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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 32,1.1918

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Heft 3 (1. Novemberheft 1918)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14375#0124

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Frageir aufzulösen scheiuen, durch die
man nicht hindurchsah, während man
ihre letzte Richtung und ihre Prin-
zipien doch nicht glatt anzunehmen
vermochte. Wir mußten die problema-
tische Substanz in irgend einer Weise
durchdringen, wir mußten ein Zentrum
finden, von dem aus sie bewältigt, als
Ganzes erkannt und in ihrer Totalität
in unserc Hand gegebcn und unter
eine neue Führung gestellt werden
konnte. Hier beginnt unsere Schwäche.
Wir haben den uns aufgegebenen Stoff
nicht überwunden. Und das Mcrkwür-
dige ist: mnn hat auch hier wieder
das Gefühl, daß das etwas Notwen-
diges war, daß unsere Iutellektualität
und unser Geist in dieser ganzen
Periode der letzten vierzig oder fünfzig
Iahre nicht nur nicht die Kraft, son-
dern auch nicht einmal den Drang,
transzendental gcsprochen, nicht die
Mission besessen haben, das aufgege-
bene Problem ganz zu bewältigen, mehr
als ein halbes Wort darüber zu sagen
und Herr über diese Substanz zu wer-
den." Es ist bislang nicht gelungen,
vor der Welt den Kulturkosmos seiner
ideellen Struktur nach reinstens auf-
zuweisen und so seine Idee erfolgreich
dem „Zivilisationskosmos" gegenüber-
zustellen. Rm so weit zu kommen, gilt
es durch die zivilisatorischen Phrasen
hindurchzubrechen und unmittelbar ans
Leben heranzugelangen. Urid eben da-
für besteht Iukunftshoffnung. Man
kann „unsrer deutschen Begabung und
unserem Volkscharakter nach keiner
Seite weniger einen Vorwurf machen,
als nach der, daß sie nicht die Fähig-
keit und Kraft besäßen, immer wieder
das Dasein in seinen Ursprünglich-
keiten, seiner einfachen Lebendigkeit und
Reinheit zu ergreifen, es seiner kon-
ventionellen Hüllen zu entkleiden und
als ein seelisch Neues vor die Welt
zu stelleu. Das Eigentliche aller unsrer
Großen bestand stets gerade darin, daß
sie dies vermochten, die Urformen des
Lebens neu ergriffen und zu neuer
Anschauung erhoben. — Es kann nicht
in unserem Eharakter und unserer Be-
gabung, es muß in unserem Schicksal
als Nation begründet sein, daß uns
der Durchbruch gerade diesmal und für
die heutigen Aufgaben nicht gelang."

Eine neue „Totalanschauung der le°

bendigen Kräfte, die hinter jenem „Zi-
Vilisatorisch-Mechanistischen und gleich-
zeitig über ihnen stehen", ist nur mög-
lich auf Grund der Erfahrung von
einer wirklichen, sichtbaren lebendigen
Gesamtheit. Die konnte nur errungen
werden in einem Volke und von einem
Volke, das als Ganzes sich erlebt und
erlebt wird. Das aber war vor dem
Kriege dem deutschen Volke noch nicht
beschieden. Mährend die andern großen
Weltnationen das Erlebnis ihrer selbst
schon längst Hatten, sind wir Deutschen
erst durch den Krieg dazu gekommen,
uns überhaupt als solches Ganzes zu
erleben. „Erst seit dein Krieg, nach-
dem wir unsere Lxistenz nur durch die
Einsetzung und Erfüllung unsres We-
sens in seinen tiefsten und verschwie-
gensten Seiten, unsres Wesens als Na°
tion und als Gesamtheit, retten konn-
ten, erst seitdem dieser Akt dcr Existenz-
und Wesensbehauptung mit einem noch
nie dagewcsenen Mißverstehen eben dic-
ses Wesens, mit einer Abgliederung der
andern Welt von unserm seelischen und
geistigcn Sein beantwortet ward, erst
seitdem so dic uackte Existenzbchauptung
gleichzcitig zur eigentlichsten und ent-
schiedensten Wesensbehauptung der Na-
tion gegenüber der ganzen Welt ge-
formt ward..., crst seitdem können wir
wissen, was unsre Aufgabe sein wird
und auf der Basis unsrer eignen To°
talitätsergreifung anch ein Erfahren des
Lebendigen überhaupt in einer neuen
Totalitätsform haben."

Wir sind daher im Nachholen,
im Entwickeln und Klären unsrer Bc°
sonderheit. Ietzt erst wird auch unsern
geistigen Führern, sofern sie von sich
aus die Kraft dazu mitbringen, die
Möglichkeit gegeben sein, nunmehr die
Idee der Kultur in ihrer Ilni-
versalität zu erfassen und ihre
Apostel zu werden. Ieht erst reift die
Zeit für die neuen Fichte hcran. H

Sichert die seetische Frontl

u dem hier schon früher und wie-
derholt behandelten Thema „Offi-
ziere und Soldaten" schreibt uns jetzt
wieder ein deutscher Offizier:

Immer neue Hunderttausende füh-
ren die Feinde in den Kampf. Wir
vermögen ihnen nur dieselben zwar
kampferprobten, vielfach aber auch ab-

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