Renoir
AUGUSTE RENOIR
»MADCHEN HISTE« 1911
Finger am Arbeiten hindern, nimmt er sich
einen Gehilfen, der nach Angaben eines Stäb-
chens des Meisters die Einzelheiten ausführt.
Eine mühsame und indirekte Gestaltungs-
methode. Aber der Geist seines Künstlertums
setzt sich auch hier durch. Die Skulpturen
werden seinen Bildern so ähnlich wie Ge-
schwister derselben Familie.
Im Dezember 1919 stirbt Renoir, nachdem
er den Tag zuvor noch ein Stilleben gemalt hat.
Er hinterließ drei Söhne, die einen schönen
Teil seiner Bilder treu bewahren.
Dieses Künstlerwerk, dessen Meister erst in
unseren Tagen dahinging, zeigt jene ruhevolle
Abgeschlossenheit, die wir klassisch nennen,
und regt viele Fragen der Ästhetik an. Wie
stand dieser Impressionist, dieser Maler einer
neuen „Richtung" zu der Tradition? ZuRubens,
der, wie er, rosiges Fleisch gemalt hatte, zum
Barock vor allem? Wie zum Dixhuitieme? Zu
Fragonard, der auch Hymnen auf den Duft der
Frau gedichtet hatte, zu dem farbig orgienhaf-
ten Delacroix, zu Corot mit den grauen Tönen
und zu Courbets breitem Auftrag? Wie stand
er zu den zeitgenössischen Malern, zu Monet,
Manet, Sisley? Zu Pissarro und Cezanne und
schließlich zuletzt in der plastischen Rundheit
seiner Form zu Maillol und zur Antike? Ord-
net sich dieser Genius in den großen, zeitge-
schichtlichen Zusammenhang ein?
Meier-Graefe, dem wir die neueste Publi-
kation über den Meister verdanken, „Renoir"
betitelt, (Verlag Klinkhardt und Biermann,
Leipzig, 1919) beschäftigt sich mit all diesen
Fragen und beantwortet sie in reichen Excur-
sen. Er ist nicht nur durch seinen langen
Aufenthalt in Paris und die persönliche Be-
kanntschaft mit Renoir tiefst vertraut mit der
Kunst der Zeit, er ist selbst der Mensch jener
Generation, die den Impressionismus in seinem
starken Lebensgefühl im eigenen Blut erlebt
hat. So ist diese Monographie aus selbstän-
diger Anschauung geboren, die sich noch in
letzter Zeit durch Reisen in Europa und
Amerika geklärt und erweitert hat.
— Wer dieses Buch liest, erhält neben Urteilen
319
AUGUSTE RENOIR
»MADCHEN HISTE« 1911
Finger am Arbeiten hindern, nimmt er sich
einen Gehilfen, der nach Angaben eines Stäb-
chens des Meisters die Einzelheiten ausführt.
Eine mühsame und indirekte Gestaltungs-
methode. Aber der Geist seines Künstlertums
setzt sich auch hier durch. Die Skulpturen
werden seinen Bildern so ähnlich wie Ge-
schwister derselben Familie.
Im Dezember 1919 stirbt Renoir, nachdem
er den Tag zuvor noch ein Stilleben gemalt hat.
Er hinterließ drei Söhne, die einen schönen
Teil seiner Bilder treu bewahren.
Dieses Künstlerwerk, dessen Meister erst in
unseren Tagen dahinging, zeigt jene ruhevolle
Abgeschlossenheit, die wir klassisch nennen,
und regt viele Fragen der Ästhetik an. Wie
stand dieser Impressionist, dieser Maler einer
neuen „Richtung" zu der Tradition? ZuRubens,
der, wie er, rosiges Fleisch gemalt hatte, zum
Barock vor allem? Wie zum Dixhuitieme? Zu
Fragonard, der auch Hymnen auf den Duft der
Frau gedichtet hatte, zu dem farbig orgienhaf-
ten Delacroix, zu Corot mit den grauen Tönen
und zu Courbets breitem Auftrag? Wie stand
er zu den zeitgenössischen Malern, zu Monet,
Manet, Sisley? Zu Pissarro und Cezanne und
schließlich zuletzt in der plastischen Rundheit
seiner Form zu Maillol und zur Antike? Ord-
net sich dieser Genius in den großen, zeitge-
schichtlichen Zusammenhang ein?
Meier-Graefe, dem wir die neueste Publi-
kation über den Meister verdanken, „Renoir"
betitelt, (Verlag Klinkhardt und Biermann,
Leipzig, 1919) beschäftigt sich mit all diesen
Fragen und beantwortet sie in reichen Excur-
sen. Er ist nicht nur durch seinen langen
Aufenthalt in Paris und die persönliche Be-
kanntschaft mit Renoir tiefst vertraut mit der
Kunst der Zeit, er ist selbst der Mensch jener
Generation, die den Impressionismus in seinem
starken Lebensgefühl im eigenen Blut erlebt
hat. So ist diese Monographie aus selbstän-
diger Anschauung geboren, die sich noch in
letzter Zeit durch Reisen in Europa und
Amerika geklärt und erweitert hat.
— Wer dieses Buch liest, erhält neben Urteilen
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