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Buchner, Ernst [Editor]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0048

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Kündigung Mariä und ,,die Erscheinung Christi
vor den Aposteln", stammen aus der Sammlung
Wallerstein, bzw. Rechberg und sind im Kata-
log (Nr. 228 und 229) als schwäbische Arbeiten
um 1470—80 aufgeführt. Der füllige, klare, reine
und edle Farbenklang, die sorgfältige, aber nie
kleinliche Malweise verraten eine starke koloristi-
sche Begabung. Im Kolorit ist die Übereinstimmung
mit den Ulrichslegenden und den Brüssler Tafeln
vollkommen, während die Formgebung dünnerund
schwächlicher wirkt. Aber der Vergleichspunkte
sind genug, um einen unmittelbaren Zusammen-
hang behaupten zu können. Man vergleiche etwa
den Verkündigungsengel mit der Maria der Him-
melfahrt, — die steile Figurenschichtung mit der
Brüssler Geißelung — architektonische Einzelhei-
ten (etwa die Fenstersäulen) mit den Baugliedern
der Ulrichslegenden, die erhobene Hand des Engels
mit der segnenden Hand Gottes über der Ulrichs-
messe oder das lecker gemalte Stilleben auf Betpult
und Truhe mit demTischgedcck des Fischwunders
oder der ,,Briefecke" des Basler Bildnisses. Im Zen-
trum des Bildes herrscht das tiefe, volle Blau des
Mariengewandes, über das ein graublauer Mantel
fällt. Dahinter schönes, gedämpftes Karmin im Bett-
himmel, aus dem das goldene Oval des Nimbus
leuchtet. Der in schimmerndes Weiß gekleidete
Engel trägt einen kostbar mit Perlen und Edelstein
gesäumten, bräunlichroten Mantel. Lichtes Grau,
tiefes Violett, Goldocker und verschiedenes Braun
in Architektur und Mobiliar. Von besonderem Reiz
sind die schön zusammengestimmten Stilleben, die
Lilien im geblümten Krug, die Bücher, Geschirre,
Schachteln, Äpfel auf den Möbeln, das blinkende
Zinngeschirr über dem zart bestickten Handtuch.
Die geschmackvolle Dosierung der Farben ist so
persönlichen Gepräges und findet sich so verwandt
auf den übrigen Tafeln des Meisters, daß wohl
seine unmittelbare Einwirkung angenommen wer-
den muß.
Ist die Erhaltung der Verkündigung bis auf den


Abb. 22. Schule des Meisters der Uhichslegende,
Christus erscheint den Aposteln
zu grell erneuerten Nimbus Mariä im wesentlichen
gut, so hat die ,,E r s c h e i n u n g G h r i s t i v o r
den J ü n g e r n" durch stärkere (wenig sorgsam
ausgebesserte) Farbabsplitterungen — insbeson-
dere oben in der Architektur empfindlich gelitten.

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