und Antonius Abbas, Katharina und Margareta zeigt. Bei ge-
schlossenen Innenflügeln sieht man die größeren Gestalten der vier Kirchenväter, auf der
Staffel die hl. Sippe. Auf den ersten Blick ist die Zugehörigkeit dieses kleinen Altares zu
der bekannten Kärntner Gruppe, deren Erzeugnisse sich von St. Lambrecht in Steiermark
quer durch Kärnten bis nach Pontebba erstrecken, zu erkennen. Mons. J. Graus hat früher
einmal geglaubt, diese Werke mit einem in Villach zu Ende des 15. Jahrhunderts nach-
weisbaren Meister Lukas Tausman in Zusammenhang bringen zu dürfen1. Das ist wohl
aus chronologischen Gründen auszuschließen, da die sicheren Daten der erwähnten Altäre
mit dem, allerdings schon völlig ausgereiften, großartigen Werke in Pontebba 1517 erst
beginnen und dann in die Zwanziger) ahre hinüberreichen. Dagegen glaube ich in den
mir durch die Freundlichkeit des Herrn Stiftsarchivars Pater Otmar Wonisch in St. Lam-
brecht zugänglich gemachten Dokumenten die Spur und den Namen des sehr bedeutenden
Künstlers gefunden zu haben.
In den Sammlungen des Stiftes St. Lambrecht haben sich mehrere, mit den Altären un-
1 Der Kirchenschmuck, XXIX. Jahrgang, Graz 1898, S. 153.
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Aus dem Stifte St. Florian ist der kleine Votivaltar des Propstes Leonhard vom Jahre 1485
mit der Trinität im Mittelfelde ausgestellt worden. Eine Apostelfolge mit den Sprüchen
des Credo, in St. Florian und Linz verteilt, schließt sich an. Wieder finden wir auf einer
der Tafeln die Buchstaben S. H. Die Kehrseiten der Linzer Tafeln zeigen die Werke der
Barmherzigkeit. Dann existieren Teile eines großen Marienaltares mit Szenen des Marien-
lebens an den Innenseiten, je drei Apostel mit Spruchbändern des Credo an den Außenseiten
der Flügel: Tod Mariä und drei Apostel in Linz, Pfingstfest und drei Apostel vor Jahren im
Kunsthandel. Endlich gehört demselben Künstler noch eine "Tafel mit der Enthauptung
Johannes des Täufers in der Stiftsgalerie von Kremsmünster (Nr. 25) an. Nach der Abbil-
dung scheint Meister S. H. auch der Autor einer "Tafel des Marientodes, welche 1917 mit
der Sammlung A. Kolesinski -Warschau in Berlin bei Lepke versteigert wurde (Maß 102X75).
Von den Tirolern ist zu jenem Arbeitsgenossen des Michael Pacher, den ich vor Jahren
(Belvedere, 1922, I. B.) als den Meister der Uttenheimer Tafel herausschälen konnte, ein
Beitrag zu geben. Es haben sich von den acht, ursprünglich wohl sicher vorauszusetzenden
Bildern der Flügel eines umfangreichen Altares vier, und zwar eines von den Außen-,
drei von den Innenseiten, wieder auffinden lassen. Innen war das Marienleben dargestellt:
1. Geburt der Maria, im Germanischen Museum Nürnberg (Neuerwerbung).
2. Verkündigung, Bayrisches Nationalmuseum in München.
5. Tod Mariä, Alte Pinakothek, München.
Von den Außenbildern ist vorläufig nur das Gebet Christi am Ölberg auf Burg Kreuzen-
stein, N.-Ö., bekannt. Der gleiche Stilcharakter und die fast genau gleichen Maße beweisen
die ursprüngliche Zusammengehörigkeit dieser Bilder.
Zum Schlüsse dieser kurzen Mitteilungen möchte ich auf ein Flügelaltärchen des Kaiser
Friedrich-Museums in Berlin hin weisen (Abb. 1 2), das im Schreine die Rundfiguren eines
Apostels und des hl. Georg, auf den Innenseiten der beweglichen Flügel die gemalten Gestal-
ten der hl. Martin von Tours und Antonius Abbas, Katharina und Margareta zeigt. Bei ge-
schlossenen Innenflügeln sieht man die größeren Gestalten der vier Kirchenväter, auf der
Staffel die hl. Sippe. Auf den ersten Blick ist die Zugehörigkeit dieses kleinen Altares zu
der bekannten Kärntner Gruppe, deren Erzeugnisse sich von St. Lambrecht in Steiermark
quer durch Kärnten bis nach Pontebba erstrecken, zu erkennen. Mons. J. Graus hat früher
einmal geglaubt, diese Werke mit einem in Villach zu Ende des 15. Jahrhunderts nach-
weisbaren Meister Lukas Tausman in Zusammenhang bringen zu dürfen1. Das ist wohl
aus chronologischen Gründen auszuschließen, da die sicheren Daten der erwähnten Altäre
mit dem, allerdings schon völlig ausgereiften, großartigen Werke in Pontebba 1517 erst
beginnen und dann in die Zwanziger) ahre hinüberreichen. Dagegen glaube ich in den
mir durch die Freundlichkeit des Herrn Stiftsarchivars Pater Otmar Wonisch in St. Lam-
brecht zugänglich gemachten Dokumenten die Spur und den Namen des sehr bedeutenden
Künstlers gefunden zu haben.
In den Sammlungen des Stiftes St. Lambrecht haben sich mehrere, mit den Altären un-
1 Der Kirchenschmuck, XXIX. Jahrgang, Graz 1898, S. 153.
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