Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Größler, Hermann [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 18): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Mansfelder Gebirgskreises — Halle a. d. S., 1893

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.25512#0251
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Morungen.

177

wiederkäuflich an die mit einander verschwägerten Asche von Holle (v.d. Helle?)
und Ludolf v. Bortfeld für 13,000 Thaler und 13,000 Goldgulden; 1563 wurde
Asche v. Holle der alleinige Besitzer. Bald aber fand wieder ein häufiger Be-
sitzwechsel statt. 1571 erwarb Andreas Kahle die Herrschaft; 1575 kam dieselbe
an Gebhart, Philipp und Klaus von Bortfeld, 1580 an Heinrich v. Biela und
Georg Hutter, 1585 an Christoph v. Hoym, 1621 an den braunschweigischen
Obristlieutenant Johann Statz von Raschau, 1623 an dessen Stiefsohn Wulbrand
George Bock von Wülfingen auf Elze und Grunau und 1655 an den General-
lieutenant und späteren Feldmarschall Ernst Albrecht von Eberstein, der die
Herrschaft für 24,000 meissnische Gulden erkaufte und dessen Nachkommen sie
noch heute besitzend)
Jetzt liegt die zweite alte Burg Morungen, von der man nicht weiss, wann und von
wem dieselbe zerstört worden ist, — vermutlich haben sie die aufrührerischen
Bauern im Jahre 1525 zerstört2) — in Trümmern. 1533 war das Schloss Morungen
bereits eingefallen, sodass aul dem Vorwerke Haus gehalten werden musste,
was zur Verlegung des Amtes nach Leinungen Anlass gab. Im Jahre 1655 gab der
damalige Besitzer des Amtes, Feldmarschall E. A. v. Eberstein, den Amtsunterthanen,
welche nur nach Morungen, nicht aber nach Leinungen Baufuhren leisten wollten, zu
bedenken, dass „das alte Schloss zu Morungen auf dem Berge schon vor
H/ghundert Jahren und mehr wüst gestanden'' und von den Grafen v. Mans-
feld selbst das Amtshaus von Morungen nach Leinungen transferiret worden. Ein
neues Schloss Morungen, dem Ereiherrn vonEHer-Eberstein gehörig, also das
dritte dieses Namens, ist im Thale unterhalb des älteren (zweiten) Schlosses erstanden.
Das Zubehör der ehemaiigen Reichsburg bestand aus den im Friesenfelde
gelegenen Dörfern Morungen, Leinungen (aber vermutlich ursprünglich nur
der ehemals Munislynungen genannte Teil dieses Ortes) und Horla, wozu später
auch noch das bereits dem Schwabengau angehörende Dorf Rotha sowie die
westlich von Rotha gelegenen Schlösser Passbruch und Neu haus kamen; ferner
wohl auch die wüstgewordenen Dörfer Horlhayn b. Horla und Hannikerode
(Hankerode) zwischen Lengefeld und Morungen.
Schliesslich ist noch des Geschlechtes der Herren von Morungen zu ge-
denken, welchem der bekannte, gegenEnde des XII. und Anfang des XIII. Jahrhunderts
lebende Minnesänger Heinrich von Morungen angehörte und welches im späteren Mittel-
alter namentlich in der Stadt Sangerhausen, wo der Morungshof am alten Markte
noch sein Andenken bewahrt und in der Umgegend von Sangerhausen — so in
Riestedt, Beyernaumburg, Obersdorf und Grillenberg — angesessen war. 1344
erscheint ein Herr von Morungen auch als Inhaber der Burg Heinrichsberg auf
dem Harze.3) Das Wappen des Sängers ist ein gelber halber, abnehmender oder
auch ein mit den Hörnern aufwärts gekehrter Mond mit davorstehendem, bezw.
darüberstehendem, sechsstrahligem Sterne, während den Helm ein wachsendes
Erauenbild schmückt, das in jeder halberhobenen Hand ein niedriges, kelchartiges
Gefäss hält, das oben mit Pfauenfedern besteckt ist, also eine Art PfauenwedelJ)
1) v. Eberstein, Urkundl. Nachträge S. 34. 2) v. Eberstein, Histor. Nachrichten S. 124.
A. a. O. S. 168. 3) Kari Meyer, Festschrift, Nordhausen, 1887, S. 57. 0 v. Mülverstedt in der
Harzzeitschrift XIII, S. 471 u. 472, wo auch nähere Mitteilungeu über das Leben des Dichters
gegeben sind.
Mansfelder Gebirgskreis.

12
 
Annotationen