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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 63.1928-1929

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Schürer, Oskar: Zu den Bildern von Georg Schrimpf
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https://doi.org/10.11588/diglit.9253#0193

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G. SCHRIMPF-
MÜNCHEN.
»MÄDCHEN
AM FENSTER «

ZU DEN BILDERN VON GEORG SCHRIMPF

VON DR. OSKAR SCHÜRER

Die aktuelle Einschätzung dieses Malers
durch das breitere Publikum ist von einem
nicht unbedenklichen Mißverständnis bedroht.
Daß gerade dieses Mißverständnis ihm die
Gunst vieler zuführen dürfte, kann nicht von
dessen Aufdeckung entheben. Als eine kluge
Analyse der gegenwärtigen Malerei auch bei
Schrimpf jene Formverfestigung feststellte, die
für die Zeit charakteristisch ist, war dies für
manchen ein Anlaß, den Maler alsbald unter
dem Schlagwort „Neue Sachlichkeit" zu rubri-
zieren, das für derlei Gestaltungsbestrebungen
marktreif geworden war. Ja, da man sich
des Wertes dieser Malerei von Anfang an
bewußt war, mußte Schrimpf gar als einer
der Führer der unter solchem Schlagwort
postulierten „Richtung" aufmarschieren. Un-
serer Überzeugung nach war dem Maler selbst
solche grobe Einreihung, wenn auch als ehren-

voll gedacht, denkbar zuwider. Abgesehen
hiervon muß die objektive Kritik feststellen,
daß jede Art von richtungsmäßiger Einordnung
selten eine Kunst so falsch sehen und bewerten
läßt, wie die Georg Schrimpfs. Richtungsmäßig
beurteilt schrumpfen diese Bilder zu allzu-
häufigen Wiederholungen allzu ähnlicher Motive
zusammen, denen es zum Manierismus nur an
Virtuosität gebricht. Was in ihnen aber solcher
Einschachtelung sich widersetzt, das Einmalig-
Eindringliche trotz aller Wiederholung, — wird
bei solcher Betrachtung eher als aufdringlich,
als störend empfunden. Gerade bei diesem der
Richtungsschablone Widerstrebenden aber ist
anzusetzen. Man muß Schrimpf als Einzelnen
sehen, fast möchte man sagen: als Außen-
seiter. Sofort springt einem aus jedem dieser
zunächst so ähnlich erscheinenden Bilder ein
Besonderes, ein auf den Grund der hier schaf-

XXXII. Uczemtsr 1988. 2
 
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