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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 63.1928-1929

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Osborn, Max: Frauenporträts
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https://doi.org/10.11588/diglit.9253#0340

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Frauenporträts

HELENE STARCK -BERLIN

>MADCHEN-HILDNIS«

für sie erfand sich die Kunst der Zeit, die sich
wieder in neuer Anspannung mit der Natur aus-
einandersetzt, eine scharf visierende, unerbitt-
liche, sehr geeignete Methode. Aber das ist
mehr eine Abrechnung mit der Vergangenheit.
Die gegenwärtige und in Entwicklungen der
Zukunft weisende Schönheit jedoch ist weit
abgerückt von weichlich-rosiger, porzellan-
gldtter Kitschnähe.

So öffnen sich für das Frauenporträt die Tore
ungeahnter Möglichkeiten. Für die wirklich-
keitspiegelnde, wirklichkeitdeutende, psycho-
logische, menschliche und malerische Seite sei-
ner Betätigung. Von einer repräsentativen und
Salonrolle geht es über zum Ausdruck der Mor-
genröte einer neuen Kultur.

Es ist kein Zufall (es gibt ja überhaupt im
Leben und Betrieb der Künste keinen Zufall),
daß gerade in solchem Zeitpunkt ein Wett-
bewerb für das beste Frauenporträt ausge-
schrieben wurde. Der „Schicht-Preis", der
dazu gestiftet worden war, betrug 10 000 Mark
und sah einen knapp begrenzten Zeitraum vor:

er rief lediglich die deutsche Produktion des
laufenden Jahres 1928 auf den Plan. Es wurde
eine Jury gebildet, der eine Reihe nord- und
süddeutscher Maler und Kunstkritiker ange-
hörten. Aus der Fülle von über 300 Anmel-
dungen wählte sie eine Anzahl von 26 Werken
aus, die dann im Kunstsalon Fritz Gurlitt zu
Berlin ausgestellt wurden, um daraufhin durch
andere Städte zu wandern. Einstimmig wurde
der Preis Willy Jaeekel zuerkannt, dessen
Mädchenporträt den modernen Zeittypus von
1928 (auf den eben die Wettbewerbsbestimm-
ungen hinwiesen) den Preisrichtern am besten
getroffen zu haben schien.

Es ist lehrreich, was dieser Appell hervor-
gelockt hat. Die Beteiligung war, wie bei sol-
chen Gelegenheiten üblich, durchaus keine all-
gemeine, erschöpfende. Die engere Auswahl,
die die Jury traf, konnte darum, begreiflich,
keine zeitgültige sein. Doch auch sie zeigt be-
reits von ungefähr, in Umrissen, die Art der
Leistung von heute und Wege, die in die Zu-
kunft weisen................... m. o.
 
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