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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 63.1928-1929

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Graf, Oskar Maria: Der Münchner Bildhauer Georg Müller, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9253#0133

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DER MÜNCHNER BILDHAUER GEORG MÜLLER

VON oskar maria graf

Jedes Werk, das dieser Künstler vor- und
hinstellt, ist fertig, das heißt, es ist formal
und inhaltlich völlig bewältigt. Jedes wider-
spiegelt ein reelles Können und eine gefestigte
Innerlichkeit. Flüchtiges und Spielerisches ist
diesem echten Plastiker fremd, genau so fremd
wie das Abzielen auf den Effekt. Er ist nicht
einer von den geistreich Kultivierten, die mehr
aus Laune, denn aus innerer Notwendigkeit
heraus schaffen. Er denkt, fühlt und formt
einfach und gerade, seine fertigsten Werke
fesseln durch ihre Unauffälligkeit, durch ihre
wahrhaft ruhige Schönheit. In dieser sen-
sationsbesessenen Zeit schafft dieser Künstler,
unbeirrt mit einer männlichen, fast mönchi-
schen Ruhe. Und man kann, ohne sich einer
Phrase schuldig zu machen, sagen, die gleiche
seinem Leben und Wesen eigentümliche Unent-
wegtheit spricht auch aus seinem ganzen bis-
herigen Werk. Die raschen ersten Erfolge
verwirrten ihn nicht, sie machten ihn nur freier.
1880 als Sohn eines Kunstge werblers in München
geboren, kam er mit sechs Jahren nach Amerika

und verlebte seine Jugend dort. Als Zwanzig-
jähriger besuchte er die damalige Pariser Welt-
ausstellung und entschloß sich ohne langes Hin-
und Herraten, Bildhauer zu werden. Er ging
nach München und war Schüler an der hiesigen
Akademie unter Professor von Rümann. Noch
einmal ging er mehrere Jahre nach Amerika,
kehrte abermals in seine Vaterstadt zurück und
begann selbständig zu schaffen. Schon seine
ersteBronze-Statuette „Silen", die 1910 im Glas-
palast ausgestellt war, erwarb der bayrische
Staat, der auch seine bedeutendsten Spätwerke
besitzt. Nach mehreren Kleinplastiken kam als
Ergebnis einer Konkurrenz 1911 das erste
Monumentalwerk Georg Müllers „Die Kreuz-
tragungsgruppe" im Münchner Ostfriedhof zu-
stande. — Ganz in seiner schlichten, großange-
legten Eigenart zeigt sich der Künstler dann im
Monumentalbrunnen in Pirmasens, der 1913
entstand. Noch monumentaler wirkt das viel
spätere, preisgekrönte Kriegerdenkmal in Ans-
bach (nackter Reiter mit Stahlhelm und ge-
brochenem Schwert) von 1927. (schluss s. iei.)

XXXJI. November 1928. S
 
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