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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 63.1928-1929

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Schürer, Oskar: Lichtreklame im Straßenraum
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Kuhn, Alfred: Erich Waskes Glasfenster-Kartons
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https://doi.org/10.11588/diglit.9253#0298

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TAchtreklamc und Straßenraum

aufgerichteten Mauer, die hinaufgreift und Raum
erobert. Man überlege doch nur einmal bei
einem abendlichen Gang durch die modernen
Städte, d. h. man lasse die Eindrücke frei auf
sich wirken: man wird beobachten, daß der
Blick aus der Enge der Ladenzone, in der er
lange gebannt war, in der er zu verdumpfen
drohte, nun hinaufgezogen wird von unzähligen
Lichtern oben, daß ihm plötzlich eine Freiheit
ohnegleichen geboten wird, sich zu tummeln,
sich zu vergnügen an tausend Augenspielen
rotierender Räder, aufflammender und wieder
verlöschender Sterne, all der Reklamekniffe
witziger Konstrukteure, die die Aufmerksam-
keit des Passanten an-
rufen. Man wird er-
kennen, wie ganz neue
Räumlichkeiten über der
Straßenzone sich auf-
bauen, wie die vorher
so enge Straße plötzlich
hoch und weit wird,
weiter als am Tage, der
in die tiefen Straßen-
schluchten ja kaum mehr
hereindringen kann.
Überdenken wir die Fol-
gen: im neu erschlos-
senen Raum atmen wir
freier. Unser Atmen-
können ist ja abhängig
vom gegönnten Raum.
Die Enge unten, die un-
sere Nerven beklemmte,
birst auf. Das Getriebe,
das uns beunruhigen
mußte, solange es sich
in dem niedrigen Licht-
raum staute und ver-
stopfte, verliert das Be-
ängstigende, sobald wir
dengroßen lichterfüllten
Raum darüber spüren
u. aufnehmen. Straßen-
räume entstehen über
Nacht, dieunsbeglücken
können durch die Groß-
artigkeit, ihrer architek-
tonischen Möglichkei-
ten. — Nur erst Mög-
lichkeiten, ja. Aber der
Architekt schickt sich
an, sichihrer zu bemäch-
tigen und uns Straßen-
räume zu bauen, die
denen früherer Zeiten
stolz gegenüberstehen.

ERICH WASKES GLASFENSTER - KAR-
TONS. Erich Waske hat nach vielen Jah-
ren schwerer, unermüdlicher Arbeit nunmehr
den Kunstzweig gefunden, für den ihn seine
Begabung bestimmte. Wieder zeigt es sich, daß
Früchte nicht über Nacht reifen können, aber
daß redliches Bemühen am Ende seinen Lohn
finden muß. Von vielen Ausstellungen, 10 Jahre
hindurch, kannte man den Künstler aus Riesen-
gemälden meist religiösen Inhalts, bei denen
eine monumentale Form angestrebt war, die
jedoch so ziemlich ausnahmslos den Eindruck
des Nichtbewältigten, der Leere zurückließen.
Nun kam ihm die Glasmalerei wie eine Gottes-
sendung. Hier konnte
er die Dinge, die ihm
am meisten lagen, dar-
stellen, er konnte in den
Ausmaßen arbeiten, die
ihn nun einmal einzig
interessierten; die Tech-
nik aber zügelte seinen
Formenrausch. — Das
Glasfensterhateine sehr
alte, gute Tradition; folgt
man ihr in sinngemäßer
Weiterentwicklung, so
ergeben sich Wirkungs-
möglichkeiten von über-
raschender Großartig-
keit, von Reichtum aber
auch von Strenge. —
Waskes Kartons für die
TempelhoferKirche, aus
einem Wettbewerb ent-
standen, gehören zwei-
fellos zum Besten, was
in den letzten Jahren auf
diesem Gebiete geleistet
worden ist, protestan-
tisch in der Herbheit
ihres Geistes, prachtvoll
zusammengenommen in
der Bewegung, ganz auf
Vertikalität und Fläche
komponiert, sparsam in
den Mitteln, von leuch-
tender primitiver Far-
bigkeit. — Man kann
Waske nur zu dieser
Tat beglückwünschen
und hoffen, daß ihm ein-
mal die Möglichkeit ge-
boten wird, diese oder
ähnliche Dinge im Ma-
terial selbst ausgeführt
zu sehen, alfred kühn.

deutsche werkstatten. »gebrauchsglas«
 
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