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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 63.1928-1929

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Gleichen-Rußwurm, Alexander von: Die Idee des Denkmals
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https://doi.org/10.11588/diglit.9253#0268

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prof. michael powoi.nv. »junger stier« türkisblaue keramik

DIE IDEE DES DENKMALS

Das Wichtigste für den Menschen ist
seine eigene Wichtigkeit, sie be-
deutet ihm die schönste Illusion und
das echteste Glück. Das Kind emp-
findet Freude, sobald es fühlt, daß es
seiner Umgebung wichtig ist. Erwach-
sene sind glücklich, wenn sie sich An-
deren bis zur Unentbehrlichkeit wich-
tig glauben. Jede Arbeitsfreude, jeder
Ehrgeiz vom dümmsten bis zum edel-
sten, jede Kunst braucht diesen leiden-
schaftlichen Drang als Lebenselement.
Aus dem Gefühl, daß der einzelne
Mensch so durchaus wichtig sei für
sich und die Mitmenschen, entstand
der Wunsch nach Dauer auch für das
leibliche „Ich", damit der Staub des Ver-
gessens nicht lautlos das einst so laute
Wesen begrabe. Dauern, überdauern,
weiterdauern, noch irgendwie wichtig
sein, als ob auch nach dem Tode diese
Wichtigkeit ein Genuß wäre, das tritt
auf in der Sehnsucht nach Fortleben.
„Der Ruhm ist die Sonne der Toten"
sagt Balzac. So entstand die Idee des
Denkmals, Steine und Bronze reden
überall von dem großartigen Protest ge-
gen Vergessen werden. Das ist der Sinn,
der künstlerische Sinn allerMonumente,
die den körperlichen Anblick großer
Menschen wach erhalten im Auge der
Nachfahren. . . a. v. gleichen-russwurm.

professor michael powolnv. »türkisblaues fohlen«
 
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