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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 63.1928-1929

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Köpfe von Theo Siegle
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https://doi.org/10.11588/diglit.9253#0349

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Köpfe von Theo Siegle

chen und dem entzückend „gefundenen", kranz-
ähnlichen Ornament des Haarschmuckes als ein
überzeugender Beleg dieser jungen Begabung
betrachtet werden. Man findet hier nicht die
Spur einer Verkrampfung; die ganze Arbeit des
Künstlers ist bestimmt und gehalten von einem
tief beruhigten, großäugigen Sehen, von einem
warmen Liebesgefühl, das sich des fremden
Lebens freut und eben deshalb sorgsam auf
seine Wirklichkeitszüge eingeht. Die wahre
Liebe, dieses Grundgefühl aller Kunst, ist nur
da, wo das Bestimmte geliebt und in be-
stimmtem Wort ausgesprochen wird; wohin-
gegen jede hochfahrende Behandlung der Wirk-
lichkeitszüge auf die Befangenheit im Ich deutet,

auf jenen amor sui, der im Enderfolg zur künst-
lerischen Unfruchtbarkeit führt. Nur ein offenes
Herz führt zu einer „offenen", fließenden und
sprachkundigen Form. — Eine große Zahl be-
kannter Persönlichkeiten hat Theo Siegle im
Bildnis festgehalten; eine seiner letzten Arbeiten
war das Porträt des bayrischen Ministerpräsi-
denten Held. Siegles angewandte Plastik, in
der er sich früher gelegentlich versucht hat, hat
neben seiner Bildnisplastik nicht viel zu bedeu-
ten. An dem Punkt, an dem Siegle heute steht,
ist er darüber völlig hinausgewachsen und in
jene große Beziehung zum seelenhaft durch-
wirkten Leben eingetreten, die sich nur in schöp-
ferischer Arbeit wahrhaft betätigen kann. w. m.
 
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