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Widmer, Johannes: Cuno Amiet-Oschwand
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.9253#0033
CUNO AMIET—OSCH WAND
GEMÄLDE »WINTERLANDSCHAFT«
CUNO AMIET- OSCHWAND
VON JOHANNES WIDMER
Der 1868 geborene Künstler hat eine große
Ehrung erfahren: das Berner Kunst-
museum hat dem Sechziger die sämtlichen
Räume zu einer Jubiläumsausstellung freige-
geben. Er hat das Haus mit über vierhundert
seiner Werke würdig gefüllt.
Durch die wohl zwanzig Räume zu wandern,
war eine Lust, denn ihr Leuchten war des Künst-
lers Tat. Schön war es, von Lebensstufe zu
Lebensstufe dieses Mannes vorzudringen, die
sich, einzeln betrachtet, stark absondern, im
Zusammenhang angesehen aber alle auf dem-
selben Goldgrunde warmen Lebens, heißer
Farbe, natürlicher Eleganz stehen.
Diesen Zug zu stärken, war schon seines
ersten Lehrers Hauptziel. Frank Buchs er
hatte sein Leben lang klare, energische Zeich-
nung geübt, in der sichernde Genauigkeit und
glücklicher Schwung sich die Wage halten; un-
verdrossen hatte er, der Weltwanderer, Vor-
nehmheit von Stil und Stimmung, mitten im An-
teil an primitiven Losen, durchgesetzt. Was er
schuf, glüht nach nunmehr achtzig Jahren noch
in reicher, gedrängter, ausgeprobter Farbigkeit.
Solches Erbteil, solche Stammverwandtschaft
bedeuten für Amiet mehr als alle Akademie
von München und Paris. Sie führten ihn dem
Kreis von Pontaven entgegen, der sich am
Geist der Gauguin, der van Gogh sonnte.
In kleinen und großen Gestaltungen verbreitete
sich der Glockenton, bald abendlich breit, bald
morgenfrisch und hell, der mürben, der kühnen
reinen Farbigkeit der beiden Neuerer, sehr
bald zu eigenen Harmonien verbunden. Zuerst
lag Gauguin näher, dann kam van Gogh voran,
und die Kunde von ihnen mit Eklat in die
23
Xx*II. OHober 1928. 3
GEMÄLDE »WINTERLANDSCHAFT«
CUNO AMIET- OSCHWAND
VON JOHANNES WIDMER
Der 1868 geborene Künstler hat eine große
Ehrung erfahren: das Berner Kunst-
museum hat dem Sechziger die sämtlichen
Räume zu einer Jubiläumsausstellung freige-
geben. Er hat das Haus mit über vierhundert
seiner Werke würdig gefüllt.
Durch die wohl zwanzig Räume zu wandern,
war eine Lust, denn ihr Leuchten war des Künst-
lers Tat. Schön war es, von Lebensstufe zu
Lebensstufe dieses Mannes vorzudringen, die
sich, einzeln betrachtet, stark absondern, im
Zusammenhang angesehen aber alle auf dem-
selben Goldgrunde warmen Lebens, heißer
Farbe, natürlicher Eleganz stehen.
Diesen Zug zu stärken, war schon seines
ersten Lehrers Hauptziel. Frank Buchs er
hatte sein Leben lang klare, energische Zeich-
nung geübt, in der sichernde Genauigkeit und
glücklicher Schwung sich die Wage halten; un-
verdrossen hatte er, der Weltwanderer, Vor-
nehmheit von Stil und Stimmung, mitten im An-
teil an primitiven Losen, durchgesetzt. Was er
schuf, glüht nach nunmehr achtzig Jahren noch
in reicher, gedrängter, ausgeprobter Farbigkeit.
Solches Erbteil, solche Stammverwandtschaft
bedeuten für Amiet mehr als alle Akademie
von München und Paris. Sie führten ihn dem
Kreis von Pontaven entgegen, der sich am
Geist der Gauguin, der van Gogh sonnte.
In kleinen und großen Gestaltungen verbreitete
sich der Glockenton, bald abendlich breit, bald
morgenfrisch und hell, der mürben, der kühnen
reinen Farbigkeit der beiden Neuerer, sehr
bald zu eigenen Harmonien verbunden. Zuerst
lag Gauguin näher, dann kam van Gogh voran,
und die Kunde von ihnen mit Eklat in die
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