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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Dobbert, Eduard: Ambruogio Lorenzetti: Geb. um 1300; gest. nach 1345
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0173

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SEINE FERNEREN WERRE. SEINE PERSÖNLICHKEIT.

55

Von leinen Wandmalereien in Sta. Margherita zu Cortona, wohin er nach
Valari im Jahre ißßß berufen wurde, ift nichts erhalten. Valari rühmt die Hehr
fchonen Aßecte« an den dortigen Figuren.
Auch die Tafel des h. Crescentius, welche Ambruogio in den Jahren ißßp—iß40
lür den Dom zu Siena malte, ilt verfchwunden.
Die Akademie zu Florenz behtzt eine ))Darbringung Chrifti im Tempel«,
welche der Meifter im Jahre iß42 lchuf, ein leider in lchlechtem Zustande auf
uns gekommenes Werk. Auch die beiden Predellenbilder mit Schilderungen aus
den Legenden der Heiligen Nicolaus und Proculus (in derfelben Galörie) hnd lehr
verdorben.
Aus dem Jahre iß44 flammt die fogen. ))Madonna de^ Donzelli«, ein infchrift-
lich als Werk AmbruogioL beglaubigtes Verkündigungsbild, jetzt in der Galerie
zu Siena (Nr. 45), urlprünglich für den Palazzo publico gemalt. Hier ift das
Profil der Maria von grofser Schönheit.
AmbruogioN Art zeigen auch die zulämmengehör enden Bilder Nr. 46—48
der ßenefer Sammlung: die Madonna mit dem Kinde zwilchen Maria Magdalena
und Johannes dem Evangeliften einerfeits, der h. Dorothea und Johannes dem
Täufer andererfeits; darunter eine Kreuzabnahme. Auch die Halbfiguren von
S. Auguftinus und S. Antonius waren urlprünglich Beftandtheile diefes Werkes.
Das Madonnenbild ift doch wohl zu roh, um als eigenhändige Arbeit des Meifters
gelten zu können; wohl aber erinnern die trauernden Frauen in der x-Kreuz-
abnahme« an die grofse ßeneßfche Kreuzigung zu Alhh und die Halbfiguren der
Dorothea und Maria Magdalena an AmbruogioN gutes Regiment; befonders hei
mir die Aehnlichkeit zwilchen dem Antlitz der Dorothea hier und der x-Concordia«
des letzteren Gemäldes auf.
Auch die kleine Madonna mit den Ichmal gefchlitzten Augen zwifchen Engeln,
von Heiligen angebetet (Nr. $2 der Galerie in Siena), ift aus AmbruogioL Hand
oder doch aus feiner Schule hervorgegangen.
Urkundlich findet lieh der Meifter zum letzten Mal im Jahre iß4$ erwähnt,
wo er »für einige Figuren, welche er in der Kammer der Neun gemalt hatte«,
eine Zahlung erhält.
Zum Schluffe mögen einige von Valari beigebrachte, allerdings nicht ver-
bürgte Details über das Leben und den Charakter des Meifters hier ihre Stelle
finden. Danach hätte Ambruogio in feiner Jugend den Wilfenfchaften obgelegen
und diefelben hätten ihm während feines ganzen Lebens lo lehr zur Zierde ge-
reicht, dafs lie ihn nicht minder liebenswürdig und angenehm gemacht hätten als
fein Künftlerberuf. Er habe ftets mit wiffenlchaftlich gebildeten und tüchtigen
Männern verkehrt und fei auch mit Erfolg in Staatsgefchäften verwendet worden.
Seine in jeder Beziehung lobenswerthen Sitten feien mehr diejenigen eines Edel-
mannes und Philofophen als die eines Künftlers gewefen. Schlielslich rühmt
Valari den zufriedenen Sinn des Meifters, kraft deffen er mit Mäftigung und
Ruhe das Gute wie das Böte, das ihm das Schicklal bot, ertragen habe.
 
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