Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 63.1928-1929

DOI Artikel:
Rochowanski, Leopold W.: Zwei Wiener Plastiker
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9253#0353

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ZWEI WIENER PLASTIKER

Wenn unsere Zeit auch vielen das Gefühl
geweitet, längst klopfenden Impulsen
freien Weg geschaffen hat, nahm sie durch die
beständig schwankenden Tageswerte doch wie-
derum manchen Künstlern den sicheren Platz
der Arbeitsmöglichkeit. Besonders die wirk-
lichen Plastiker, die sich zu erniedrigender Gips-
kleckserei nicht entschließen können, die den
hohen Wert künstlerischen Baustoffes nicht
entbehren wollen, sind übel daran. Allerdings
gibt es Marmorblöcke genug, sie sind als ein
Geschenk der verschwenderischen Erde überall
ausgeteilt, aber armselige Mathematiker haben
sie bereits gezählt und numeriert, nur gegen
teures Lösegeld können sie zu schöpferischer
Umgestaltung gewonnen werden.

Die unversöhnliche Gipsfeindlichkeit, die
dienende Freude am Material ist beiden Künst-
lern, sowohl Josef Dobner als auch Jakob
Low, gemeinsam. Dobner hat sich das harte
Holz, Low den weichen Ton erwählt. Beide
sind aus der Wiener Kunstgewerbeschule her-
vorgegangen. Dobner arbeitete durch fünf
Jahre bei Professor H a n a k, die er nur durch

einen kurzen Ausflug in die Akademie unter-
brach, um dann wieder unter die Feuerrede
Hanaks zurückzukehren. Low verbrachte zu-
erst eine Lehrzeit bei einem Holzschnitzer, ging
dann in eine Fachschule für Holzbildhauerei,
die aber seinen Gestaltungsdrang unbefriedigt
ließ. Hierauf studierte er bei den Professoren
Barwig und Strnad.

Ein schönes Beispiel für die enge Verbun-
denheit mit dem Arbeitsstoff ist die Benennung,
die Dobner einer seiner weiblichen Figuren
gab, er schenkte ihr den Namen des Holzes, er
machte aus Majaqualinde einen Mädchennamen.
Nun sind Stoff, Name und Ernst des Ausdrucks
in einem Wort vereinigt.

Dobners Bemühen ist auf die architektonische
Lösung und Eingliederung plastischer Aufgaben
gerichtet. Daß er sich dabei auf dem richtigen
Wege befindet, zeigt sein großangelegtes Frie-
densdenkmal. Auf dem schön gegliederten
Unterbau der Balken sitzt der schmerzliche
Kopf eines Jünglings, seine Hände sind der Erde
abgekehrt, sind flehend nach oben gerichtet. —
Auch die Schaffung von Gartenplastiken aus

Hffl. Fekrutr 1929. 5
 
Annotationen