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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0064

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die Handlung ist doch äußerst wirksam und präg-
nant erzählt. Das Schlagende des Eindrucks beruht
auf dem Kontrast der hart konturierten Hauptfigur
zu dem unruhigen Durcheinander der Soldateska.
Die karg hewachseneHügellandschaft ist durch ein
paar energische Akzente übersichtlich gegliedert.
Die Farbe wieder von spröder, trockener Buntheit.
Bei den oberflächlicher behandelten rückseitigen
Darstellungen ist fast auf alles architektonische
Beiwerk verzichtet. Der Maler beschränkt sich auf
die möglichst eindringliche Herausschälung der
Handlung. Auf der Dornenkrönung wirkt die
spröd-eckige Konfiguration hölzern und starr, wäh-
rend die Fußwaschung, die durch den scharf zu-
rückspringenden Tisch aufdringlich verräumlicht
wird, frischer und geschwätziger erzählt ist. Der
Flügel mag am Anfang des neunten Jahrzehnts
entstanden sein.
Etwa gleichzeitig oder wenig später dürfte ein an
deres, bescheideneres Werk des Meisters, zwei
schmale Hochflügel mit Einzelheiligen im Germa-
nischen Museum zu Nürnberg/) gemalt sein (Abb.
33 u. 34). Auf den Innenseiten stehen sich, knapp
in die steilen Bildfelder gestellt, der hl. Ulrich, der
Stadtpatron von Augsburg, und St. Blasius gegen-
über. Auf der Folie der mattgoldnen Teppiche ent-
wickeln sich die Farben der Gewänder in dem
Komplement Hellrot — Grün, wozu noch Weiß,
Blau und Mattgold gesellt ist. Das nervig sich ver
schlingende Goldrankenwerk des oberen Abschlus-
ses stand einst vor blauem Grund, der später mit
schwärzlicher Farbe überschmiert wurde. Die in
den Farben eingeschlagenen Malereien der Innen-
seiten haben zwar durch viele punktuelle Beschä-
digungen gelitten, sind aber, da sie von jeder Re-
staurierung bewahrt blieben, für die Beurteilung
der Malweise von Wert. Der stilistische Zusammen-
hang mit der Stuttgarter Tafel und dem Passions-
altar ist so evident, daß ich mir den stilkritischen
Beweis der Autorschaft unsres Meisters sparen
kann.DieAußenseiten der Flügel, welche vor stern-
') Fichtenholz: je 112X30 cm (iichte Weite).

Abb. 32. Meister von 1477, Fußwaschung Petri, Dornenkrönung

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