Bildersammler und Bilder falscher
Kunst - Interesse
nicht vergessen.
Nichts wäre un-
erwünschter , als
wenn die Fälsch-
ungsaffären eine
Panik hervorrufen
würden. Auch ein
Bildersammler, der
sich an Marken
von festem Wert
hält, bedeutet eine
kunst- ökonomisch
wertvolle Erschei-
nung; jedenfalls
eine wertvollere als
diejenigen Leute,
die begütert genug
wären, die Kunst
in ihr Leben zu
ziehen, und es doch
ausGleichgültigkeit
unterlassen. Wir
meinen: dem Man-
ne, der der Kunst
Förderung zuwen-
det, gebührt Ach-
tung, auch wenn er
bei seinen Erwer-
bungen sich mög-
lichst zu sichern
sucht dadurch, daß
er auf Meister-
namen von gutem
Kurs sieht. Wer
wird denn behaup-
ten wollen, daß un-
ter Menschen nur
diejenigen Hand-
lungen, nur dieje-
nige Art von Teil-
nahme Wert hät-
ten, die aufgrund
einer persönlichen
und kennerischen
Beziehung erfol-
gen ? Wieviele Für-
sten, die als große Mäzene in der Kunstge-
schichte stehen, haben bei ihrer Kunstförde-
rung vorwiegend das persönliche Prestige im
Auge gehabt I Indem sie große Künstler be-
schäftigten, war es oft lediglich ihre Absicht,
durch das Kunstwerk zu repräsentieren und
ihrem eigenen Glanz den Glanz eines bedeu-
tenden Künstlernamens hinzuzufügen. Dasselbe
galt und gilt für viele andre Kunstmäzene. Wen
darf es überraschen, in menschlichem Tun
JAKOB LOW. »MÄDCHENTORSO« BRONZE
menschliche Mo-
tive zu finden, Mo-
tive der Sozietät,
Motive, die auf das
Geltungsbedürfnis,
überhaupt auf das
Leben mit Ande-
ren bezogen sind?
— Unter diesen
Gesichtspunkt fällt
offenbar auch die
Bevorzugung gang-
barer Meister-Na-
men. Der Glaube
an den Meister-
Namen ist ein Son-
derfall jenes Au-
toritätsgefühls, das
eine so enorme
Rolle im mensch-
lichen Leben spielt.
Gegen Autorität
und Autoritätsge-
fühl kann nur der-
jenige predigen,der
keine Ahnung da-
von hat, in wie
vielen Fällen uns-
res Lebens wir un-
ausweichlich da-
rauf angewiesen
sind, nach Autori-
tät zu urteilen und
zu handeln. Wer
kann denn bei
allen Entschei-
dungen seines Le-
bens eine unmit-
telbare Sachkennt-
nis, eine persön-
liche Ergriffenheit,
eine vollständig
frische und erlebte
Beziehung zu den
verschiedenenWer-
ten, Personen und
Dingen zugrunde-
legen? Dazu ist das Dasein viel zu kompliziert,
zu unübersichtlich. Schon der Begriff des „Fach-
manns" verweist auf das Autoritätsgefüge, in
das wir unentrinnbar verflochten sind: Fach-
mann ist der, der den Ruf hat, seine Sache zu
verstehen; und nichts ist natürlicher, als daß
der Einzelne zunächst diesem Rufe glaubt. So
ist also auch der Glaube an den Meisternamen
eine ganz natürliche Äußerung des Autoritäts-
gefühls. Und wie das Autoritätsgefühl die Eigen-
Kunst - Interesse
nicht vergessen.
Nichts wäre un-
erwünschter , als
wenn die Fälsch-
ungsaffären eine
Panik hervorrufen
würden. Auch ein
Bildersammler, der
sich an Marken
von festem Wert
hält, bedeutet eine
kunst- ökonomisch
wertvolle Erschei-
nung; jedenfalls
eine wertvollere als
diejenigen Leute,
die begütert genug
wären, die Kunst
in ihr Leben zu
ziehen, und es doch
ausGleichgültigkeit
unterlassen. Wir
meinen: dem Man-
ne, der der Kunst
Förderung zuwen-
det, gebührt Ach-
tung, auch wenn er
bei seinen Erwer-
bungen sich mög-
lichst zu sichern
sucht dadurch, daß
er auf Meister-
namen von gutem
Kurs sieht. Wer
wird denn behaup-
ten wollen, daß un-
ter Menschen nur
diejenigen Hand-
lungen, nur dieje-
nige Art von Teil-
nahme Wert hät-
ten, die aufgrund
einer persönlichen
und kennerischen
Beziehung erfol-
gen ? Wieviele Für-
sten, die als große Mäzene in der Kunstge-
schichte stehen, haben bei ihrer Kunstförde-
rung vorwiegend das persönliche Prestige im
Auge gehabt I Indem sie große Künstler be-
schäftigten, war es oft lediglich ihre Absicht,
durch das Kunstwerk zu repräsentieren und
ihrem eigenen Glanz den Glanz eines bedeu-
tenden Künstlernamens hinzuzufügen. Dasselbe
galt und gilt für viele andre Kunstmäzene. Wen
darf es überraschen, in menschlichem Tun
JAKOB LOW. »MÄDCHENTORSO« BRONZE
menschliche Mo-
tive zu finden, Mo-
tive der Sozietät,
Motive, die auf das
Geltungsbedürfnis,
überhaupt auf das
Leben mit Ande-
ren bezogen sind?
— Unter diesen
Gesichtspunkt fällt
offenbar auch die
Bevorzugung gang-
barer Meister-Na-
men. Der Glaube
an den Meister-
Namen ist ein Son-
derfall jenes Au-
toritätsgefühls, das
eine so enorme
Rolle im mensch-
lichen Leben spielt.
Gegen Autorität
und Autoritätsge-
fühl kann nur der-
jenige predigen,der
keine Ahnung da-
von hat, in wie
vielen Fällen uns-
res Lebens wir un-
ausweichlich da-
rauf angewiesen
sind, nach Autori-
tät zu urteilen und
zu handeln. Wer
kann denn bei
allen Entschei-
dungen seines Le-
bens eine unmit-
telbare Sachkennt-
nis, eine persön-
liche Ergriffenheit,
eine vollständig
frische und erlebte
Beziehung zu den
verschiedenenWer-
ten, Personen und
Dingen zugrunde-
legen? Dazu ist das Dasein viel zu kompliziert,
zu unübersichtlich. Schon der Begriff des „Fach-
manns" verweist auf das Autoritätsgefüge, in
das wir unentrinnbar verflochten sind: Fach-
mann ist der, der den Ruf hat, seine Sache zu
verstehen; und nichts ist natürlicher, als daß
der Einzelne zunächst diesem Rufe glaubt. So
ist also auch der Glaube an den Meisternamen
eine ganz natürliche Äußerung des Autoritäts-
gefühls. Und wie das Autoritätsgefühl die Eigen-