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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Dobbert, Eduard: Ambruogio Lorenzetti: Geb. um 1300; gest. nach 1345
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0162

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AMBRUOGIO LORENZETTi.

regung dargehellt hat,, ift wahrhaft wunderbar. Auch ift das ganze Volk zu
fehen, wie dasfelbe die Blicke auf die nackten Mönche gerichtet hat. Da fitzt
auch der Sultan nach maurifcher Sitte. Die Stellungen find fo verfchieden, die
Coftüme fo mannichfaltig: man möchte glauben, die Gehalten feien wirklich
lebendig. Jetzt giebt der Sultan den Befehl, fie an einen Baum zu hängen.
Es ift dargeftellt, wie man nun einen Mönch auf hängt, und wie das an-
wefende Volk den an den Baum gehängten Mönch reden und predigen hört.
Dann befiehlt der Sultan dem Scharfrichter, fie zu enthaupten. Und nun ift ge-
fchildert, wie fie in Gegenwart einer zahlreichen Volksmenge zu Pferde und zu
Fufs geköpft werden. Da fteht der Vollftrecker des Urtheils mit zahlreichen Be-
waffneten. Hier fleht man Männer und Frauen. Und nach der Enthauptung der



Mönche erhebt fich ein düfteres Unwetter mit argem Hagel, Blitz, Donner und
Erdbeben. Man meint Himmel und Erde gefährdet zu fehen. Mit grofser
Furcht fuchen Alle fich zu bergen; man fleht Männer und Frauen die Kleider
über den Kopf ziehen, und Krieger ihre Häupter mit den Schilden decken;
dichter Hagel fällt nun auf die Schilde; es ift, als prallte der Hagel, von wunder-
barem Sturme getrieben, wirklich von den Schilden ab. Man fleht, wie die Bäume
fich bis zur Erde neigen oder brechen, Alles fcheint zu fliehen. Dem Scharfrichter
fttirzt das Pferd unterm Leibe und tödtet ihn. Viel Volkes liefs fich defshalb
taufen. Als Malerei fcheint es mir ein wunderbares Werkx.
Von diefen bei Ghiberti beschriebenen Bildern sind Fragmente unter der
Tünche zum Vorfchein gekommen, man hat fie von der Wand gelöft und in eine
Capelle der ehemaligen Kirche S. Francesco übertragen.
Hier fleht man jene Scene, wo der junge Mönch um die Gnade bittet, zu
den Ungläubigen gehen zu dürfen. Er ift vor einem thronenden Bifchof oder
Papft demüthig niedergekniet, welcher feine Hände ergriffen hat und ernft zu ihm
herabfchaut. Der Kopf des Mönchs ift leider fehr verdorben. Beffer erhalten
 
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