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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 63.1928-1929

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Osborn, Max: Haus Walther Lange von Bruno Paul
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https://doi.org/10.11588/diglit.9253#0415

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Haus Walther Lange von Bruno Paul

HAUS WALTHER LANGE

»LOGGIA MIT ALPINUM«

interessant konstruierte Treppenhaus mit seinen
Flächen in propper-leuchtendem Gipsglättputz,
die Wände lichtblau, die Decke rosa in Ölwachs-
farbe getönt, der Läufer streifig-blau dazu ab-
gestimmt, auch das Geländer architektonisch,
in geschlossenen rechtwinkligen hellen Feldern
gehalten, über denen silberne Stützen einen
Handlauf aus dunklem Holz tragen — links
aber betritt man einen der Räume, die Paul
neuerdings gern ins Zentrum seiner Haus-
anlagen setzt: die Wohnhalle.

Das ist ein langgestrecktes Zimmer, dessen
Außenwand fast ganz aus einem breiten, vier-
flügeligen Fenstersystem besteht: voll fällt das
Licht herein, bequem und erquickend öffnet sich
die Aussicht über Rasen und Bäume der hoch-
gelegenen Gartenpartie zum See hinüber. Die
praktischen Möbel aus kaukasischem Nußbaum
von sorgsam ausgesuchter Maserung, die grünen
Bezüge in Dreinuancenstreifen, die Wände,
wiederum Glättputz, in abwechselnd hellere und
dunklere graue Horizontalbalken aufgeteilt, der
dazu gestimmte Smyrna-Teppich, graues Muster
auf grünem Fonds, vor allem die behäbige Ka-
minecke (massiver Holzumbau, Kacheln nach

Entwürfen von Fritz Paul Blum gebrannt) be-
wirken, daß der große Raum als wunderschöne
Einheit wirkt und seine Gäste gleichsam liebe-
voll in die Arme nimmt. Es ist ein Meisterstück
angenehmer Disposition und ruhig-sicherer An-
ordnung der Akzente. In klarem Grundriß
schließen sich' die weiteren Räume um dies
Herz des Hauses. Zur einen Seite der Wohn-
halle das Eßzimmer, zur anderen das Garten-
zimmer, von beiden öffnen sich freie Ausgänge
zum Garten. Das Gartenzimmer ein Lecker-
bissen für sich, in seiner lichten Freundlichkeit
wirklich ein Übergang von Haus zur Natur. Um
das zu verdeutlichen, kann die riesige Spiegel-
glasscheibe des Fensters in ganzer Wandbreite
in den Erdboden versenkt werden, worauf das
Gemach als tiefe Loggia erscheint; ohne Stufe
tritt man hinaus auf die Gartenterrasse, neben
der auf dem Hang, über der Garage, ein Alpi-
num angelegt ist. Die Ausstattung des Zimmers
entspricht dem Loggia-Charakter: Rohrgeflecht-
möbel mit Gestellen aus weißlich - grünem
Schleiflack, dazu hellgrüner Stoff, Fußboden
aus Solnhofener Platten, Wände und Decken
mit leichten, graziösen Pflanzenmalereien Blums

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