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Größler, Hermann [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 18): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Mansfelder Gebirgskreises — Halle a. d. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.25512#0310
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236

Nachtrag.

knieen zwei Engel; über ihm singen drei andere, welche auf Wolken schweben,
von einem Notenblatt einen Lobgesang ab. Auf dem linken Flügel erscheint 8. Anna
selbdritt mit lieblichem Gesicht, die in einer Bergmannsstadt an solcher Stelle nicht
wohl fehlen darf, und 8. Ottilia, welche durch die auf das Buch gelegten Augen
gekennzeichnet ist, auf hohlgeschnitzten Ornamentkonsolen. Auf dem rechten
Flügel erblickt man zwei heilige Frauen; die eine hält in der rechten Hand einen
kleinen glatten Stab, völlig einem Taktstock gleichend, in der linken ein grosses
dünnes Buch, welches einem Notenhefte ähnelt; offenbar die h. Cacilia. Die andere
führt in der Rechten ein Schwert nnd hat das Bruckstück eines Rades zu ihren
Füssen, ist also die h. Katharina, Auch dieser Schrein ist mit grosser Sorgfalt
und auch mit Geschmack gearbeitet. Reiches vielverschlungenes spätgotisches
Rankenwerk umrahmt doppelt die dargestellten Figurenpaare; besonders üppig ist
das Rankenwerk, welches sich am Fusse des Schreines in stattlicher Breite hin-
zieht. Die Figuren zeigen durchweg edle und anmutige Gesichter, und die Ge-
wänder umwallen die Gestalten in würdigen, geschickt angeordneten Falten. Die
Erhaltung dieses und der übrigen Schreine ist im ganzen eine vorzügliche; übrigens
sind die Farben in neuer Zeit nicht ungeschickt anfgefrischt.
Betreffs des zur rechten Seite des Hauptaltars stehenden Klappaltars (Nr. 89
auf S. 155) ist hier nur zu bemerken, dass die Apostel in etwas anderer Ordnung
als geschehen, zu verteilen sind, wie sich unwiderleglich daraus ergiebt, dass man
bei der letzten Reparatur die Namen auf der Rückseite der Figuren angeschrieben
gefunden hat. Die Verteilung gestaltet sich hiernach wie folgt:


Philippus trägt hier den üblichen Kreuzstab, Simon die Säge, Bartholomäus das
Messer, Matthäus den Geldbeutel, Jakobus der Ältere hat Pilgerstab und Muschel-
hut, Matthias das Beil, Andreas das Schrägkreuz, Johannes den Kelch, Jakobus
der Jüngere eine Kreuzfahne, Petrus den Schlüssel, Thomas nur ein Buch, und
Paulus das Schwert.
Zu 8. 160: Unweit der Kanzel — unter dem v. Trebraschen Denkmal —
hängt eine Auferstehung von Kran ach aus dem Jahre 1545. Die Jahres-
zahl und das Künstlerzeichen Kranachs ist in der untern Ecke ganz deutlich zu
sehen. Gleich daneben folgt dann nach Norden zu das treffliche Luther-Porträt
aus dem Jahre 1540, und noch weiter nordwärts das Porträt des im Jahre 1673
zu Mansfeld verstorbenen Pastors Martin Rösner.
 
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