KARL HOFER-AUSSTELLUNG
VON G. F. HARTLAUB
Es scheint, als ob die Generation von Deut-
schen, die in diesem Jahre 50 Jahre alt
werden, von der Natur besonders reich und
mit großen schöpferischen Gaben ausgestattet
worden sei. Wenigstens häuften sich die 50.
Geburtstage bedeutender Zeitgenossen. Karl
Hofer, der am 11. Oktober 1878 in Karlsruhe
geborene Maler, gehört gewiß zu den stärksten
Exponenten dieser Generation.
Karl Hofer ist Schüler des badischen Alt-
meisters Hans Thoma und seine frühesten
Arbeiten sollen an Thoma wie an Böcklin ge-
mahnen. Wer aber heute das vielgestaltige
Gesamtwerk des Jubilars überblickt, wird nichts
mehr von einem solchen Zufallseinfluß der
früheren Anfänge bemerken können. Wie fern
der heimatlichen und provinziell gebundenen,
poetisch realistischen Malerei des Schwarz-
wälder Bauernsohnes ist die im großen Sinne
XXXII. Januar 1929. 1
humanistische, klassisch-europäische Kunst
des Karlsruher Meisters. Ein längerer Aufent-
halt in Rom, Auseinandersetzung mit der Welt
des Hans v. Marlies, hat erst die entscheidenden
Kräfte der Hofer'schen Natur zur Auslösung
gebracht. Auf Rom folgte die jedem modernen
Maler nötige Auseinandersetzung mit Frank-
reichs Impressionisten in Paris. — Innersten
Träumen genügten dann zwei Reisen nach
Indien, die Hofers Gönner, der verstorbene
Winterthurer Industrielle Dr. Th. Reinhart, ihm
ermöglichte. „Römisches" und „Indisches",
das Statisch-Monumentale und das Pflanzen-
haft-Tropische, Lebendig-Rhythmische, diese
beiden Gegensätze bilden noch heute die eigent-
lichen Pole von Hofers künstlerischer Welt.
Die große Jubiläumsausstellung, welche Mann-
heims Städtische Kunsthalle zu Ehren des
badischen Künstlers in diesem Herbst ver-
VON G. F. HARTLAUB
Es scheint, als ob die Generation von Deut-
schen, die in diesem Jahre 50 Jahre alt
werden, von der Natur besonders reich und
mit großen schöpferischen Gaben ausgestattet
worden sei. Wenigstens häuften sich die 50.
Geburtstage bedeutender Zeitgenossen. Karl
Hofer, der am 11. Oktober 1878 in Karlsruhe
geborene Maler, gehört gewiß zu den stärksten
Exponenten dieser Generation.
Karl Hofer ist Schüler des badischen Alt-
meisters Hans Thoma und seine frühesten
Arbeiten sollen an Thoma wie an Böcklin ge-
mahnen. Wer aber heute das vielgestaltige
Gesamtwerk des Jubilars überblickt, wird nichts
mehr von einem solchen Zufallseinfluß der
früheren Anfänge bemerken können. Wie fern
der heimatlichen und provinziell gebundenen,
poetisch realistischen Malerei des Schwarz-
wälder Bauernsohnes ist die im großen Sinne
XXXII. Januar 1929. 1
humanistische, klassisch-europäische Kunst
des Karlsruher Meisters. Ein längerer Aufent-
halt in Rom, Auseinandersetzung mit der Welt
des Hans v. Marlies, hat erst die entscheidenden
Kräfte der Hofer'schen Natur zur Auslösung
gebracht. Auf Rom folgte die jedem modernen
Maler nötige Auseinandersetzung mit Frank-
reichs Impressionisten in Paris. — Innersten
Träumen genügten dann zwei Reisen nach
Indien, die Hofers Gönner, der verstorbene
Winterthurer Industrielle Dr. Th. Reinhart, ihm
ermöglichte. „Römisches" und „Indisches",
das Statisch-Monumentale und das Pflanzen-
haft-Tropische, Lebendig-Rhythmische, diese
beiden Gegensätze bilden noch heute die eigent-
lichen Pole von Hofers künstlerischer Welt.
Die große Jubiläumsausstellung, welche Mann-
heims Städtische Kunsthalle zu Ehren des
badischen Künstlers in diesem Herbst ver-