Schöpfung und Erfindung in der Kunst
vally WIESELTHIER-WJF.N. i glasvasen «
lertum Manets für seine damaligen Zettge-
nossen, — und wie sichtbar, deutlich ist es für
uns! Man denke dagegen an die technischen
Neuerungen, die Erfindungen im eigentlichsten
Sinne: wie klar, festumrissen ist uns etwa der
veränderte Bau von Motoren bald nach ihrer
Bekanntgabe. — Und was entlehnte unsere
klassische Dichtung nicht alles dem Altertum,
— wer aber wird bei der Konstruktion mo-
dernster Pflüge an die Pflugschar der Antike
zurückdenken I
Wenn bei der Erfindung alles nur einen vor-
übergehenden Wert hat, enthält das wahrhafte
Kunstwerk eine innere Lebenskraft, die ihm
eine stetige Bedeutung sichert und die den
Zeitablauf überdauert. Dieser Anspruch auf
überzeitliche, ewige Geltung ist es, den wir
meinen, wenn wir von künstlerischer Schöpfung
sprechen, — in dieser Liebe zur Ewigkeit
sehen wir einen der Grundimpulse des wahren
Künstlertums.
Das erfinderische Element scheidet gewiß
nicht ganz aus. Die Neuartigkeit der Form-
gebung und des Gefühlsgehaltes leiht dem Kunst-
werk einen Anreiz, den es für die Gegenwart
nicht entbehren kann, wenn es wirken will. In
dem persönlichen Klange spiegelt sich das
Erfindertum wider. Das Wichtigere aber bleibt
doch die Veibundenheit jedes Wesens mit dem
Weltgrunde, wie sie das Werk der hohen Kunst
ahnen läßt, — eine Verbundenheit innerster
Art, mag sie sich tragisch oder heiter, drama-
tisch oder idyllisch gebärden........ k. v. s.
*
Ebensowenig, wie es statthaft ist, die eine
oder andere Form für den oder jenen Stoff
ausschließlich in Anspruch zu nehmen, ebenso-
wenig dütfen wir es auch zulassen, daß der
oder jene Gegenstand irgendeine Zweck- und
Kunstform nur für sich allein mit Beschlag be-
lege, wenn die gleiche Form auch sinngemäß
für einen anderen, etwa von neuen Lebensbe-
dürfnissen erst geschaffenen Gegenstand ver-
wendet werden kann.
Und ebensowenig, wie man einzelne, sonst
brauchbare und gefällige Formen ausschließen
darf, wäre es auch erlaubt, gewisse Formen
oder Formengruppen gebieterisch zu verlangen,
sobald andere als rein ästhetische Rücksichten
sich zu Worte melden. . . . gustav e. pazaurek.
vally wieselthier. ' glasvase« wiener werkstätte
438
vally WIESELTHIER-WJF.N. i glasvasen «
lertum Manets für seine damaligen Zettge-
nossen, — und wie sichtbar, deutlich ist es für
uns! Man denke dagegen an die technischen
Neuerungen, die Erfindungen im eigentlichsten
Sinne: wie klar, festumrissen ist uns etwa der
veränderte Bau von Motoren bald nach ihrer
Bekanntgabe. — Und was entlehnte unsere
klassische Dichtung nicht alles dem Altertum,
— wer aber wird bei der Konstruktion mo-
dernster Pflüge an die Pflugschar der Antike
zurückdenken I
Wenn bei der Erfindung alles nur einen vor-
übergehenden Wert hat, enthält das wahrhafte
Kunstwerk eine innere Lebenskraft, die ihm
eine stetige Bedeutung sichert und die den
Zeitablauf überdauert. Dieser Anspruch auf
überzeitliche, ewige Geltung ist es, den wir
meinen, wenn wir von künstlerischer Schöpfung
sprechen, — in dieser Liebe zur Ewigkeit
sehen wir einen der Grundimpulse des wahren
Künstlertums.
Das erfinderische Element scheidet gewiß
nicht ganz aus. Die Neuartigkeit der Form-
gebung und des Gefühlsgehaltes leiht dem Kunst-
werk einen Anreiz, den es für die Gegenwart
nicht entbehren kann, wenn es wirken will. In
dem persönlichen Klange spiegelt sich das
Erfindertum wider. Das Wichtigere aber bleibt
doch die Veibundenheit jedes Wesens mit dem
Weltgrunde, wie sie das Werk der hohen Kunst
ahnen läßt, — eine Verbundenheit innerster
Art, mag sie sich tragisch oder heiter, drama-
tisch oder idyllisch gebärden........ k. v. s.
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Ebensowenig, wie es statthaft ist, die eine
oder andere Form für den oder jenen Stoff
ausschließlich in Anspruch zu nehmen, ebenso-
wenig dütfen wir es auch zulassen, daß der
oder jene Gegenstand irgendeine Zweck- und
Kunstform nur für sich allein mit Beschlag be-
lege, wenn die gleiche Form auch sinngemäß
für einen anderen, etwa von neuen Lebensbe-
dürfnissen erst geschaffenen Gegenstand ver-
wendet werden kann.
Und ebensowenig, wie man einzelne, sonst
brauchbare und gefällige Formen ausschließen
darf, wäre es auch erlaubt, gewisse Formen
oder Formengruppen gebieterisch zu verlangen,
sobald andere als rein ästhetische Rücksichten
sich zu Worte melden. . . . gustav e. pazaurek.
vally wieselthier. ' glasvase« wiener werkstätte
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