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Nr. i.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
Comte de Baudouin geleitet, wieder zu
Lempereur, zu M. Guiaudan, nochmals zum
Comte de Vence, nicht zuletzt zum König
von Frankreich und zum Herzog von
Orleans, bei denen Pierre in Diensten stand.
Die Sammlungen des Louvre besitzen noch
heute Arbeiten von Pierre, deren eine aus-
gestellt ist (Nr. 701). Jean Baptiste Marie
Pierre war eine Art Glückspilz. Ohne beson-
lesen. Er ist voll Anerkennung für Dietrich.
Freilich konnte Pierre darüber ganz ruhig sein,
daß ihm Herr Ch. W. E. Dietrich aus Dresden
in Paris nicht unbequem fallen würde, wie
sehr man sich auch Mühe gab, Dietrichs
Bilder in französischen Sammlungen untere
zubringen und wie hoch sie auch bezahlt
wurden. Pierre stand sicher da, er hatte jahre-
lang im Salon ausgestellt; seine Werke wurden
J. B. M. Pierre: Raub der Europa. (Hermannstadt, Bruckenthalsches Museum.)
dere Eigenart, ohne durchdringende Begabung,
immerhin ein leichtflüssiges Talent, ist er
durch gute Beziehungen rasch emporgekom-
men. Wie er nach dem Journal general de
France von 1789 in den Nachträgen zu Füßlis
großem Künstler-Lexikon charakterisiert wird,
wäre er ein garstiger Streber gewesen, der
fremde Verdienste herabzudrücken wußte, um
sich selbst durchzusetzen. Aus der Briefstelle,
die wir oben kennen gelernt haben, würde
man diese häßliche Gemütsart nicht heraus-
von vielen Stechern nachgebildt . (Füßli zählt
eine ganze Reihe von Namen auf, die auf
mindestens fünfzig Blättern nach Pierre Vor-
kommen), er arbeitete für mehrere Höfe, wurde
für mehrere Pariser Kirchen beschäftigt, leitete
die Akademie und die Gobelinmanufaktur,
wohin er zahlreiche Entwürfe lieferte.*) Für
*) Vgl. neben den obengenannten Werken
Fernand Engerand: „Inventaire des tableaux com-
mandes et achetes par la direction des batiments du
roi 1709—1792“, Paris 1901, S. 393 bis 402, ferner die
Nr. i.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
Comte de Baudouin geleitet, wieder zu
Lempereur, zu M. Guiaudan, nochmals zum
Comte de Vence, nicht zuletzt zum König
von Frankreich und zum Herzog von
Orleans, bei denen Pierre in Diensten stand.
Die Sammlungen des Louvre besitzen noch
heute Arbeiten von Pierre, deren eine aus-
gestellt ist (Nr. 701). Jean Baptiste Marie
Pierre war eine Art Glückspilz. Ohne beson-
lesen. Er ist voll Anerkennung für Dietrich.
Freilich konnte Pierre darüber ganz ruhig sein,
daß ihm Herr Ch. W. E. Dietrich aus Dresden
in Paris nicht unbequem fallen würde, wie
sehr man sich auch Mühe gab, Dietrichs
Bilder in französischen Sammlungen untere
zubringen und wie hoch sie auch bezahlt
wurden. Pierre stand sicher da, er hatte jahre-
lang im Salon ausgestellt; seine Werke wurden
J. B. M. Pierre: Raub der Europa. (Hermannstadt, Bruckenthalsches Museum.)
dere Eigenart, ohne durchdringende Begabung,
immerhin ein leichtflüssiges Talent, ist er
durch gute Beziehungen rasch emporgekom-
men. Wie er nach dem Journal general de
France von 1789 in den Nachträgen zu Füßlis
großem Künstler-Lexikon charakterisiert wird,
wäre er ein garstiger Streber gewesen, der
fremde Verdienste herabzudrücken wußte, um
sich selbst durchzusetzen. Aus der Briefstelle,
die wir oben kennen gelernt haben, würde
man diese häßliche Gemütsart nicht heraus-
von vielen Stechern nachgebildt . (Füßli zählt
eine ganze Reihe von Namen auf, die auf
mindestens fünfzig Blättern nach Pierre Vor-
kommen), er arbeitete für mehrere Höfe, wurde
für mehrere Pariser Kirchen beschäftigt, leitete
die Akademie und die Gobelinmanufaktur,
wohin er zahlreiche Entwürfe lieferte.*) Für
*) Vgl. neben den obengenannten Werken
Fernand Engerand: „Inventaire des tableaux com-
mandes et achetes par la direction des batiments du
roi 1709—1792“, Paris 1901, S. 393 bis 402, ferner die