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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 63.1928-1929

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Köpfe von Theo Siegle
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https://doi.org/10.11588/diglit.9253#0347

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THEO SIEGLE
—HASSLOCH
»MÄDCHEN-
BILDNIS«

KÖPFE VON THEO SIEGLE

Die Pfalz hat eine Reihe vorzüglicher kriti-
scher Köpfe und ausgezeichneter Forscher-
typen hervorgebracht, aber sie ist, gleich den
anderen rheinfränkischen Siedlungsgebieten,
nicht besonders reich an eigentlich produktiven
Künstlern. Um so lieber hebe ich an dieser
Stelle einen pfälzischen Bildhauer hervor, der
von Münchener und Stuttgarter Anregungen aus
zu soliden Ergebnissen von gemeindeutschem
Rang gelangt ist. Theo Siegle ist 1902 in
Haßloch (bei Neustadt a. d. Haardt) geboren
und studierte nach Absolvierung der Ober-
realschule zunächst in Stuttgart Architektur.
Durch Ulfert Janssen auf die Bildhauerei ver-
wiesen, ging er an die Akademie in Stuttgart,
dann in München über. Den entscheidenden
Anstoß zu seiner schönen Entwicklung als Pla-
stiker empfing er von Josef Popp, Dozent für
Kunstgeschichte an der Technischen Hochschule
in München, in Gestalt einer wertvollen und
weiterführenden begrifflichen Grundlegung sei-
ner Kunst. Theo Siegle arbeitet teils in Haß-
loch, teils in München, und zwar gilt seit einer
Reihe von Jahren seine ausschließliche Vorliebe

der Bildnisplastik. Eine stilistische, typisierende
Periode (z. T. sogar von dem Streben nach einer
„absoluten" plastischen Form geprägt) liegt
hinter ihm. Seither hat Theo Siegle den Weg
zur Natur zurückgefunden; oder vielmehr, da
dieser Weg niemals ein Rückweg ist: er hat sich
zur Natur durchgefunden; er hat jene Entwick-
lung mitgemacht, die in dem weit- und natur-
losen Pseudo-Idealismus des letzten Jahrzehnts
ein Versagen vor dem eigentlichen Problem er-
kannt und von neuem die Verpflichtung auf-
gerichtet hat, daß sich geistige und formale
Kraft vor allem in der Bindung an das dunkle,
stofflich-naturhafte Element zu bewähren habe.
Man findet in seinen heutigen Arbeiten jene
„gnostisch" zu nennende Scheu vor den ein-
maligen Gegebenheiten der Natur in der schön-
sten Weise überwunden. Eine dichte und doch
geistverklärte Körperlichkeit voller Charakter
und unzweideutiger Realität macht das Wesen
seines Schaffens aus. Besonders das reizvolle
Köpfchen, das diese Veröffentlichung einleitet,
kann mit seinen frei und sicher erzählten For-
men, seinen feingespannten, vibrierenden Flä-
 
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