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Buchner, Ernst [Editor]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0047

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Abb. 21. Schule des Meisters derUlrichslegcnde, Verkündigung

lieh, den Blick auf die Regula gesenkt, der
heilige Benedikt (Abb. 20). Die Kreuzschlep-
pung zeigt nur die unumgänglich notwen-
digen Personen. Die Handlung wird zum
zeitlos sinnbildlichen Geschehnis von starker
Symbolkraft: Christus trägt das Kreuz der
Welt. Schwer gebeugt mit versagenden Knien
schleppt er die Last. Trauernd folgen, eng
gereiht, Johannes und Maria, deren überzier-
liche Geste des Schmerzes merkwürdig von
dem gehaltenen Leid Christi und des Evan-
gelisten absticht. Mesquin und dürftig ist die
mattbewegte,wackeligeRückenfigur deskraft-
los auf Christus einhauenden Schergen aus-
gefallen. Wie seine dünnen Beine unsicher
am Boden stehen, wie vereinzelte Sträucher
und Gräser am kahlen Boden verteilt sind,
dafür bietet das ,,Fischwunder" zwingende
Analogien. Tief, klar und schlicht ist die far-
bige Wirkung.
Der niederländische Einschlag ist auch auf
den Brüssler Tafeln nicht zu verkennen; nur
kommt die heimische Art hier stärker und —
vor allem was die Raumdarstellung betrifft—
unbeholfener zum Durchbruch. Eine gewis-
se, wenn auch nicht enge Verwandtschaft
zeigt die Geißelung mit der gleichen Dar-
stellung auf den Flügeln des Sterzinger Al-
tars, doch wirkt die Brüssler Darstellung we-
sentlich fortgeschrittener. Vermutlich sind die
Flügel mehrere Jahre nach den Ulrichslegen-
den gemalt.
Schwächer als die eben behandelten Arbeiten
des Ulrichmeisters sind zwei möglicherweise
seiner Werkstatt, sicher aber seiner Schule
entstammende schmale Hochflügel in Nürn-
berg, die unter den gleichzeitigen fränkischen
und schwäbischen Altartafeln durch die kla-
re Schönheit und den Wohllaut der Farbe
auffallen (Abb. 21, 22). Die beiden, zum glei-
chen Altarwerk gehörigen Tafeln, eine Ver-

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