XXXVI
Landeskundliche Einleitung.
fatius als Heidenbekehrer in diesen Landschaften thätig gedacht hat., sondern auch
eine ganze Reihe von Bonifatiuskirchen, welche dein haidheilig Gesprochenen
im Thüringerlande geweiht worden sind, bezeugt, dass man in diesen Gauen der
geistlichen Wohlthaten, die er persönlich oder durch von ihm ausgesandte
Sendboten den Vorfahren erwiesen, dankbar hat eingedenk sein wollen, wie auch,
dass man von dem in den Himmel versetzten Heiligen Fürsprache und Schutz
für die ihm geweihten Kirchen und Gemeinden in aller Folgezeit erwartete.
Übrigens bildet auch für die Bonifatiuskirchen, wie für die Bonifatiussagen, die
Saale im Osten und die Bode mit ihren Zuflüssen im Norden die Grenze der
Verbreitung. Natürlich können die Kirchen, die des Bonifatius eigenen Namen
tragen, in den Mansfelder Kreisen allein nicht weniger als vier, nämlich zu
Volkmaritz und Friedeburg im Seekreise, zu Vat.terode und Schwaben-
Quenstedt imGebirgskreise, nicht von ihm selbst gegründet, sondern erst nach
seinem Tode ihm gewidmet sein, aber bald nach demselben sind sie, als Zeichen
der Dankbarkeit und Verehrung, gewiss gegründet, worden.
Doch wir haben auch zeitgenössische geschichtliche Zeugnisse, dass die Be-
wohner der Gaue Friesenfeld und Hosgau und zum Teil auch des Schwaben-
gaues schon vor dem Tode des Bonifatius, wenn auch zunächst nur äusserlich,
zum Christentum bekehrt worden sind. Denn die Netzer und andere fränkische
Annalen berichten, im Jahre 747 sei Grifo oder Grippo, der Halbbruder des
fränkischen Hausmeiers Pippin, welcher sich von seinem Bruder benachteiligt
glaubte, von einer Schar vornehmer Franken begleitet, zu den Sachsen geflohen,
wo er Aufnahme und Anhänger fand und bis zum Jahre 748 verweilte. Sein
Wohnsitz während dieser Zeit war ohne Zweifel im Schwabengau, da uns im
heutigen Mansfelder Gebirgskreise zwei nördlich der Wipper nahe bei einander
gelegene Ortschaften begegnen, deren Name auf den Aufenthalt Grifos daselbst
schliessen lässt, nämlich Greifenhagen undGräfenstuhl, die beide den Per-
sonennamen Grifo enthalten, von denen der erstere „Hagen des Grifo", der
letztere „Stuhl," d. h. „Wohnsitz oder Residenz des Grifo" bedeutet, was die
Annahme gestattet, dass die Volkserinnerung in diesen Namen den denkwürdigen
Aufenthalt des eine königliche Machtstellung erstrebenden karolingischen Prinzen
festgehalten hat. In diese Zeit nun, während deren Grifo im sächsischen
Schwabengaue weilte (747 — 748), muss der merkwürdige Brief fallen, den Boni-
fatius an Grifo geschrieben hat. In diesem Briefe bittet der oberste Leiter der
Heidenmission in Thüringen und Sachsen den einflussreichen Jüngling, er möge
doch die Knechte Gottes, die Priester, Presbyter, Mönche und
Mägde Christi, die er nach Thüringen gesandt habe, in seinen Schutz
nehmen und gegen alle Bosheit der Heiden verteidigen. („Peto, ut. adiuvare
studeas sacerdot.es, presbiteros, qui sunt in Thuringia, et monachos etancillas
Christi defendere contra paganorum maiit.iam.") i Da nun aber Grifo in Sachsen
und zwar im Schwabengau verweilte, so kann Bonifatius unter seinen Send-
lingen in Thüringen nur seine im sächsischen Nordthüringen, d. h. im Friesen-
felde, Hosgau und Schwabengau thätigen Missionare verstanden haben, wo sie
i Brief No. 92 in der Sammlung der Rriefe des Bonifatius. Herausgegeben von Würdt-
wein 1789.
Landeskundliche Einleitung.
fatius als Heidenbekehrer in diesen Landschaften thätig gedacht hat., sondern auch
eine ganze Reihe von Bonifatiuskirchen, welche dein haidheilig Gesprochenen
im Thüringerlande geweiht worden sind, bezeugt, dass man in diesen Gauen der
geistlichen Wohlthaten, die er persönlich oder durch von ihm ausgesandte
Sendboten den Vorfahren erwiesen, dankbar hat eingedenk sein wollen, wie auch,
dass man von dem in den Himmel versetzten Heiligen Fürsprache und Schutz
für die ihm geweihten Kirchen und Gemeinden in aller Folgezeit erwartete.
Übrigens bildet auch für die Bonifatiuskirchen, wie für die Bonifatiussagen, die
Saale im Osten und die Bode mit ihren Zuflüssen im Norden die Grenze der
Verbreitung. Natürlich können die Kirchen, die des Bonifatius eigenen Namen
tragen, in den Mansfelder Kreisen allein nicht weniger als vier, nämlich zu
Volkmaritz und Friedeburg im Seekreise, zu Vat.terode und Schwaben-
Quenstedt imGebirgskreise, nicht von ihm selbst gegründet, sondern erst nach
seinem Tode ihm gewidmet sein, aber bald nach demselben sind sie, als Zeichen
der Dankbarkeit und Verehrung, gewiss gegründet, worden.
Doch wir haben auch zeitgenössische geschichtliche Zeugnisse, dass die Be-
wohner der Gaue Friesenfeld und Hosgau und zum Teil auch des Schwaben-
gaues schon vor dem Tode des Bonifatius, wenn auch zunächst nur äusserlich,
zum Christentum bekehrt worden sind. Denn die Netzer und andere fränkische
Annalen berichten, im Jahre 747 sei Grifo oder Grippo, der Halbbruder des
fränkischen Hausmeiers Pippin, welcher sich von seinem Bruder benachteiligt
glaubte, von einer Schar vornehmer Franken begleitet, zu den Sachsen geflohen,
wo er Aufnahme und Anhänger fand und bis zum Jahre 748 verweilte. Sein
Wohnsitz während dieser Zeit war ohne Zweifel im Schwabengau, da uns im
heutigen Mansfelder Gebirgskreise zwei nördlich der Wipper nahe bei einander
gelegene Ortschaften begegnen, deren Name auf den Aufenthalt Grifos daselbst
schliessen lässt, nämlich Greifenhagen undGräfenstuhl, die beide den Per-
sonennamen Grifo enthalten, von denen der erstere „Hagen des Grifo", der
letztere „Stuhl," d. h. „Wohnsitz oder Residenz des Grifo" bedeutet, was die
Annahme gestattet, dass die Volkserinnerung in diesen Namen den denkwürdigen
Aufenthalt des eine königliche Machtstellung erstrebenden karolingischen Prinzen
festgehalten hat. In diese Zeit nun, während deren Grifo im sächsischen
Schwabengaue weilte (747 — 748), muss der merkwürdige Brief fallen, den Boni-
fatius an Grifo geschrieben hat. In diesem Briefe bittet der oberste Leiter der
Heidenmission in Thüringen und Sachsen den einflussreichen Jüngling, er möge
doch die Knechte Gottes, die Priester, Presbyter, Mönche und
Mägde Christi, die er nach Thüringen gesandt habe, in seinen Schutz
nehmen und gegen alle Bosheit der Heiden verteidigen. („Peto, ut. adiuvare
studeas sacerdot.es, presbiteros, qui sunt in Thuringia, et monachos etancillas
Christi defendere contra paganorum maiit.iam.") i Da nun aber Grifo in Sachsen
und zwar im Schwabengau verweilte, so kann Bonifatius unter seinen Send-
lingen in Thüringen nur seine im sächsischen Nordthüringen, d. h. im Friesen-
felde, Hosgau und Schwabengau thätigen Missionare verstanden haben, wo sie
i Brief No. 92 in der Sammlung der Rriefe des Bonifatius. Herausgegeben von Würdt-
wein 1789.