W. PEINER —
DÜSSELDORF
»STUHL MIT
FLASCHE«
DER MALER WERNER PEINER
Wenn Werner Peiner heute manchmal in
den Reihen des Nachexpressionismus
oder der neuen Sachlichkeit geführt wird, so
ist das vielleicht nicht ganz berechtigt, weniger,
was seine Arbeiten, als was seinen Entwick-
lungswegangeht. Die neue Sachlichkeit erwuchs
als Reaktion gegen Kubismus und Expressionis-
mus; aber sie wuchs doch schließlich aus diesen
Kunstbewegungen heraus, nicht gegen sie. Ohne
die strenge formale Schule des Kubismus, ohne
die tiefe Versenkung in das Wesen der DiDge,
die der Expressionismus von seinen Vertretern
forderte, wäre das neue Bild in seiner geradezu
kristallischen Konzentration, mit seinem siche-
ren Gefühl für Formgestaltung und Gesamt-
aufbau undenkbar. So erklärt sich zwanglos die
Entwicklung zum Nachexpressionismus, die wir
viele Vertreter früherer Richtungen nehmen
sahen. Zu ihnen aber gehört Peiner nicht. . . .
Er entschloß sich zum Malen erst nach
Kriegsende und besuchte zunächst die Düssel-
dorfer Akademie. Man ist sich ja heute so
ziemlich darüber einig, daß kein Institut ge-
eigneter sein könnte, jungen Leuten jede Kennt-
nis von wahrer Kunst vorzuenthalten, als eben
diese staatlichen Anstalten. Hinter dieses
offene Geheimnis kam auch bald der junge
Peiner. Er mußte also anderswo das Heil
suchen. Doch sein Temperament war nicht
dazu angetan, sich mit den revolutionären
Tendenzen zu befreunden, die die künstlerische
Generation nach dem Kriege für unerläßlich
hielt. So wandte er sich dem Studium der
alten Meister zu, bei denen er das zu finden
hoffte, was weder Lehrer noch stürmerische
Kollegen ihm geben konnten. Und es gelang.
Die Kritiker haben gut reden, die einem
jungen Künstler sein allzu eifriges Studium
XXXII. November 1928. 2
DÜSSELDORF
»STUHL MIT
FLASCHE«
DER MALER WERNER PEINER
Wenn Werner Peiner heute manchmal in
den Reihen des Nachexpressionismus
oder der neuen Sachlichkeit geführt wird, so
ist das vielleicht nicht ganz berechtigt, weniger,
was seine Arbeiten, als was seinen Entwick-
lungswegangeht. Die neue Sachlichkeit erwuchs
als Reaktion gegen Kubismus und Expressionis-
mus; aber sie wuchs doch schließlich aus diesen
Kunstbewegungen heraus, nicht gegen sie. Ohne
die strenge formale Schule des Kubismus, ohne
die tiefe Versenkung in das Wesen der DiDge,
die der Expressionismus von seinen Vertretern
forderte, wäre das neue Bild in seiner geradezu
kristallischen Konzentration, mit seinem siche-
ren Gefühl für Formgestaltung und Gesamt-
aufbau undenkbar. So erklärt sich zwanglos die
Entwicklung zum Nachexpressionismus, die wir
viele Vertreter früherer Richtungen nehmen
sahen. Zu ihnen aber gehört Peiner nicht. . . .
Er entschloß sich zum Malen erst nach
Kriegsende und besuchte zunächst die Düssel-
dorfer Akademie. Man ist sich ja heute so
ziemlich darüber einig, daß kein Institut ge-
eigneter sein könnte, jungen Leuten jede Kennt-
nis von wahrer Kunst vorzuenthalten, als eben
diese staatlichen Anstalten. Hinter dieses
offene Geheimnis kam auch bald der junge
Peiner. Er mußte also anderswo das Heil
suchen. Doch sein Temperament war nicht
dazu angetan, sich mit den revolutionären
Tendenzen zu befreunden, die die künstlerische
Generation nach dem Kriege für unerläßlich
hielt. So wandte er sich dem Studium der
alten Meister zu, bei denen er das zu finden
hoffte, was weder Lehrer noch stürmerische
Kollegen ihm geben konnten. Und es gelang.
Die Kritiker haben gut reden, die einem
jungen Künstler sein allzu eifriges Studium
XXXII. November 1928. 2