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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 57.1925-1926

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Weiser, Armand: Schweden auf der Pariser Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9180#0226

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Schweden auf der Pariser Ausstellung

EDWARD HALD—ORREFORS

»GRAVIERTE KRISTALLSCHALE«

nal besinnter. Liegt das nicht vielleicht daran,
daß ein gesunder Rationalismus Bauer, Bürger,
Industrielle und Adel gleicherweise belebt und
umfängt ? Ist nicht Schweden das Land der wahr-
haften Demokratie, wo jeder arbeitet, arbeiten
muß und arbeiten will? Dies ergibt ein allge-
meines und zu befriedigendes Verlangen nach
wohlbestelltem und wohlgestaltetem häuslichem
Herd, der einen gewissen Komfort verlangt, aber
den Luxus ausschließt. Und hierin liegt eben
der Kernpunkt der künstlerischen Entwicklung
Schwedens: Überall dort, wo sich das Kunst-
gewerbe spaltet und einerseits das raffinierteste
Luxusbedürfnis und die verspielte Zwecklosig-
keit femininer Sensibilität befriedigt, sinkt an-
dererseits ein Teil der handwerklichen Kunst zum
industriellen Massenprodukt herab, mit all sei-
nen billigen und Geschmack verderbenden Ef-

fekten. Schweden aber hat dieses kritische
Stadium jeder neuzeitlichen Entwicklung rasch
überwunden und sich zu einer sozusagen bür-
gerlichen Volkskunst bekannt, die jedem das
Seine gibt. Die hohe Bildung der Schweden
stellt allerdings ganz andere Ansprüche an gei-
stigem Inhalt wie anderswo. Die Jahrhunderte
alte Kultur, der in den nordischen Ländern fast
jeder teilhaftig ist, gibt ein natürliches Verständ-
nis und Gefühl für die Reinheit der Kontur und
das Maß des Dekors. Gerade diese Zurück-
haltung ist es, die so wohltuend wirkt und den
Dingen den Stempel der Vornehmheit aufdrückt.

Was die heute weltberühmten Erzeugnisse
der Glashütten von Orrefors belangt, so zeigen
diese in einzelnen Stücken zwar den Charakter
von Prunk- und Schaustücken. Aber diese
Gläser haben ihren Zweck ebenso zu erfüllen
 
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