amadeus
ozenfant
— paris.
gemälde.
AMADEUS OZENFANT
Ozenfant gehört zu jenen Künstlern, deren
Interessengebiet sich nicht ausschließlich
auf Palette und Leinwand beschränkt. Er ist
viel gereist und hatdrei Jahre fruchtbaren Allein-
seins im Ural verbracht. Die kühnen und eben-
so notwendigen Experimente der bei seiner
Rückkehr in voller Kampfaktion befindlichen
Kubisten beeinflußten und beunruhigten ihn zu-
nächst, wie jeden künstlerischen Sucher jener
Zeit. Auch er empfand die Notwendigkeit neuer
Bildgestaltucg. Das schloß nicht aus, daß er
in einem gewissen Sinne ein Antipode des Ku-
bismus werden sollte. Aber schon heute scheint
uns der Unterschied mehr auf der jeweiligen Art
des Entwicklungsprozesses als auf dem Gegen-
satz der erstrebten Endziele zu beruhen. Ozen-
fants philosophisch geschulter Geist widersetzte
sich bald dem rigorosen Vorgehen der Maler
von der Sektion d'Or, deren Analysen vor der
Zertrümmerung der alten Bildwelt nicht zurück-
scheuten. Prinzipiell einig mit dem Kubismus
über die Schaffung neuer Bildinhalte und die
Wiedereinsetzung einer von fremden Elementen
freien und eigengesetzlichen Bildsprache, lehnte
er indessen das Überraschungsmoment in den
variablen Formspielen des Picasso'schen Tafel-
bildes ab. Er stellte seine eigene, strikt um-
rissene Tendenz entgegen: die des Purismus.
Die Methode ist Ozenfant nicht Endziel, sondern
Durchgangsstation. Sie beschränkt sich darauf,
aus dem unendlichen Vorrat an Formen und
Tönen jene zu wählen, die eine gleiche Wirkung
haben auf Sinne und Geist. Ozenfant vermittelt
eine primäre, symbollose Vorstellung der Dinge.
Er läßt sie in die Existenz großer Ruhe eingehen
und stellt kompositionelle Beziehungen her zwi-
schen Gefäßen und Architekturteilen, zwischen
leerer Bildfläche und Figur. Die Gesetzmäßig-
keit des Seins ist in monströsen Formen zu
jener der Leinwand geworden. Bis zur tastbaren
Schwellung gesteigert, wird die Farbe zum
stofflichen Träger der Form. Reflexlos und un-
verhüllt, spiegelt sich die strahlende Nacktheit
monumentaler Gebilde in der objektiven Strenge
gestaltenden Geistes. Die Alltagsdistanz im
Bildhaften erlöst den Blick. Die Parallele mit
der modernen Baukunst ist evident und Ozen-
fant auf dem besten Wege, die Malerei (Wand-
bild und Fresko) im Sinne des neuen Baustils
zu regenerieren...........hans heilmaier.
ozenfant
— paris.
gemälde.
AMADEUS OZENFANT
Ozenfant gehört zu jenen Künstlern, deren
Interessengebiet sich nicht ausschließlich
auf Palette und Leinwand beschränkt. Er ist
viel gereist und hatdrei Jahre fruchtbaren Allein-
seins im Ural verbracht. Die kühnen und eben-
so notwendigen Experimente der bei seiner
Rückkehr in voller Kampfaktion befindlichen
Kubisten beeinflußten und beunruhigten ihn zu-
nächst, wie jeden künstlerischen Sucher jener
Zeit. Auch er empfand die Notwendigkeit neuer
Bildgestaltucg. Das schloß nicht aus, daß er
in einem gewissen Sinne ein Antipode des Ku-
bismus werden sollte. Aber schon heute scheint
uns der Unterschied mehr auf der jeweiligen Art
des Entwicklungsprozesses als auf dem Gegen-
satz der erstrebten Endziele zu beruhen. Ozen-
fants philosophisch geschulter Geist widersetzte
sich bald dem rigorosen Vorgehen der Maler
von der Sektion d'Or, deren Analysen vor der
Zertrümmerung der alten Bildwelt nicht zurück-
scheuten. Prinzipiell einig mit dem Kubismus
über die Schaffung neuer Bildinhalte und die
Wiedereinsetzung einer von fremden Elementen
freien und eigengesetzlichen Bildsprache, lehnte
er indessen das Überraschungsmoment in den
variablen Formspielen des Picasso'schen Tafel-
bildes ab. Er stellte seine eigene, strikt um-
rissene Tendenz entgegen: die des Purismus.
Die Methode ist Ozenfant nicht Endziel, sondern
Durchgangsstation. Sie beschränkt sich darauf,
aus dem unendlichen Vorrat an Formen und
Tönen jene zu wählen, die eine gleiche Wirkung
haben auf Sinne und Geist. Ozenfant vermittelt
eine primäre, symbollose Vorstellung der Dinge.
Er läßt sie in die Existenz großer Ruhe eingehen
und stellt kompositionelle Beziehungen her zwi-
schen Gefäßen und Architekturteilen, zwischen
leerer Bildfläche und Figur. Die Gesetzmäßig-
keit des Seins ist in monströsen Formen zu
jener der Leinwand geworden. Bis zur tastbaren
Schwellung gesteigert, wird die Farbe zum
stofflichen Träger der Form. Reflexlos und un-
verhüllt, spiegelt sich die strahlende Nacktheit
monumentaler Gebilde in der objektiven Strenge
gestaltenden Geistes. Die Alltagsdistanz im
Bildhaften erlöst den Blick. Die Parallele mit
der modernen Baukunst ist evident und Ozen-
fant auf dem besten Wege, die Malerei (Wand-
bild und Fresko) im Sinne des neuen Baustils
zu regenerieren...........hans heilmaier.