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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 57.1925-1926

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Corwegh, Robert: Jan Mankes: 15. August 1889 bis 1923. April 1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.9180#0051

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JAN MANKES f.

»JUNGE HÜHNCHEN«

JAN MANKES f.

15. AUGUST 1839 BIS 1923. APRIL 1920.

Unter einem Holländer stellt man sich im all-
gemeinen einen lebensfrohen Menschen vor,
mit beiden Füßen auf dieser Erde wurzelnd.
Geschäftstüchtigkeit und Genuß der materiell-
sten Lebenswerte kennzeichnen für unsere Vor-
stellung seine Art. Wie aber in dem tiefsten
Buch zu Hollands Erkenntnis, in de Costers
„Uilenspiegel" neben Lamme Goedzack, dem
Genießer, Uilenspiegel selbst steht, der seinen
Träumen nachjagt und in den sich wandelnden
Zeiten ewig der gleiche bleibt, ein Pfeil der Sehn-
sucht geschnellt in die Unendlichkeit mensch-
licher Glaubensstärke, so lebt neben dem ge-
nußfrohen Holländer der träumende, das klare
Behältnis von Hollands Seele, die sich von Zeit
zu Zeit in Hollands Kunst offenbart. Diese
Uilenspiegel-Naturen, Narren der eigenen Glau-
bensseligkeit, treten mit leisen Sohlen auf, und
ihren Schritt überhören rohe Ohren neben den
festen Tritten der Lebensstarken. Und doch
wandelt in ihren Spuren das Ewige, was Holland
als Land zu bieten hat. In ihren Augen spiegelt
sich die Unendlichkeit des holländischen Him-
mels, hinter dessen riesigen Wolkenbäuschen
ein zartes Blau in immer fernere Höhen zu ent-
schwinden scheint, in ihren Augen sammeln sich

alle von der wasserfeuchten Luft gemilderten
Farben zu Tonakkorden wie die Orgelklänge in
der großen Kirche zu Delft. — Dieses nicht
offen sichtbare und doch lebendigste Holland
muß man suchen, will man die Farbenharmo-
nien eines Carel Fabritius, eines Jan Ver-
meer van Delft, will man die Musik der Hin-
tergründe in Rembrandts Werk begreifen.

Ein später Nachfahre dieses Hollands war
Jan Mankes, der nur kurze Zeit auf unserer
Erde rasten durfte, noch kürzere von Siechtum
frei auf ihr schaffen konnte.
• - Als ich zum ersten Mal im Heime meines Gast-
freundes, des Utrechter Archivars Dr. le Cos-
quino de Bussy, seine stillen Gemälde sah, in
denen neben den sanft gestimmten Farben-
akkorden immer irgendwie Trauer mitklingt,
stand mein Entschluß fest, zu Deutschen von
diesem Künstler zu reden. Jetzt bin ich dank
dem Entgegenkommen seinerWitwe, A. Mankes-
Zernike, und des Verlegers I. A. A. M. van Es-
Utrecht, dazu in der Lage. — Jan Mankes wurde
als das dritte Kind des Beamten bei der Steuer,
Beint Mankes und der Jantje Hartsuickers in
Meppel geboren. Früh verriet sich seine Be-
gabung. In der Schule lernte er nicht viel, denn
 
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