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EHEMALS ERSHEIM • PFARR- UND FRIEDHOFSKIRCHE
Fig. 76. Rekonstruktion der Chorverglasung
(n II - s IV) unter Verwendung der sicher oder
mit großer Wahrscheinlichkeit zu lokalisierenden
Scheiben und Fragmente (Uwe Gast).
Rekonstruktion, ikonografisches Programm, Komposition: Obwohl mit den Scheiben und Fragmenten in
Darmstadt, München, Hirschhorn und Büdingen nur ein Bruchteil der einstigen Farbverglasung im Chor der Ershei-
mer Kirche erhalten ist, lassen sich deren Programm und Komposition in den Grundzügen problemlos rekonstruieren
(Fig. 76)20:
Nach der materiellen, bildlichen und schriftlichen Überlieferung gab es ausschließlich Scheiben mit Darstellungen
stehender, paarweise einander zugeordneter Heiliger und kniender Stifter bzw. Stifterinnen in anbetender Haltung
mit dazugehörigen Kopf- und Wappenscheiben; Hinweise auf andere, vor allem erzählende szenische Darstellungen
fehlen, sodass anzunehmen ist, dass das Bildprogramm sich auf einen repräsentativen Heiligenzyklus mit Stiftern
beschränkt hat. Letztere rekrutierten sich, wie aus den verschiedenen Figuren, Wappen, Inschriften und Fragmenten
hervorgeht oder eindeutig zu erschließen ist (Fig. 73, 75, Abb. 41-44, 47k, 50, 52), aus den Brüdern Georg (1481—1543),
Philipp II. (1483-1522) und Engelhard III. (1485—1529) von Hirschhorn als Bauherren und deren Frauen Amalia Fuchs
von Bimbach (f 1524), Apollonia Bock von Gerstheim (f 1542) und Margarete von Venningen (f 1556)21, sodann aus
Heinrich VII. von Handschuhsheim (f 1516) - einem Onkel der Brüder - und dessen Frau Margarete Wiedergrün
20 Vgl. hierzu auch Beeh-Lustenberger 1973, S. 219. - Von den fol-
genden Überlegungen bleiben das Fragment in Büdingen (Abb. 43)
und die Fragmente in Darmstadt, HLM, Nr. 191-193 (Abb. 49-51),
die nicht sicher zu identifizieren oder zu lokalisieren sind, ausgenom-
men. Vgl. Anm. 27.
21 Zu den Eheverbindungens. Lohmann 1986,8. 69-71 sowie Stamm-
tafel, Teil 2. - Die auffälligste Vita der drei Hirschhörner Brüder hatte
Engelhard III., der 1502 an der Universität Heidelberg immatrikuliert
wurde und 1527 als Vogt von Heidelberg bezeugt ist (Scholz, Berg-
straße, 1994, S. 104; Lohmann 1986, S. 167). Einige Jahre zuvor, 1521,
hatte er zur Begleitung Pfalzgraf Ottheinrichs auf dessen Reise ins
Heilige Land gehört; s. hierzu Folker Reichert, Die Reise des Pfalz-
grafen Ottheinrich zum Heiligen Land 1521, Regensburg 2005, S. 120,
218.
22 Zu den Genannten s. S. 155.
U Aufgrund seines Ranges dürfte Wilhelm von Habern, der mit Kuni-
EHEMALS ERSHEIM • PFARR- UND FRIEDHOFSKIRCHE
Fig. 76. Rekonstruktion der Chorverglasung
(n II - s IV) unter Verwendung der sicher oder
mit großer Wahrscheinlichkeit zu lokalisierenden
Scheiben und Fragmente (Uwe Gast).
Rekonstruktion, ikonografisches Programm, Komposition: Obwohl mit den Scheiben und Fragmenten in
Darmstadt, München, Hirschhorn und Büdingen nur ein Bruchteil der einstigen Farbverglasung im Chor der Ershei-
mer Kirche erhalten ist, lassen sich deren Programm und Komposition in den Grundzügen problemlos rekonstruieren
(Fig. 76)20:
Nach der materiellen, bildlichen und schriftlichen Überlieferung gab es ausschließlich Scheiben mit Darstellungen
stehender, paarweise einander zugeordneter Heiliger und kniender Stifter bzw. Stifterinnen in anbetender Haltung
mit dazugehörigen Kopf- und Wappenscheiben; Hinweise auf andere, vor allem erzählende szenische Darstellungen
fehlen, sodass anzunehmen ist, dass das Bildprogramm sich auf einen repräsentativen Heiligenzyklus mit Stiftern
beschränkt hat. Letztere rekrutierten sich, wie aus den verschiedenen Figuren, Wappen, Inschriften und Fragmenten
hervorgeht oder eindeutig zu erschließen ist (Fig. 73, 75, Abb. 41-44, 47k, 50, 52), aus den Brüdern Georg (1481—1543),
Philipp II. (1483-1522) und Engelhard III. (1485—1529) von Hirschhorn als Bauherren und deren Frauen Amalia Fuchs
von Bimbach (f 1524), Apollonia Bock von Gerstheim (f 1542) und Margarete von Venningen (f 1556)21, sodann aus
Heinrich VII. von Handschuhsheim (f 1516) - einem Onkel der Brüder - und dessen Frau Margarete Wiedergrün
20 Vgl. hierzu auch Beeh-Lustenberger 1973, S. 219. - Von den fol-
genden Überlegungen bleiben das Fragment in Büdingen (Abb. 43)
und die Fragmente in Darmstadt, HLM, Nr. 191-193 (Abb. 49-51),
die nicht sicher zu identifizieren oder zu lokalisieren sind, ausgenom-
men. Vgl. Anm. 27.
21 Zu den Eheverbindungens. Lohmann 1986,8. 69-71 sowie Stamm-
tafel, Teil 2. - Die auffälligste Vita der drei Hirschhörner Brüder hatte
Engelhard III., der 1502 an der Universität Heidelberg immatrikuliert
wurde und 1527 als Vogt von Heidelberg bezeugt ist (Scholz, Berg-
straße, 1994, S. 104; Lohmann 1986, S. 167). Einige Jahre zuvor, 1521,
hatte er zur Begleitung Pfalzgraf Ottheinrichs auf dessen Reise ins
Heilige Land gehört; s. hierzu Folker Reichert, Die Reise des Pfalz-
grafen Ottheinrich zum Heiligen Land 1521, Regensburg 2005, S. 120,
218.
22 Zu den Genannten s. S. 155.
U Aufgrund seines Ranges dürfte Wilhelm von Habern, der mit Kuni-