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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 63.1928-1929

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Zu den Keramiken von Dina Kuhn
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https://doi.org/10.11588/diglit.9253#0087

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ZU DEN KERAMIK

Gibt es internationale Kunst ? Es wird viel von
ihr geredet und geschrieben in einer Zeit,
die die Weite des Globus neu für sich entdeckt,
und es sind nicht wenige, die ihren Stolz darein
setzen, der eigenen Arbeit ein fremdes Gesicht
zu geben, wenn nicht gar ein unpersönliches.
Dagegen wäre sachlich vieles einzuwenden.
Denn es ist in der Tat so, daß wahre Kunst zu
allen Zeiten kosmopolitisch ist und sei sie noch
so sehr mit der Erde verbunden, aus der sie
stammt, ja es zeigt sich, daß gerade die natio-
nale Eigenart eines Kunstwerkes ihr bester Dol-
metsch ist. Die Heimat wird überall verstanden,
sie ist das Herz der Dinge. Solcher Nationalis-
mus ist stets erwünscht, er verbindet die Völker
innerlichst, er ist grenzenlos wie die Liebe.

Die keramischen Arbeiten von Dina Kuhn
legitimieren sich auf den ersten Blick als Er-

N VON DINA KUHN

Zeugnisse des Wiener Bodens. Das spielerische
Element der fließenden Farben, das die Formen
überströmt, die Leichtigkeit und Augenblick-
lichkeit dieser Form selbst, die mehr ein zeich-
nerisches und illustratives als ein plastisches
Temperament hat, der ornamental-kunstgewerb-
liche Einschlag — all das sind Merkmale in
der erwähnten Richtung. Was so zustande
kommt, sind Kunstwerke, die gern und leicht
mit dem Menschen zusammenwohnen, unpro-
blematische, heitere Gäste, mehr der Dingwelt
nahestehend als dem ernsten Geistbereich der
Kunst. Sie wirken in derselben Weise wie ein
heiteres, gesellschaftliches Geplauder, sie regen
an durch gefälligen Witz, sie sind durchaus
vordergründig, aber sie haben höfliche, wohler-
zogene Manieren und tun ihren Dienst am Men-
schen auf zuverlässige, gleichsam lächelnde Art.
 
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