Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 63.1928-1929

DOI Artikel:
Schürer, Oskar: Bilder von Hanns L. Katz
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9253#0214

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bilder von Hanns L. Katz

winnt: Unwirkliches in schärfsten Kontrast zu
Wirklichstem gestellt, beide Sphären dabei be-
fremdend ineinandergeschoben und gegenseitig
vertauscht. Wir glauben hier den Weg be-
schritten, unser heutiges Weltgefühl technischer
Raserei und dahinter aufbrechender Metaphysik
giltig auszudrücken.

Wenn wir nun noch einige Daten aus dem
Leben dieses Frankfurter Malers bringen, so
hoffen wir damit nur noch eine Formulierung
des in der Bildausdeutung schon Gesagten zu
geben. Hanns L. Katz gehört der Generation an,
die aus ihrem ersten vollen Seinserleben durch
die Kriegserschütterung herausgerissen wurde.
Schon zu weit gediehen, als daß geistige Welten
durch das Chaos draußen nicht schon hätten
bedroht sein müssen, noch nicht hinreichend in
diesen gefestigt, daß auf ihnen ein organischer
Aufbau des Kriegserlebnisses so ohne weiteres
hätte gelingen können. Diese im eigentlichen
Sinne Kriegsgeneration bedurfte eines Jahr-
zehnts, um innere Zerrüttungen und überreiche
Erkenntnisse der Kriegsjahre in sich so weit zu
klären, daß sinnvolles Leben und mit ihm Ge-
staltung seiner Wurzeln erstehen konnte.....

Auch für Katz scheint der Weg der letzten
Jahre zu solcher Sicherung zu führen. Bedrohte
äußere Existenz ließ ihn kurz nach dem Krieg
zum Handwerkerberufe greifen. Er begann ein
Anstreichergeschäft. Ehrliche Scheidung: hie
Kunst — hie Erwerb schuf Energien nach bei-
den Seiten. Eine bei solchem spannungsreichen
und hochempfindlichen Geist schier über-
menschliche Anstrengung erzwang so den Typ
des „Werkkünstlers", eine Analogieform zum
„Werkstudenten", deren Entwicklung zum
Zeitsymptom in der Person des Malers Katz
bessere Früchte zeitigt als im Studententuni.
Es mag an der gegenseitigen Befruchtung
liegen, die Handwerk und Kunst sich zu bie-
ten haben. Und wieder an der gegenseitigen
Spannung, in der das Kunstschaffen oft unter
Qualen dem Alltag abgerungen werden muß.
Doch dieser Spannung bedarf ein spannungs-
bedingter Mensch wie Katz vor allem, um zu
einem langsam reifenden, aber erlebnisunter-
bauten Werk zu kommen.......... o. s.

+

Ein echtes Kunstwerk hat den Charakter der Not-
wendigkeit, als könnte es nicht anders sein. d.
 
Annotationen