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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0467

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deren Bildrand, fassen mechanisch den Dolch, das
Schwert, den Gürtel, das Tiichlein oder hängen
untätig herab. Nur das Porträt des Anton Fugger
von 1541 (hei Fürst Fugger-Babenhausen in Augs-
burg)'), das in seiner edlen Vornehmheit wohl das
bedeutendste Porträt Ambergers genannt werden
darf, bildet eine Ausnahme. Der zwanzigjährige
Fürst stemmt die Rechte in die Hüfte und faßt mit
der Linken den Degengriff. Schon durch die Hal-
tung der Hände kommt ein Zug von jugendlicher
Spannkraft in das Bild. Beim Porträt des Hiero-
nymus Sulzer von 1542 (Gotha und St. Annakolleg
in Augsburg ) ist die Haltung wiederholt, aber Tem-
perament und Energie sind verschwunden.
Die gleiche Haltung bei gleicher Inaktivität zeigt
auch der Mann auf unserem Bildnisse. Die Frau
hält in der Linken das Tiichlein, ganz wie die
jugendliche Fugger (bei Fürst Fugger-Babenbau-
sen), die andere Hand spielt mit der Kette, wie
ähnlich die Barbara Schwarz mit der Quaste
des Gürtels spielt. Rechnet man dazu die stilisti-
schen Übereinstimmungen im Detail, in der Zeich-
nung der Hand, in der Behandlung des Pelzwer-
kes, kurz die ganze Familienähnlichkeit, die allein
schon die Zusammenstellung unserer Abbildungen
erkennen läßt, so mag die Zuschreibung an Am-
berger genug begründet sein. Wer die Dargestell-
ten sind, ist noch nicht bekannt. Daß Augsburger
Patrizier porträtiert sind, erscheint wahrschein-
lich; doch zur Identifizierung fehlen alle Anzei-
chen. Auch der Ring zeigt kein Wappen.
In das Porträtwerk Ambergers bringen die beiden
datierten Bildnisse eine wertvolle Bereicherung.
Die Anfänge des Meisters sind noch nicht recht
geklärt. Die sorgfältige Monographie von Haas-
ler') benennt zwar einige Werke aus den zwanziger
Jahren des 16. Jahrhunderts, aber dieser Katalog
bedarf noch der Revision. Das 1523 (?) datierte
Bildnis eines Fürsten der Augsburger Galerie ist
*) Kürzlich für die Altere Pinakothek erworben.
-) Ernst Haasler, Der Maler Christoff Amberger, Königsberg 1894.
Dazu vgl. den Artikel von M. J. Friedländer bei Thieme-Becker. I, 37.

mit Recht in eine spätere Zeit versetzt worden, die
schönen Bildnisse in ganzer Figur von 1525 im
Wiener Hof museum sind keine Amberger und das
Brustbild des Anton Welser von 1527, das früher
im Besitz des Frh. Ludwig von Welser in München
war, ist verschollen. Die gesicherten datierten Por-
träts beginnen mit dem Ulrich Sulczer von 1530 im
Hofmuseum in Wien. Es folgen Kaiser Karl V. von
1532 in Berlin und Wilhelm Mörz und Afra Rehm
von 1533 in Augsburg. Wenig später dürfte das
sorgfältig durchgeführte, oben erwähnte Bildnis
einer jungen Dame aus dem Hause Fugger sein,
ln diese Frühzeit gehören noch zwei andere Wer-
ke, die Haasler nicht nennt. Das eine, das Brust-
bild eines 41jährigen Mannes von 1531 (bezeichnet
MDXXXI .ETATIS XXXX1) im Prado in Madrid,
dort als Schule Holbeins bezeichnet, zeigt einen
bärtigen Mann, mit siebengescheiten Augen, last
von vorne gesehen, mit breitem Gesicht, kurzem
Vollbart, Barett und hellem Pelzmantel. Er hat die
Hände auf die Brüstung gelegt und hält in der
Rechten die Nelke, wie der Wilhelm Mörz. Wie
bei diesem und beim Porträt der jungen Dame aus
dem Hause Fugger fällt der Schatten des Kopfes
auf den hellen Hintergrund. Der Fingerring zeigt
ein Wappen (gekreuzte Beile?) das nach der Pho-
tographie nicht genau enträtselt werden kann. In
die gleiche Zeit etwa muß ein Bildnis der National-
galerie in London gesetzt werden: ein junger, bär-
tiger Mann mit Barett und Pelzmantel und ver-
schlungenen Händen hat den Kopf nach rechts ge-
wendet, so daß fast das Profil erscheint. Die frühe
Datierung legt die Sorgfalt der Ausführung nahe,
die zeichnerische Akribie, die im Bart, im Pelz-
werk, jedem Haar nachgeht. Man mag in dieser
Summierung sorgfältig durchgeführter Einzelhei-
ten einen Rest gotischer Tradition sehen, der mit
der formalen Haltung der Porträts übereinstimmt.
Die Köpfe sind vom Rahmen eng umschlossen,
damit die Formen recht zum Sprechen kommen,
die Figuren haben wenig Raum, können sich nicht

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