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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0507

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Bilder sollte von Kennern der Materie, die dazu in
der Lage sind, einmal genau durchgeführt werden.
— Es ist immerhin denkbar, daß die für Deutsch-
land ungewöhnliche Komposition doch wieder auf
ein französisches Vorbild zurückgeht.
Darf man einmal annehmen, die Pieta stehe in
irgendeiner noch nicht klar erkenntlichen Be-
ziehung zu Frankreich, da sich danach eine
nicht sehr viel spätere französische Kopie erhal-
ten hat, so wird man dazu geführt, hier nachzu-
forschen.
Allein schon die Tatsache, daß Witz als ein Deut-
scher von einem französischen Bischof den Auf-
trag erhält, für seine Kathedrale einen bedeuten-
den Altar zu malen, könnte nachdenklich machen,
auch wenn man vermuten darf, daß die Beziehung
zwischen dem Bischof Franqois de Mies und Witz
auf das Basler Konzil zurückgehen. Standen dem
Bischof keine einheimischen oder oberitalienischen
Meister zur Verfügung?^) Oder war Witz in den
französischen Landen schon vorher irgendwie be-
kannt, vielleicht aus seiner Lehrzeit her? Schließ-
lich scheint mir auch die Kreuzigung") des Mu-
seums in Hermannstadt in einer inneren Bezie-
hung zu den kleinen Bildern des Witz zu stehen.
Diese Kreuzigung ist zwar sicher nicht eine Ar-
beit unseres Meisters, wie neuerdings vermutet
werden konnte; dazu ist sie zu kleinlich. Ich
halte sie für südfranzösisch unter italienischem
Einfluß.
Eine frühere BenennungPiero dellaFrancesca läßt
sich nicht aufrecht erhalten: die jetzige auf den
Kreis des Antonello da Messina weist wenigstens
auf einen verwandten Bezirk, wo sich Lateinisches
mit Nordischem ähnlich mischte. Die Kreuzigung
des Antonello in Antwerpen, wie die damit ver-
wandte in London stehen nicht allzu weit ab. Ein
Vergleich mit der Berliner Kreuzigung des Witz
i) Der savoyische Hof beschäftigte für bessere Arbeiten meist ita-
-) Abgebiidet bei M. Csaki, Gemäidegaierie Haron Bruckenthai in
Hermannstadt, Wien (1903), Tafei 34.

und der New Yorker Pieta läßt auffälligeBeziehun-
gen erkennen, die wiederum dazu führen, die auf-
gestellteVermutung zu unterstützen, der Stil des
KonradWitz von Rottweil sei aus der französischen
Malerei eher als aus der niederländischen abzulei-
ten. Hier ist jedenfalls eine Frage angeschnitten,
die noch näherer Untersuchung bedarf. — Die
kleinen Bilder denke ich mir nicht als eine ge-
schlossene Gruppe entstanden, sondern gleichzei-
tig und neben den großen Altären. An Geschlossen-
heit des inneren Ausdrucks sind sie diesen, die wir
nicht mehr in ihrer alten Vollständigkeit genießen
können, vielleicht noch vorzuziehen. Sie gehören
zu den erstaunlichsten und größten Leistungen
deutscher Malerei überhaupt.
Einen weiteren wichtigen Schritt tut der Verfasser,
indem er entschlossen die bisherige unfruchtbare
und unwahrscheinliche Hypothese der Konstanzer
Herkunft abweist. Die damalige Häufigkeit des Na-
mens Witz, latinisiert Sapientis, ist längst nachge-
wiesen, so daß aus der Gleichheit der Namen nicht
auf Verwandtschaft geschlossen werden darf. Die
Konstanzer Witze, die noch mit den Wietzingern
vermengt wurden, hatten mit dem Basler Meister,
der sich immer von Rottweil nannte, offenbar
nichts zu tun. Das Bild, das uns ein Zukünftiger
von Witz zeichnen wird, gewinnt dadurch an Klar-
heit.
Der Verlag hat das Buch mit 36 gut gedruckten
Tafeln und klarem Satz fast üppig ausgestattet. Die
vielen gutgewählten Teilaufnahmen bilden eine
wertvolle und unerläßliche Hilfsquelle für den
Betrachter, der die Originale nicht leicht zur Hand
hat. Walter Hugelshofer.
Nachtrag: Die lange Frist zwischen Abfassung
und Drucklegung des Manuskriptes bedingt einige
Korrekturen und Ergänzungen: Ich schließe mich
der Ansicht von Elfried Bock an, die Erlanger
Zeichnung sei eine — in dieser Stiltreue und Qua-

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