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ANHANG: VERSCHOLLENE ODER VERLORENE GLASMALEREIEN
EHEMALS DEXHEIM, PFARRKIRCHE
Bibliografie-, Scriba 1855, S. 345 (zitiert Helwich).
In der bereits 889 erwähnten, dem Hl. Martin geweihten Kir-
che, an deren romanischen Chorturm ein in den Jahren 1757/58
neu erbautes Langhaus anschließt24, befanden sich bis zu ihrer
mutmaßlichen Zerstörung im Pfälzischen Erbfolgekrieg zwei
Scheiben, deren Inschriften Georg Helwich 1617 überliefert hat
(s. Reg. Nr. 13). Seinen knappen Angaben zufolge dürfte es sich
um Wappenscheiben gehandelt haben. Die Inschriften der 1513
datierten Glasgemälde nannten Heinrich von Mauchenheim
gen. von B echtolsheim (f 1537) und Gertrud von Albig gen. von
Dexheim (f 1513) als Stifter25.
EHEMALS DIEBURG, KATHARINENKAPELLE
Bibliografie: Valentin Karst, Dieburg. Franziskaner-Konven-
tualen, in: Alemania franciscana antiqua 4, 1958, S. 178-214,
hier S. 206 (erwähnt ohne Nachweis, dass in einem der Fenster
der Kapelle »zwei gemalte Schneiderscheren« zu sehen gewesen
seien; diese »erinnerten an die Eheleute Hermann Schneider
und Frau Katharina, welche 1472 der Kapelle 62 Morgen Land
gestiftet hatten«); Murmann/Bohler 2007, S. 11, 31 (zitieren
Gamans’ Beschreibung).
Um die Mitte des 18. Jh. abgebrochen, war die in unmittelbarer
Nähe der früheren Franziskaner- und späteren Stadtpfarrkir-
che St. Peter und Paul gelegene Kapelle St. Katharina eine Stif-
tung des Vogts Rudolf B ekenhube, der den Bau im ausgehenden
13. Jh. hatte errichten lassen"6. Von dessen (späterer) Ausstat-
tung ist - nach dem Bericht des Jesuiten Johann Gamans - nur
bekannt, dass in einem Seitenfenster zwei Schneiderscheren zu
sehen waren (s. Reg. Nr. 14). Ob es sich bei dieser zweifellos he-
raldischen Darstellung um das Wappen des Dieburger Patrizi-
ers Hermann Schneider gehandelt hat, wie Valentin Karst ver-
mutet hat (s. Bibi.)27, oder um das Wappen der Schneiderzunft
Dieburgs, lässt sich heute freilich nicht mehr entscheiden.
Fig. 452. Ehemals Groß-Gerau, Stadtkirche. Westportalfenster mit
Verglasungsresten aus dem Chor(?). 2. Hälfte 15. Jh.
EHEMALS GROSS-GERAU, STADTKIRCHE
Unpubliziert.
Der Zeitpunkt des Baubeginns der bestehenden, ursprünglich
Maria geweihten Kirche, die einen Vorgänger aus dem 13. Jh.(?)
besaß, ist nicht bekannt29. Er lag aber wahrscheinlich eine
geraume Zeit nach der Erhebung des Dorfes Gerau zur Stadt
(1398), die von König Wenzel auf Bitten der damaligen Orts-
und Patronatsherren, der Grafen Eberhard V. und Diether
VIII. von Katzenelnbogen, vorgenommen worden war30; noch
1478 befand sich die Kirche im Bau, 1490 war sie im Westen so
weit gediehen, dass ihre Turmhalle gewölbt und mit dem Wap-
pen der neuen Patronatsherren - der Landgrafen von Hessen als
Erben der Grafschaft Katzenelnbogen (1479) - versehen werden
konnte31.
Dieser mittelalterliche, nur in Ansichten von Wilhelm Dilich
(1605) und Matthäus Merian d.Ä. (1646, 2i655) überlieferte Bau
EHEMALS DIEBURG, BURG
Bibliografie: Murmann/Bottler 2007, S. 5, 19 (zitieren Ga-
mans’ Beschreibung).
Nachdem Burg und Stadt Dieburg in den Jahren um 1300 in
den Besitz des Mainzer Erzstifts gelangt waren, wurde mit dem
Ausbau des Ortes zu einem Verwaltungszentrum auch die Burg
stückweise erweitert, im Mittelalter zuletzt unter Erzbischof
Berthold von Henneberg (1484-1504). Der Henneberg-Bau im
Norden der Burg, der im frühen 19. Jh. abgerissen worden ist,
wurde um 1650 von Johann Gamans beschrieben; er besaß im
Obergeschoss Fenster mit den Wappen des Erzbischofs und
dessen Vorfahren (s. Reg. Nr. 15)28.
24 Brilmayer 1905, S. 101; Diehl 1932, S. 376; Dehio Rheinland-
Pfalz/Saarland 4984, S. 203. - Das Martinspatrozinium ist im Jahr
1554 überliefert; Darmstadt, HStA, Best. O 1 A, Nr. 129/1.
25 Humbracht 1707, Taf. 150.
2(> Vogt 1913, S. 38, 59, Nr. 232, 336 (Urkunden von 1291 und 1294).
Vgl. Johann W. C. Steiner, Geschichte der Stadt Dieburg und Topo-
graphie der ehemaligen Genien und Aemter Umstadt, Babenhausen
und Dieburg, Darmstadt 1829, S. 24L, 140!., und Herchenröder
1940, S. 54,78.
27 Derselbe Hermann Schneider hatte 1477 auch einen Altar in die
frühere Pfarrkirche gestiftet; Steiner 1829 (wie Anm. 26), S. 23.
28 Zu Geschichte und Baugeschichte der Burg s. Herchenröder
1940, S. 78-81, zuletzt Dehio Hessen, II, 2008, S. 185.
29 Ein Datum ist nicht überliefert. In der älteren Literatur - Ru-
dolf Busch, Die Muttergottes am Portal der evangelischen Kirche
zu Gross-Gerau, in: MZ 17-19, 1921-1924, S. 34; Diehl 1931, S. 99
- wird mit einer Erbauung des Chores als ältestem Teil Anfang bzw.
Mitte 15. Jh. gerechnet, während im jüngeren Schrifttum - zuletzt De-
hio Hessen, II, 2008, S. 381 - die Jahre 1470-1490 als Bauzeit genannt
werden. - Zum Vorgängerbau s. Müller 1937, S. 247, sowie Reg. Kat-
zenelnbogen, I, 1953, S. 106, Nr. 156.
32 Reg. Katzenelnbogen, I, 1953, S. 603, Nr. 2118.
31 Ein Schild mit der Bauinschrift 1490 ist erhalten, weiters ein Schild
mit einem - erneuerten - Wappen der Landgrafen von Hessen, das
von Busch 1921-1924 (wie Anm. 29), S. 34, indessen als Wappen der
Grafen von Katzenelnbogen identifiziert worden ist. Nach dem Patro-
natswechsel 1479 muss es sich aber von alters her auf die Landgrafen
von Hessen bezogen haben. Für die Zusendung digitaler Fotos des
Wappens sei an dieser Stelle Frau Friederike von der Heide, Ev. Stadt-
kirchengemeinde Groß-Gerau, herzlich gedankt. - Verloren ist ein im
ANHANG: VERSCHOLLENE ODER VERLORENE GLASMALEREIEN
EHEMALS DEXHEIM, PFARRKIRCHE
Bibliografie-, Scriba 1855, S. 345 (zitiert Helwich).
In der bereits 889 erwähnten, dem Hl. Martin geweihten Kir-
che, an deren romanischen Chorturm ein in den Jahren 1757/58
neu erbautes Langhaus anschließt24, befanden sich bis zu ihrer
mutmaßlichen Zerstörung im Pfälzischen Erbfolgekrieg zwei
Scheiben, deren Inschriften Georg Helwich 1617 überliefert hat
(s. Reg. Nr. 13). Seinen knappen Angaben zufolge dürfte es sich
um Wappenscheiben gehandelt haben. Die Inschriften der 1513
datierten Glasgemälde nannten Heinrich von Mauchenheim
gen. von B echtolsheim (f 1537) und Gertrud von Albig gen. von
Dexheim (f 1513) als Stifter25.
EHEMALS DIEBURG, KATHARINENKAPELLE
Bibliografie: Valentin Karst, Dieburg. Franziskaner-Konven-
tualen, in: Alemania franciscana antiqua 4, 1958, S. 178-214,
hier S. 206 (erwähnt ohne Nachweis, dass in einem der Fenster
der Kapelle »zwei gemalte Schneiderscheren« zu sehen gewesen
seien; diese »erinnerten an die Eheleute Hermann Schneider
und Frau Katharina, welche 1472 der Kapelle 62 Morgen Land
gestiftet hatten«); Murmann/Bohler 2007, S. 11, 31 (zitieren
Gamans’ Beschreibung).
Um die Mitte des 18. Jh. abgebrochen, war die in unmittelbarer
Nähe der früheren Franziskaner- und späteren Stadtpfarrkir-
che St. Peter und Paul gelegene Kapelle St. Katharina eine Stif-
tung des Vogts Rudolf B ekenhube, der den Bau im ausgehenden
13. Jh. hatte errichten lassen"6. Von dessen (späterer) Ausstat-
tung ist - nach dem Bericht des Jesuiten Johann Gamans - nur
bekannt, dass in einem Seitenfenster zwei Schneiderscheren zu
sehen waren (s. Reg. Nr. 14). Ob es sich bei dieser zweifellos he-
raldischen Darstellung um das Wappen des Dieburger Patrizi-
ers Hermann Schneider gehandelt hat, wie Valentin Karst ver-
mutet hat (s. Bibi.)27, oder um das Wappen der Schneiderzunft
Dieburgs, lässt sich heute freilich nicht mehr entscheiden.
Fig. 452. Ehemals Groß-Gerau, Stadtkirche. Westportalfenster mit
Verglasungsresten aus dem Chor(?). 2. Hälfte 15. Jh.
EHEMALS GROSS-GERAU, STADTKIRCHE
Unpubliziert.
Der Zeitpunkt des Baubeginns der bestehenden, ursprünglich
Maria geweihten Kirche, die einen Vorgänger aus dem 13. Jh.(?)
besaß, ist nicht bekannt29. Er lag aber wahrscheinlich eine
geraume Zeit nach der Erhebung des Dorfes Gerau zur Stadt
(1398), die von König Wenzel auf Bitten der damaligen Orts-
und Patronatsherren, der Grafen Eberhard V. und Diether
VIII. von Katzenelnbogen, vorgenommen worden war30; noch
1478 befand sich die Kirche im Bau, 1490 war sie im Westen so
weit gediehen, dass ihre Turmhalle gewölbt und mit dem Wap-
pen der neuen Patronatsherren - der Landgrafen von Hessen als
Erben der Grafschaft Katzenelnbogen (1479) - versehen werden
konnte31.
Dieser mittelalterliche, nur in Ansichten von Wilhelm Dilich
(1605) und Matthäus Merian d.Ä. (1646, 2i655) überlieferte Bau
EHEMALS DIEBURG, BURG
Bibliografie: Murmann/Bottler 2007, S. 5, 19 (zitieren Ga-
mans’ Beschreibung).
Nachdem Burg und Stadt Dieburg in den Jahren um 1300 in
den Besitz des Mainzer Erzstifts gelangt waren, wurde mit dem
Ausbau des Ortes zu einem Verwaltungszentrum auch die Burg
stückweise erweitert, im Mittelalter zuletzt unter Erzbischof
Berthold von Henneberg (1484-1504). Der Henneberg-Bau im
Norden der Burg, der im frühen 19. Jh. abgerissen worden ist,
wurde um 1650 von Johann Gamans beschrieben; er besaß im
Obergeschoss Fenster mit den Wappen des Erzbischofs und
dessen Vorfahren (s. Reg. Nr. 15)28.
24 Brilmayer 1905, S. 101; Diehl 1932, S. 376; Dehio Rheinland-
Pfalz/Saarland 4984, S. 203. - Das Martinspatrozinium ist im Jahr
1554 überliefert; Darmstadt, HStA, Best. O 1 A, Nr. 129/1.
25 Humbracht 1707, Taf. 150.
2(> Vogt 1913, S. 38, 59, Nr. 232, 336 (Urkunden von 1291 und 1294).
Vgl. Johann W. C. Steiner, Geschichte der Stadt Dieburg und Topo-
graphie der ehemaligen Genien und Aemter Umstadt, Babenhausen
und Dieburg, Darmstadt 1829, S. 24L, 140!., und Herchenröder
1940, S. 54,78.
27 Derselbe Hermann Schneider hatte 1477 auch einen Altar in die
frühere Pfarrkirche gestiftet; Steiner 1829 (wie Anm. 26), S. 23.
28 Zu Geschichte und Baugeschichte der Burg s. Herchenröder
1940, S. 78-81, zuletzt Dehio Hessen, II, 2008, S. 185.
29 Ein Datum ist nicht überliefert. In der älteren Literatur - Ru-
dolf Busch, Die Muttergottes am Portal der evangelischen Kirche
zu Gross-Gerau, in: MZ 17-19, 1921-1924, S. 34; Diehl 1931, S. 99
- wird mit einer Erbauung des Chores als ältestem Teil Anfang bzw.
Mitte 15. Jh. gerechnet, während im jüngeren Schrifttum - zuletzt De-
hio Hessen, II, 2008, S. 381 - die Jahre 1470-1490 als Bauzeit genannt
werden. - Zum Vorgängerbau s. Müller 1937, S. 247, sowie Reg. Kat-
zenelnbogen, I, 1953, S. 106, Nr. 156.
32 Reg. Katzenelnbogen, I, 1953, S. 603, Nr. 2118.
31 Ein Schild mit der Bauinschrift 1490 ist erhalten, weiters ein Schild
mit einem - erneuerten - Wappen der Landgrafen von Hessen, das
von Busch 1921-1924 (wie Anm. 29), S. 34, indessen als Wappen der
Grafen von Katzenelnbogen identifiziert worden ist. Nach dem Patro-
natswechsel 1479 muss es sich aber von alters her auf die Landgrafen
von Hessen bezogen haben. Für die Zusendung digitaler Fotos des
Wappens sei an dieser Stelle Frau Friederike von der Heide, Ev. Stadt-
kirchengemeinde Groß-Gerau, herzlich gedankt. - Verloren ist ein im