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Gast, Uwe; Rauch, Ivo
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.52850#0096

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DARMSTADT • HESSISCHES LANDESMUSEUM

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denzschlosses ausgestellt5. 1842 wurden sie im Zuge einer
Neuordnung der Sammlungen in einen Saal im Neuen
Schloss überführt, wo sie - wie zuvor - in chronolo-
gischer Abfolge auf fünf Fenster verteilt waren6. Diese
Ordnung wurde vermutlich bis zur Errichtung des heu-
tigen Museumsbaues durch Alfred Messel beibehalten.
In diesem 1897-1902 entstandenen, 1906 eingeweihten
Bau, dessen Größe und Architektur dezidiert auf die
Sammlungen abgestimmt war, waren die Glasmalereien
nunmehr auf mehrere Räume verteilt, in denen sie teils in
sakralem, teils in profanem Ambiente (»Kirche«, »Fried-
berger Saal« und »Eppanzimmer«) in einen Kontext mit
anderen Sammlungsteilen gestellt waren7.
Die Glasmalereisammlung war bis zu dieser Zeit nur um
einige Schweizer Scheiben aus Privatbesitz und um wei-
tere Scheiben aus Wimpfen im Tal erweitert worden; unter
August Feigel, der seit dem Jahr 1926 Leiter der Kunst-
und historischen Sammlungen, seit 1934 auch Direktor des
Hessischen Landesmuseums war, und dessen Mitarbeiter
Heinz Merten wurde sie dann zwischen 1930 und 1943/44
zu einer der bedeutendsten Abteilungen des Museums
ausgebaut8. Dass Feigel und Merten sich dabei keineswegs
nur auf Werke aus der näheren Umgebung konzentrierten,
sondern die deutsche (und österreichische) Glasmalerei
in ihrer ganzen Breite abzudecken versuchten, machen
die Erwerbungen jener Jahre hinlänglich deutlich9. Da
aber immer wieder auch Werke aus der Region um die
Städte Heidelberg, Speyer und Worms sowie Mainz und
Frankfurt am Main in die Sammlung gelangt sind, bildet
die ober- bzw. mittelrheinische und hessische Glasmale-
rei doch deren eigentlichen Kern: Hinzu kamen 1930 die
Partenheimer und Ersheimer Scheiben und Fragmente aus
dem Westchor des Wormser Domes (Nr. 150, 157, 171, 176,
187, 194h), 1931, 1932 und 1943 Scheiben und Ornament-
stücke aus Friedberg und Marburg (Nr. 93, 9E, 94), 1933
S. 63-82, bes. S. 68, 69, 70-72. Vgl. auch Kat. Darmstadt 1908, S. 41-44
(Kirche), 44-48 (Friedberger Saal), 52-54 (Eppanzimmer).
8 Beeh-Lustenberger 1973, S. 4, deutet an, dass der Ausbau der
Sammlung zu Lasten anderer Abteilungen ging und sogar »Werke ho-
hen Ranges« dafür geopfert werden mussten. Die höchst zweifelhafte
Erwerbungspolitik jener Jahre wird auch im Ankauf der Scheiben aus
Neckarsteinach deutlich (s. S. 209) und zeigt sich an den intensiven
Kontakten zu Kunsthändlern (Carl W. Buemming, Darmstadt, und
Theodor Fischer, Luzern), die mit den Nationalsozialisten kollabo-
rierten. Zu den Verquickungen s. z.B. Esther T. Francini, Anja Heuss
und Georg Kreis, Fluchtgut - Raubgut. Der Transfer von Kulturgü-
tern in und über die Schweiz 1933-1945 und die Frage der Restitution
(Veröffentlichungen der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz
- Zweiter Weltkrieg 1), Zürich 2001, S. 150-152. - Zur Zusammenar-
beit von Feigel und Merten s. Hans Feigel, August Feigel 1880-1966,
(Darmstadt 1985), S. 65L, 88f.
9 Vgl. den zusammenfassenden Überblick bei Beeh-Lustenberger
1973, S. 4-6.


Fig. 21. Hll. Augustinus und Nikolaus. Darmstadt, HLM, Nr. 203.
Mittelrhein oder Rheinland/Westfalen, 3. Viertel 13. Jh.
 
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