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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0530

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von Lehrs in seinem Kupferstichkatalog des Mei-
sters E.S.).
Gebhard, Bischof von Konstanz und Gründer
des Klosters Petershausen, ist stiefmütterlich be-
handelt. Detzel bringt hier die wichtige Darstellung
mit dem Kirchenmodell. So findet er sich mit Gre-
gorius (Mitpatron von Petershausen, das seinHaupl
besaß), in der Stuttgarter Gemäldegalerie (Nr. 44.
45). Barocke Darstellungen mit dem tiaragekrönten
Totenschädel des hl. Gregor auf dem Buch häufig
im östlichen Bodenseegehiet. In diesem schwä-
bisch-schweizerischen Grenzbezirke verbirgt sich
daher unter manchem St. Wolfgang, der ähnlich
gegeben wird, ein hl. Gebhard.
Wo St. Gereon nicht mit Georg in Wettbewerb
tritt, also im ganzen deutschen Süden, ist weißer
Schild mit rotem Kreuz (nach der Legenda aurea)
sicheres Erkennungszeichen St. Georgs gegen-
über Moritz, Quirinus oder Florian.
Der als Gereon abgehildete Ritter des Germani-
schen Museums ist natürlich nicht Gereon mit der
hl. Katharina von Siena (auch hier ist Künstle
das Opfer einer falschen Katalogbezeichnung ge-
worden), sondern Georg und die hl. Margaretha
mit dem Kreuz (die parallele Gruppe ist nicht Xo-
simus und Barbara, sondern natürlich Martinus
und die letztgenannte Heilige).
Helena mit dem Kreuze Ghristi im Arm wird
häutig verwechselt mit Kunigunde, die aber stets
das kleine Vortragkreuz trägt.
Hubertus als Patron gegen Tollwut auch in
der öffentlichen Kunstsammlung zu Basel (Nr. 16
Rückseite) mit einem ritterlichen Adoranten, der
sich die Finger zerbeißt (hier fälschlich als Ambro-
sius bezeichnet).
.1 a k o b u s der Jüngere, Judas Thaddäus und
Simon, die Apostel. Wer sich mit der Graphik des
15. Jahrhunderts beschäftigt, dem fällt es auf, daß
der Meister E. S. Jakohus den Jüngeren mit einer
Keule darstellt und Simon das Kreuz gibt, indes er
den Judas Thaddäus — ein greifbares Versehen —-

spaltet und Judas mit der Säge, Thaddäus mit der
Walkerstange (!) ahhildet. Anscheinend ist der
Meister E. S. hier beeinflußt von dem Meister von
1446, der Jakohus und Simon ebenso darstellt,
während Judas Thaddäus fehlf. Nebenbei ein wei-
terer Beweis für die oberrheinisch-schweizerische
Abstammung des Meisters E. S.
K a n u t. Ein hervorragend schönes, überlebens-
großes Gemälde des seltenen Heiligen im Hoch-
altar der Herrgottskirche zu Nördlingen (Schule
des Kulmbach).
K o n r a d findet sich nur im Gebiete des alten Bis-
tums Konstanz. Oft mit Norbert verwechselt, so
im Bayerischen Nationalmuseum Nr. 403c (nicht
Konrad, fränkisch!) und im Kaiser Friedrich-
museum Nr. 583A (nicht Norbert, aus Salem bei
Konstanz!).
Leopold. Die interessante Legende mit dem
Schleier- und Bärenmotiv findet sich auf 4 Tafeln
der Donauschule in der Galerie des Herzogs von
Urach auf Schloß Lichtenstein.
Nothelfer, vierzehn. In der Literaturangahe
fehlt der wichtige Hinweis auf die scharfsinnige
Untersuchung des Problems hei Günter, Legenden-
studien, S. 111—125.
O s w a 1 d. 4 von K. nicht erwähnte Szenen (Krö-
nung, Almosenspende, Gefangennahme, Trans-
lation) in der Sammlung Figdor-Wicn.
Quirin von Neuß, der heilige Ritter, erkenntlich
an den 9 roten Kugeln auf Schild und Fahne (vgl.
das sog. Kürisfeuer), scheint im Süden Deutsch-
lands öfters mit dem Tegernseer Quintin, der aber
auch als Diakon mit Mühlstein auftritt. zusammen-
geworfen zu werden.
Remigius. Es fehlt die aus der Legenda aurea ge-
schöpfte Darstellung mit der Getreidegarbe (so z.B.
auf einem Ölhilde imPfarrhause zu Aach in Baden).
Sebastian. Die hier abgehildete Ritterfigur am
Westturme des Freiburger Münsters, Begleitfigur
zu St. Georg, ist nicht St. Sebastian, sondern
St. Moritz, denn der Gegenstand in der Rechten

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