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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 9
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Die Sammlung Salomon Benedikt Goldschmidt in Frankfurt am Main
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0208

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l8o

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 9.

sehen Sammlung gedacht, die mannigfache
Anregung bietet und als Ganzes erhalten ge-
blieben ist. (Hiezu das Verzeichnis dieser
Sammlung von 1843.) Weiter herein ins
19. Jahrhundert reichen die Sammlungen
Lausberg, Brentano, John, Bernus du
Fay, Finger und viele neuere. Nicht an
letzter Stelle unter den Frankfurter Sammlern
aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts
ist S. B. Goldschmidt zu nennen, der hoch'
betagt am 5. März 1906 gestorben ist und
dessen bedeutende Sammlung vor kurzem in
Wien versteigert wurde. Goldschmidt war
Frankfurter. 1818 ist er geboren. Lange Jahre
hat er in Mainz gelebt, wo er ein einträgliches
Metallgeschäft betrieb. Seit 1885 hatte er seine
Vaterstadt als bleibenden Wohnsitz gewählt. *)
In den Jugendjahren hat Goldschmidt die
Niederlande gesehen, und ohne Zweifel blieben
die Eindrücke, die er sich dort geholt hat, noch
maßgebend, als er späterhin Gemälde sammelte
und dabei hauptsächlich Niederländer bevor'
zugte. Goldschmidt war später auch in Eng'
land, in der Schweiz und wiederholt in Italien
gewesen. Seine Gemälde stammen aber ZU'
meist aus mitteldeutschen Sammlungen, nicht
wenige aus Wiener Privatbesitz und aus
Wiener Versteigerungen, z. B. aus den Ga-
lerien Boesch, Gsell, Engert, Von Klinkosch.
Einiges wurde schon in den 1840er Jahren
aus der Merkenbaumschen Sammlung zu
Aschaffenburg erworben. **)

So war denn schon gegen 1870 ein wert'
voller Gemäldebesitz zusammengekommen.

Aus Anlaß der Versteigerung am 11. März
1907 seien einige Bilder kritisch durch'
genommen. Die Reihenfolge des Kataloges
wird beibehalten. — Die erzielten Preise waren
durchschnittlich den Bilderwerten angemessen,
hie und da zu niedrig, hie und da zu hoch.
Z. B. sind 700 Kronen für die zwei Bildchen
von Johann Daniel Bager nicht wenig. Auch
die zwei C. Beschey zu 940 und 440 Kronen
sind damit gut bezahlt. 3100 K für den guten
Pieter de Bloot (das Bild kam ins Museum
nach Troppau) war nicht zu viel; 740 K für
den Peeter Bout von 1684 recht wenig, da
dieses Bildchen, ein Gegenstück zu dem Markt
im Städelschen Institut, durch Figurenreich'
tum, frische Technik und vorzügliche Erhal-
tung hervorsticht. P. Bout gelangte in die
Sammlung Matsvanszky. Zwei kleine Doppel'
bilder von Brackenburgh brachten 800 und
1020 Kronen. Ein hollandisierendes Bild von

*) So nach freundlicher Mitteilung einer Tochter
Goldschmidts, Frau Generalkonsulswitwe Clara
Meyer.

**) Nach Mitteilungen des Besitzers und nach
dem für Privatzwecke gedruckten Katalog der Samm-
lung von 1901.

AdamBraun wurde mit 1080 K zugeschlagen.
(Es stammt aus der Merkenbaumschen Samm-
lung in Aschaffenburg, wie mir Goldschmidt
vor Jahren mitteilte.)

Brekelenkam: Sehusterwerkstätte 3000
Kronen.

Ein Reigentanz, dem Adr. Brouwer
genähert, 5000 K.

Ein herzlich roh behandeltes flandrisches
Bild, dem Jan Brueghel und Hendrik van
Baien zugeschrieben, 5200 K.

Das Hauptbild der Sammlung, Bart.
Bruyns Bildnis des Agrippa von Nettesheim,
wurde um 32.200 K für Rudolf Ritter von
Guttmann erworben. Das Bild war 1862 auf
der Kölner Versteigerung J. P. Weyer als
Nr. 158 um 360 Taler von Kohlbacher er-
standen worden. Es kam in der Folge zu
Gsell nach Wien, war dann bei Dr. Gotthelf
Meyer, von dem es an S. B. Goldschmidt
gelangte. Waagen beschrieb es als Bestandteil
der Galerie Gsell. (Vgl. auch: Blätter für Ge-
mäldekunde, Bd. I.)

Nr. 14. Der etwas verputzte Pieter Codde
ging auf 960 Kronen.

Dem Eckhout zugeschrieben, aber, wie
schon von anderen vermutet worden, ver'
mutlich ein J. S. Kick: Wachtstube, von sehr
malerischer Auffassung, 4200 K (Matsvanszky).
Nach Dr. Gotthelf Meyers Angabe aus der
Sammlung Ritter v. Britto in Marburg.

Everdingen nur 1000 K.

Van Goyen: Maaslandschaften Nr. 22

14.200 K (an Artaria in fremdem Aufträge),
Nr. 23 6600 K. Eines dieser Bilder stammt aus
der Wiener Sammlung Engert.

Jacob Grimmer: Flandrische Land'
schaft mit sittenbildlichen Figuren (beschrie-
ben im Jahrbuch der kunsthistorischen Samm-
lungen des Allerh. Kaiserhauses XV) 3400 K.

Gutes holländisches Damenbildnis Nr. 25

10.200 K.

Nr. 26. Sehr bescheiden als: „Holländische
Schule" katalogisiert, 1200 K. Es ist das frühe
Eigenporträt des Rembrandt, das in einem
besonderen Artikel besprochen wurde.

Nr. 28. Dem S. v. Hoogstraeten zuge-
schrieben: Brustbild einer Dame. Das Bild
stammt aus der Sammlung Von Klinkosch
in Wien. Bei der Auktion Klinkosch war die
Signatur nicht mehr recht deutlich und die
Jahreszahl unvollständig. Seitdem ist die In-
schrift ergänzt und übergangen worden, 1900
Kronen. Bei Klinkosch hatte es nur etwa
63 Gulden gekostet.

Nr. 29. Ein vortrefflich erhaltener Jan
van Hughtenburgh: Gefecht. Nur 720 K.

Nr. 30. Karel Du Jardin: 2000 K (Berlin).

Nr. 3i. G. Kneller: Bildnis eines jungen
Mannes 13.600 K (Schwarz). Nach Goldschmidts
 
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