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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 7
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Reisenotizen aus der Stuttgarter Galerie: September 1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0142

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BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 7.

114

Bemerkenswert der plastische Abdruck
eines Stückes Ringelpanzers am Hals
und den Beinen der Wenzelsfigur. Die
Inschriften sind zum Teil deutsch, zum
Teil lateinisch abgefaßt. Mönchsschrift.
Augenscheinlich Eiweißtempera. Lebens-
große derbe Gestalten, zumeist mit
großen Köpfen. Sankt Vitus hat nur
etwa sechs bis sieben Kopflängen. Das
bedeutsame Denkmal altböhmischer
Malerei wurde durch die Galerie 1902
von der Gemeinde Mühlhausen am
Neckar erworben. Gestiftet wurde das
Werk laut Inschrift 1385 von einem
Prager Bürger namens Reinhart, der aus
(dem württembergischen) Mühlhausen
stammte und das Werk für die eben-
falls von ihm gestiftete dortige Sankt
Veitskapelle bestimmte.

Die Bogenfüllung aus Beben-
hausen stammt aus der Zeit um 1350.
Diese bemerkenswerte Probe deutscher
Malerei ist weniger gut erhalten als der
Mühlhauser Altar. Aber man nimmt
trotzdem die Einreihung in die Galerie
mit Freuden auf. Der Langesche Ka-
talog von 1903 bringt noch keine Er-
örterung über die Bebenhausener Malerei
und ich verweise deshalb auf die ältere
Literatur, die bei Wilhelm Heyd (in der
Bibliographie der Württembergischen
Geschichte 1895, S. 51 ff.) zusammen-
gestellt ist und aus der hervorgehoben
sei: Paulus: Die Zisterzienserabtei Beben-
hausen (1886, S. 120 ff. mit Farben-
drucktafel) und das Sammelwerk „Kunst-
und Altertums-Denkmale im Königreich
Württemberg“ (1889, II. Bd., S. 402 ff.).*)

Im Laufe der jüngsten Jahre sind
mehrere Verschiebungen im Bilder-
bestande der württembergischen Museen
vorgekommen. Einiges ist aus der Ga-
lerie ins Altertumsmuseum gewandert
und umgekehrt. In dem genannten

*) Für freundliche Beihilfe beim Zu-
sammensuchen der Literatur habe ich Herrn
Dr. P. Goeßler in Stuttgart meinen Dank zu
sagen.

Museum findet die eigentliche Gemälde-
sammlung eine wichtige Ergänzung
durch ganze Reihen wertvoller Altar-
werke. Die Schaffnersche Stiftertafel
der Anwyls, bekannt nach der Abbildung
in der Schrift: „Bilder aus dem k. Kunst-
und Altertümer-Kabinett und der k.
Staatssammlung vaterländischer Kunst-
und Altertums-Denkmale in Stuttgart,
im Aufträge des k. Ministeriums des
Kirchen- und Schulwesens heraus-
gegeben von der Inspektion des Kunst-
und Altertümer-Kabinetts und der Di-
rektion der k. Staatssammlung vater-
ländischer Kunst- und Altertums-Denk-
male“ (Stuttgart, 1889, Tafel VI) findet
sich jetzt in der Galerie als Nr. 24 ein-
geschoben.

Unter den späteren Bildern waren
mir als Bestandteile der Stuttgarter
Galerie noch die folgenden neu, auch
wenn ich die meisten vorher schon an
anderen Orten gesehen hatte: Chr.
Speyer: Reiter und Hund, Slevogt:
Don Juan (von 1902), Ribot: Derbarm-
herzige Samariter, A. C. v. Otterstedt:
Die römische Frau mit den Amethysten,
Canon: Der große lavierte Karton zur
Loge Johannis, und Füger: Tod der
Virginia (von 1800).

Sonstige Bemerkungen zum jetzigen
Katalog sollen in aller Kürze zusammen-
gefaßt werden.

Zu Nr. 6 „Schule Cranachs“. Weib-
liches Bildnis. Vermutlich der jüngere
Cranach. Hatte wohl ehedem hellgrauen
Hintergrund. Der jetzige grüne Hinter-
grund schien mir nicht ursprünglich,
und ich möchte eine genaue Untersuchung
anregen.

Nr. 12 ist wohl von Seisenegger.
Daß die Medaille, die auf der Brust
hängt, nicht alt ist und keine Rück-
schlüsse erlaubt, wird vom Katalog an-
gedeutet. Bezüglich der Literatur über
Seisenegger verweise ich auf meine Ge-
schichte der Wiener Gemäldesamm-
lungen, Bd. I.
 
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