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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 1
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Aus der steiermärkischen Landesgalerie zu Graz
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0032

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6

Nr. i.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

mälde mit Jan Brueghels Bildnis aus
späterer Zeit, wie es uns in Van Dycks
Ikonographie erhalten ist, so gewinnt
man überdies eine merkliche Wahr'
scheinlichkeit dafür, daß beide Male die'
selbe Person dargestellt ist. 1597 ein
Mann von etwa dreißig Jahren, später
ein Herr von mehr als fünfzig. (Zur
bequemeren Vergleichung ist nach'
stehend die Gruppe aus dem Grazer
Gemälde nachgebildet.) 1597 war nun
der, 1568 geborene Jan Brueghel tat'

Ausschnitt aus Jan Brueghel: Triumph des
Todes, (Graz, steiermärkische Landesgalerie.)

sächlich ungefähr 30 Jahre alt. Im Zu'
sammenhang mit den Hir. weisen auf
Jan teile ich auch mit, daß sich ein kleiner
Triumph des Todes von Jan Brueghel
1764 auf der Amsterdamer Versteigerung
Trivulzio gefunden hat (vgl. Hoet III,
391) und daß eines der Jan Brueghel'
sehen Werke in der Wiener Galerie
eine berittene Todesfigur enthält, die
mit dem Todesreiter auf dem Grazer
Bilde viele Verwandtschaft zeigt. Jan
Brueghel mag in Italien, wo er einige
Jahre vor 1597 gereist ist, die reitende
Todesfigur in dem Wandgemälde des

Palazzo Sdafani zu Palermo auf irgend
eine Weise kennen gelernt haben. Die
Verwandtschaft beider Figuren ist nicht
abzuleugnen. Überdies kommt dort, wie
bei Jan Brueghel ein Lautenspieler vor.
(Schlechte Abbildung bei Rosini, eine
bessere in M. G. Zimmermann „Sizilien“
1905, S. 132. Eingehende Besprechung
durch Janitschek im „Repertorium für
Kunstwissenschaft“ Bd. I und in meinen
„Beiträgen zu einer Ikonographie des
Todes“ S. 38, wo auf den Zusammen'
hang mit dem apokalyptischen Todes'
reiter hingewiesen ist.)

Die Darstellung des Grazer Ge'
mäldes mit dem Triumph des Todes
kommt noch einmal genau ebenso vor
und zwar auf einem alten Bilde der
fürstlich Liechtensteinschen Galerie
zu Wien. (Nr. 1134 des Kataloges von
1873 mit der Bemerkung „Das Original
war um 1870 im Besitz des Grafen Bram
dis als P. Brueghel II.“ Auf Leinwand;
Breite 1*62, Höhe r 19.) Der Brueghel'
sehe Triumph des Todes in der Ma'
drider Galerie zeigt nicht unwesentliche
Varianten, und der Herr mit der Laute
rechts unten bei der Schönen hat dort
andere Gesichtszüge. Auch ist er auf
dem Madrider Bilde bartlos. Nach der
Photographie zu urteilen, würde die
Malweise des Madrider Gemäldes zum
jüngeren Peeter Brueghel passen.
(Großes Gemälde auf Holz, Nr. 1221.)
Woermann'Woltmanns Geschichte der
Malerei (III, 66) dürfte Recht behalten,
wenn sie ein verloren gegangenes Vor'
bild des alten Peeter Brueghel annimmt.
Nach diesem Vorbild hätten dann die
Söhne kopiert. Jan hätte von diesem
Werk des alten Brueghel auch die
Schreibweise des Namens herüber ge'
nommen.

Zu den Wanderungen des inter'
essanten, künstlerisch bedeutenden Ge'
mäldes brachte J. Wastler im „Reper-
torium für Kunstwissenschaft“ (V, 411 f.)
wichtige Angaben und Vermutungen bei.
 
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