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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0520

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rung des Blaubeurer Altars in ausgiebigem Maße
beteiligt war, wird auf dem Zeitblomschen Blatt
bereits fühlbar. Das Blatt ist insoferne wichtig,
da m. W. bis jetzt noch keine Zeichnung Zeit-
blorns bzw. seiner Werkstatt bekannt geworden ist.
7. „Albrecht Dürer?"
Schilling setzt ein Fragezeichen hinter den Mei-
sternamen. Wie ich glaube, mit Recht, wenn das
Blatt auch aus Dürers Werkstatt stammen wird.
Dagegen halte ich es für unwahrscheinlich, daß das
stilistisch sehr abweichende Gegenstück, der bogen-
. ^
schießende Tod auf der Schindmähre, im Kester-
museum zu Hannover (Terey, Baldung-Zeichn.
Nr. 99) von der gleichen Hand stammt. Ich halte
den Standpunkt der älteren Forschung, die in
dem Hannoveraner Blatt eine charakteristische
Arbeit Baidungs sieht, für berechtigt. Der Fall
ist kunsthistorisch wichtig, weil dadurch die Ar-
beitsleistung des jungen Baidung für die Dürer -
sche Werkstatt höchst wahrscheinlich gemacht
isl. Die Zeichnung in Hannover wäre dann die
früheste, noch stark im Banne Dürerscher Zei-
chenkunst stehende, aber bereits deutlich eine per-
sönliche Eigenart verratende Arbeit Baidungs, des-
sen Frühwerk allmählich in schärferen Umrissen
erkennbar wird. Neben der Hannoveraner Zeich-
nung von 1502 und dem von Parker erkannten
und veröffentlichten, 1503 datierten Blatt in Paris
bringt ein um 1503 anzusetzendes Männerbildnis
(1926 bei A. S. Drey, München), das durch die
Stilverwandtschaft mit der Basler Porträtzeich-
nung (Terey 13), sowie durch den stilistischen Zu-
sammenhang der skizzenhaften Darstellung auf
der Tafelrückseite (Pyramus und Thisbe) mit dem
Pariser Blatt von 1503 für Baidung gesichert er-
scheint, einige Klarheit in die Anfänge des Bai
dungschen Schaffens. In diese Zeit dürfte auch
ein straff gezeichnetes Studienblatt (vier Kruzifix-
Entwürfe) im Louvre gehören, das m. W. noch
nicht mit Baidung zusammengebracht worden ist.

18. „Bayerischer Meister um 1515".
Der Zeichner der liebenswürdig-drastisch erzähl-
ten Rundblättchen, denen einige größere Zeich-
nungen in München, Dresden, Stuttgart usw. zu-
gesellt werden dürfen, ist ohne Zweifel der Schöp-
fer der mit C B und dem Augsburger Stadtpyr
bezeichneten Eisenradierungen, was (unabhängig)
von Kögler und mir festgestellt wurde. Die Frage,
wo der Meister gearbeitet hat, ist noch nicht end-
gültig beantwortet. Kögler und Rott sehen in dem
G B den zu der fraglichen Zeit in Konstanz nach-
gewiesenen, aus Memmingen stammenden Maler
Christoph Bocksdorf er, wofür gewisse oberrhei-
nisch-schweizerische Züge der Formgebung und
die Verwendung von Stichvorlagen des CB in der
Konstanzer Glasmalerwerkstätte des Kaspar Still-
hardt zu sprechen scheinen. Jedoch — das Augs-
burger Stadtwappen neben der Signatur, ferner
eine nicht geringe stilistische Verwandtschaft mit
den Eisenradierungen Daniel Hopfers und der
Umstand, daß in den Jahren 1517—1531 (die
Eisenradierungen sind z. T. 1524 und 1531 datiert)
in Augsburger Urkunden ein Maler Conrad Bauer
genannt wird, sprechen dafür, daß der G B mit
dem vermutlich aus der Schweiz oder vom Ober-
rhein stammenden Maler Conrad Bauer, der 1517
die Augsburger Zunftgerechtigkeit erwirbt, zu
identißzieren sei. Zu bemerken ist außerdem, daß
die Graphik des CB, so weit ich sehe, nichts mit
Memminger Kunst — Chr. Bocksdorfer kommt
aber aus Memmingen! — gemein hat. Immerhin
halte ich die Frage „Bauer oder Bocksdorfer?*'
nach dem bis jetzt vorliegenden Material noch
nicht für spruchreif.
21. „Dürerschulc um 1520; (Springinklee?)".
Der Schöpfer dieses locker und gewandt, aber
etwas oberflächlich und floskelhaft gezeichneten
Blattes ist eine klar ausgeprägte Individualität, die
ich von anderen Blättern her kenne. Mit Dürer
und fränkischer Kunst hat er m. E. keinen unmit-

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