Braunschwende.
21
den Gebr. Ulrich in Laucha gegossenen Glocken von 0,92 und 0,76 m Durch-
messer sind ohne besonderes Interesse.
Das Neue Schloss bei B r a u n s c h w e n d e.
/G/ Beachtung verdient jedoch ein mächtiges Erdwerk, welches nicht weit von
Braunschwende zwischen Hermerode und Königerode, dicht am Kreuzungspunkte
der Hohen- oder Clausstrasse mit der von Wippra nach Abberode führenden
Strasse liegt und das „Neue Schloss" heisst. Trotz seines Names ist es
keineswegs sehr jung, denn bereits im Jahre 1565 wird „das neue Schloss bei
Braunschwende" in einer mansi'eldischen Holzteilung erwähnt; ja es ist ver-
mutlich noch erheblich älter, denn auf der ältesten Karte von Sachsen, etwa aus
dem Jahre 1520 (in Dresden befindlich), steht es schon mit dem Namen „altes
Schloss" viereckig gezeichnet; auch sind daselbst an den 4 Ecken Türme an-
gedeutet, die aber thatsächlich schwerlich vorhanden gewesen sind, da sich niemals
Spuren von Steinmauern oder Ziegelwerk haben finden lassen. Das Volk nennt
es auch Schweden schanze, indem es annimmt, dassesimdreissigjährigen Kriege
von den Schweden erbaut sei zum Schutze des Heerweges Mansfeld-Halberstadt.
Wenn es nun auch vielleicht einmal von Schweden zu diegem Zwecke besetzt
sein mag, so beweist doch schon die Erwähnung in den Jahren 1565 und 1520,
dass es lange vor die Schwedenzeit fällt. Wahrscheinlich ist es uralt trotz seinem
Namen; für einen vorübergehenden Zweck ist es, da die Arbeit auf felsigem
Boden zu mühsam war, sicher nicht bestimmt gewesen. Es bildet ein Rechteck,
dessen nördliche und südliche Seite jo 140 Schritt, dessen östliche und westliche
Seite dagegen je 160 Schritt lang sind. Die Anlage ist folgender Art: Hohe Erd-
wälle, welche im Innern des Platzes von zum Teil noch tiefen, zum Teil aus-
gefüllten Laufgräben begleitet werden, umschliessen den geräumigen Platz. Der
nördliche, jetzt mit etwa 100 Kiefern von beträchtlicher Höhe, deren Wachstum
wegen der Magerkeit des Bodens in etwa 50 Jahren kaum merklich zugenommen hat,
bestandene Erdwall erhebt sich von der Sohle des ausserhalb vorliegenden Grabens
aus etwa 50 Fuss hoch. Auf den übrigen Seiten ist der Wallaufwurf zum Teil
von geringerer Höhe. Die Nordostecke ist von 2 Vertiefungen umgeben, die den
Eindruck von Wegen machen, welche in das Innere fuhren; ähnliche Vertiefungen
durchschneiden die Mitte des östlichen und westlichen Walles, wie auch die
nordwestliche, südwestliche und südöstliche Ecke von einer solchen Vertiefung
durchschnitten sind. Das ganze Erdwerk ist auf allen Seiten — mit Ausnahme
der Ostseite, wo die -Strasse von Wippra nach Abberode dicht an den Wall heran-
tritt — mit noch ziemlich tiefen Aussengräben umgeben, ja auf der Nordseite
findet sich vor dem dortigen Aussengraben noch ein gleichlanger Wall von
geringer Höhe. Man könnte trotz des Namens „Neues Schloss" die ganze Anlage
für ein römisches Lager halten, wenn irgend welche Funde diese Auffassung
bestätigten. Doch ist von Funden an dieser Stelle bisher noch nicht das Geringste
bekannt geworden. Auf alle Fälle ist es wünschenswert, etwas mehr über den
Ursprung und das Alter dieses gewaltigen Erdwerkes zu ermitteln.
Nach dem Berichte eines alten neunzigjährigen Mannes vor etwa 50 Jahren
(also um das Jahr 1640 mitgeteilt) ist das neue Schloss von einem Grafen von
Riddag, welcher auf dem Brauhofe in Wippra seinen Sitz hatte, gebaut worden.
21
den Gebr. Ulrich in Laucha gegossenen Glocken von 0,92 und 0,76 m Durch-
messer sind ohne besonderes Interesse.
Das Neue Schloss bei B r a u n s c h w e n d e.
/G/ Beachtung verdient jedoch ein mächtiges Erdwerk, welches nicht weit von
Braunschwende zwischen Hermerode und Königerode, dicht am Kreuzungspunkte
der Hohen- oder Clausstrasse mit der von Wippra nach Abberode führenden
Strasse liegt und das „Neue Schloss" heisst. Trotz seines Names ist es
keineswegs sehr jung, denn bereits im Jahre 1565 wird „das neue Schloss bei
Braunschwende" in einer mansi'eldischen Holzteilung erwähnt; ja es ist ver-
mutlich noch erheblich älter, denn auf der ältesten Karte von Sachsen, etwa aus
dem Jahre 1520 (in Dresden befindlich), steht es schon mit dem Namen „altes
Schloss" viereckig gezeichnet; auch sind daselbst an den 4 Ecken Türme an-
gedeutet, die aber thatsächlich schwerlich vorhanden gewesen sind, da sich niemals
Spuren von Steinmauern oder Ziegelwerk haben finden lassen. Das Volk nennt
es auch Schweden schanze, indem es annimmt, dassesimdreissigjährigen Kriege
von den Schweden erbaut sei zum Schutze des Heerweges Mansfeld-Halberstadt.
Wenn es nun auch vielleicht einmal von Schweden zu diegem Zwecke besetzt
sein mag, so beweist doch schon die Erwähnung in den Jahren 1565 und 1520,
dass es lange vor die Schwedenzeit fällt. Wahrscheinlich ist es uralt trotz seinem
Namen; für einen vorübergehenden Zweck ist es, da die Arbeit auf felsigem
Boden zu mühsam war, sicher nicht bestimmt gewesen. Es bildet ein Rechteck,
dessen nördliche und südliche Seite jo 140 Schritt, dessen östliche und westliche
Seite dagegen je 160 Schritt lang sind. Die Anlage ist folgender Art: Hohe Erd-
wälle, welche im Innern des Platzes von zum Teil noch tiefen, zum Teil aus-
gefüllten Laufgräben begleitet werden, umschliessen den geräumigen Platz. Der
nördliche, jetzt mit etwa 100 Kiefern von beträchtlicher Höhe, deren Wachstum
wegen der Magerkeit des Bodens in etwa 50 Jahren kaum merklich zugenommen hat,
bestandene Erdwall erhebt sich von der Sohle des ausserhalb vorliegenden Grabens
aus etwa 50 Fuss hoch. Auf den übrigen Seiten ist der Wallaufwurf zum Teil
von geringerer Höhe. Die Nordostecke ist von 2 Vertiefungen umgeben, die den
Eindruck von Wegen machen, welche in das Innere fuhren; ähnliche Vertiefungen
durchschneiden die Mitte des östlichen und westlichen Walles, wie auch die
nordwestliche, südwestliche und südöstliche Ecke von einer solchen Vertiefung
durchschnitten sind. Das ganze Erdwerk ist auf allen Seiten — mit Ausnahme
der Ostseite, wo die -Strasse von Wippra nach Abberode dicht an den Wall heran-
tritt — mit noch ziemlich tiefen Aussengräben umgeben, ja auf der Nordseite
findet sich vor dem dortigen Aussengraben noch ein gleichlanger Wall von
geringer Höhe. Man könnte trotz des Namens „Neues Schloss" die ganze Anlage
für ein römisches Lager halten, wenn irgend welche Funde diese Auffassung
bestätigten. Doch ist von Funden an dieser Stelle bisher noch nicht das Geringste
bekannt geworden. Auf alle Fälle ist es wünschenswert, etwas mehr über den
Ursprung und das Alter dieses gewaltigen Erdwerkes zu ermitteln.
Nach dem Berichte eines alten neunzigjährigen Mannes vor etwa 50 Jahren
(also um das Jahr 1640 mitgeteilt) ist das neue Schloss von einem Grafen von
Riddag, welcher auf dem Brauhofe in Wippra seinen Sitz hatte, gebaut worden.